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Midkemia Saga 06 - Des Königs Freibeuter

Midkemia Saga 06 - Des Königs Freibeuter

Titel: Midkemia Saga 06 - Des Königs Freibeuter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Feist
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hatte nur ein einziges Becken zum Baden in der Mitte. Darüber hatte man ein halbdurchsichtiges Tuch gespannt, welches tagsüber die Strahlen der heißen Sonne milderte.
    Große Türen und Fenster gingen auf den kleinen Zufluchtsort hinaus.
    Calis hatte bereits zwei ähnliche Gärten durchforscht, die beide verlassen waren. In beiden hatte Unkraut gewuchert, und die Becken waren mit abgestandenem Regenwasser vollgelaufen gewesen.
    Dieser Garten war sauber und gepflegt.
    Calis hastete über das offene Gelände und spähte in eines der Fenster. Davor war ein Fensterladen, doch durch die Zwischenräume sah er eine Gestalt auf einem Bett. Ihr Haar war im Lampenlicht gelblich, doch Calis konnte ihre Gesichtszüge nicht erkennen. Es konnte Abigail sein. Er kannte sie nur der Beschreibung nach, begegnet war er ihr nie. Ein weniger umsichtiges Wesen wäre einfach davon ausgegangen, daß sie es sei, aber Calis war mit der Geduld einer Art ausgestattet, deren Leben in Jahrhunderten gezählt wurde.
    Er verließ das Fenster und untersuchte die Tür. Sie war aus Holz, hatte eine Klinke und offensichtlich kein Schloß. Er lauschte einige Minuten lang, hörte jedoch kein Geräusch.
    Er griff nach der Klinke, doch irgend etwas ließ ihn innehalten. Er ging wieder zum Fenster und spähte noch einmal hinein. Er hatte ein Geräusch gehört, mehr unterbewußt als bewußt. Jetzt sah er dessen Quelle. Auf dem Bett neben dem ersten saß noch ein Mädchen, und Calis riß die Augen auf. Es war eine Doppelgängerin des ersten.
    Calis trat einen Schritt zurück. Er erinnerte sich an den entsetzlichen Anblick in dem großen ummauerten Hof, wo sich fremdartige Kreaturen mit dunklen Kräften in Doppelgänger der Gefangenen verwandelten. Und offensichtlich geschah das auch mit Abigail.
    Dann konnte er auch Margaret sehen. Doch augenblicklich erkannte er mit seinen scharfen Sinnen, daß dies nicht die Tochter von Herzog Martin war. Sie bewegte sich anders, sie hielt sich anders, und ihr Gesichtsausdruck war nicht der eines Menschen.
    Calis wußte nicht, was er tun sollte, also wartete er erst einmal.

    Nicholas stand auf. Es war eine Stunde vor Sonnenaufgang, doch er konnte nicht schlafen. Er ging in eins der großen Zimmer, wo sich ein Dutzend Männer auf den zwölf Pritschen ausgestreckt hatte, von denen jeweils sechs an einer Wand standen, und suchte sich durch sie hindurch den Weg zu Praji. Vaja lag auf der anderen Seite des Gangs. Nicholas schüttelte Praji leicht, und der Söldner wurde augenblicklich wach.
    Nicholas machte ihm ein Zeichen, er solle mitkommen, und Praji folgte ihm. Da Nicholas barfuß war und kein Obergewand trug, verzichtete Praji ebenfalls darauf, sich anzuziehen. Im verlassenen Gemeinschaftsraum sagte Nicholas: »Wir beide müssen ein paar Entscheidungen treffen.«
    Praji sagte: »Also werdet Ihr mir jetzt die Wahrheit sagen?«
    Nicholas erwiderte: »Das ist eine lange Geschichte. Setzt Euch.«
    Praji zog sich einen Stuhl heran, räkelte sich und gähnte.
    Nachdem er sich gesetzt hatte, sagte er: »Hoffentlich ist die Geschichte spannend, Hauptmann. Ich werde nicht gern so früh geweckt. Meistens ist damit Töten verbunden.« Sein Grinsen war im Dämmerlicht kaum zu erkennen.
    Nicholas erzählte ihm alles, ließ nur den Stein des Lebens und das Orakel von Aal aus. Doch er erzählte ihm von seinem Vater, vom Königreich und von dem Überfall auf Crydee. Als er seinen Bericht beendet hatte, war der Morgen angebrochen, und Keeler tauchte im Gemeinschaftsraum auf und begann mit der Arbeit. Von einer Bäckerei zwei Häuser weiter wurde heißes Brot gebracht, und einige Zeit danach lieferte ein anderer Mann Obst und Käse. Nicholas und Praji bekamen Frühstück, wonach Keeler rasch wieder verschwand.
    Wenn man es mit Söldnertruppen zu tun hatte, war es besser fürs Geschäft, nichts zu hören; manchmal rettete es auch das Leben.
    Nicholas sagte: »Ich brauche ein Dutzend Männer – zwanzig wären besser; sie müssen vertrauenswürdig sein, und ich werde sie gut bezahlen. Allerdings müssen sie mit uns hinaussegeln, und wir setzen sie dann draußen irgendwo an der Küste ab. Könnt Ihr mir solche Männer besorgen?«
    »Es ist nicht die Frage, ob ich das kann, die Frage ist, ob ich will. Wieviel wäre Euch das wert?«
    »Wieviel wäre es Euch wert, dem Oberherrn und seinem Zauberer etwas zu stehlen, was ihnen eine Menge bedeutet?«
    Praji grinste. »Das wäre mir ein Vergnügen. Dieser Schweinehund steht immer noch auf meiner

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