Midkemia Saga 06 - Des Königs Freibeuter
werden froh sein, etwas zu tun zu bekommen. Das Warten geht einem am meisten auf die Nerven.«
Calis und Marcus betraten die Herberge eine Stunde später, und Calis sagte: »Wir haben sie gefunden.«
Nicholas machte Amos, Ghuda und den anderen beiden ein Zeichen, sie sollten mit in sein Zimmer kommen. »Wo sind sie?«
In diesem Moment ging die Tür auf, und Nakor trat verschlafen ein. »Ich habe euch aus dem Nebenzimmer gehört.«
Calis sagte: »In der südöstlichen Ecke des Anwesens gibt es eine kleine Wohnung, zwei Zimmer und ein kleiner Garten. Ems der Zimmer ist leer. Margaret und Abigail sind in dem anderen.«
Nicholas fragte: »Geht es ihnen gut?«
»Schwer zu sagen. Ich habe zwei Abigails gesehen.«
»Sie machen Doppelgänger«, sagte Nicholas. »Aber warum sind sie nicht bei den anderen.«
Calis zuckte mit den Schultern. Nakor meinte: »Vielleicht brauchen sie die beiden für einen besonderen Zweck.«
»Die beiden Mädchen oder die beiden Doppelgänger?« fragte Marcus.
»Sowohl als auch.« Nakor zuckte mit den Schultern. »Nehme ich an. Sie sind doch die beiden einzigen Adligen unter den Gefangenen, richtig?« Die anderen stimmten zu. »Dann sollen ihre Doppelgänger sicherlich auch näherer Untersuchung standhalten.«
Nicholas sagte: »Ihr habt recht. Aber wie wollen sie die ganzen Doppelgänger hinüberbringen?«
Amos sagte: »Sie haben zwei Nachbauten von Schiffen des Königreichs.« Er schüttelte den Kopf. »Das hier ist alles von langer Hand geplant worden. Nicholas, wenn entweder die Möwe oder die Adler plötzlich in Krondor ankäme, und die Leute an Bord würden erzählen, die Offiziere wären tot, dann könnten sie deinen Vater überzeugen, sie wären nach Kesh verschleppt worden, wo ihnen schließlich die Flucht gelungen sei. Arutha hätte keinen Grund, ihnen nicht zu glauben, und da die meisten Rückkehrer von der Fernen Küste stammten, wer würde ihr Verhalten schon komisch finden?«
Nicholas meinte: »Aber früher oder später würde jemand aus Carse oder Crydee kommen und Abigail oder Margaret sehen wollen.« Er erwähnte Martin nicht mit Namen, denn, wie er und Marcus beide wußten, konnte er längst tot sein.
Ghuda sagte: »Wenn man von Sklavenhändlern verschleppt wird, verändert man sich, deshalb würde ein wenig seltsames Verhalten zunächst nicht auffallen. Ich habe Leute gesehen, die sich nicht mehr an ihre Familien erinnern konnten, nachdem sie einen Überfall überlebt hatten.«
»Aber nur eine Weile«, wandte Marcus ein. Nachdenklich fügte er hinzu: »Früher oder später würde einer der Doppelgänger einen Fehler machen. Also sollen sie ihre Aufgabe vermutlich innerhalb einiger Wochen, höchstens Monate erledigen.«
»Aber was haben sie vor?« fragte Nicholas. »Wozu diese Doppelgänger von unseren Leuten?«
»Darüber können wir uns später Gedanken machen«, sagte Amos.
»Jetzt müssen wir erstmal sehen, daß wir eins dieser Schiffe in unsere Hand bekommen.«
Nicholas nickte. »Marcus, ich weiß, du bist müde, doch geh mit Amos. Und nehmt Ghuda mit.«
Sie brachen auf. Nicholas sagte: »Calis, ruht Euch eine Weile aus.
Und dann werden Ihr, Nakor und ich einen Plan machen, wie wir die Gefangenen befreien können.«
Calis meinte: »Sehr gut.« Er ging ebenfalls.
Nakor sagte: »Ich habe mich schon ausgeruht. Ich werde ein wenig einkaufen gehen.«
»Was denn?«
»Einige Dinge, die ich brauche. Dahakon wird von Pug beschäftigt. Doch diese Lady Clovis wird uns Schwierigkeiten machen.«
»Wieso?« fragte Nicholas.
»Praji hat doch erzählt, sie sei eine Seelenfängerin.«
Nicholas nickte, und auf seinem Gesicht machte sich Sorge breit.
»Und? Ist sie das wirklich?«
Nakor schüttelte heftig den Kopf. »Nein, nein. Damit sollen nur die Leute in Angst und Schrecken versetzt werden.«
Nicholas sagte: »Welche Erleichterung.«
»Sie ist aber etwas anderes.«
»Was?«
»Ich weiß es nicht. Aber ich habe eine Idee. Doch ich werde es nicht genau wissen, bis ich nicht mit ihr gesprochen habe.«
»Ihr wollt mit ihr sprechen?« fragte Nicholas verblüfft.
Nakor grinste. »Vielleicht. Ich würde es lieber vermeiden, doch man kann nie wissen. Könnte sein, ich habe keine andere Wahl. Aber sie ist gefährlich.«
»Wieso?«
»Weil sie die Sache vorantreibt.«
»Diesen Überfall?«
Nakor schüttelte den Kopf. »Nein, alles. Sie beherrscht Dahakon und den Oberherrn. Sie ist die wahre Macht hinter all den seltsamen Vorgängen in der Stadt. Sie ist die
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