Midkemia Saga 06 - Des Königs Freibeuter
sie sind eine langweilige Gesellschaft, weißt du.«
»Was haben sie dir angeboten?«
Sie lachte. »Unsterblichkeit! Besser: unendliche Jugend!« Sie hatte die Augen weit aufgerissen, und Anthony glaubte fest, sie wäre verrückt.
Nakor schüttelte den Kopf. »Und du hast ihnen geglaubt?« Er schüttelte erneut den Kopf. »Ich hätte dich für schlauer gehalten. Sie wollen mehr, als du ihnen jemals geben kannst.«
Die Frau sagte: »Willst du behaupten, du wüßtest, was ihr eigentliches Ziel ist, oder willst du mich nur aushorchen?«
»Ich weiß, was sie machen. Du nicht, oder du hättest dich nicht mit den Pantathianern eingelassen. Pug weiß auch, was sie vorhaben.«
»Pug«, sagte sie leidenschaftlich. »Der Erbe von Macros’ Mantel. Der größte Magier unserer Zeit.«
Nakor zuckte mit den Schultern. »Sagen viele. Ich weiß, er hätte dieses Schauspiel in einer Minute beenden können.« Er zeigte auf Dahakon.
»Und warum hat er es nicht getan?«
»Weil wir herausfinden müssen, was die Pantathianer wirklich vorhaben. Damit wir sie aufhalten können. Wenn er Dahakon getötet hätte, wärest du mit den Gefangenen verschwunden, oder wenn er hierhergekommen wäre, hättet ihr die Gefangenen ermordet. Und wir kennen den Plan der Pantathianer noch nicht.« Nakor winkte ab.
»Statt dessen beschäftigt er Dahakon, während wir kommen und die Gefangenen befreien, den Plan herausfinden und schließlich dich bekämpfen.« Seine Stimme klang fast entschuldigend. »Ist nicht persönlich gemeint.«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich hätte dich am Leben gelassen, wenn ich könnte, der alten Zeit wegen, aber leider geht es nicht.«
»Du willst doch nicht, daß wir dir wehtun«, warnte Nakor.
Sie lachte. »Wie willst du das anstellen?«
Nakor zeigte auf Anthony, der sein Zittern kaum verbergen konnte und mit feuchten Augen und laufender Nase Nakor anblickte.
»Er ist der wahre Erbe von Macros’ Mantel!« sagte Nakor theatralisch. »Er ist der Sohn von Macros!«
Die Frau sah Anthony an. »Er?«
Nakor sagte theatralisch: »Anthony, wir müssen sie vernichten. Benutze deine wütenden Kräfte!«
Anthony nickte. Das war der Satz, den Nakor ihm eingeschärft hatte. Jetzt sollte er das kleine Beutelchen benutzen. Clovis begann, einen Zauberspruch zu intonieren, und Anthony spürte, wie sich seine Haare auf Armen und Nacken aufstellten. Er erkannte ihre Worte. Sie baute eine Schutzmauer gegen magische Angriffe auf.
Aber er hatte keinerlei Fähigkeiten, einen solchen Schutzzauber zu durchbrechen.
Plötzlich stand sie in einem Nimbus aus silbernem Licht. Anthony griff in die Tasche und warf das kleine Papier, das Nakor ihm gegeben hatte, auf den Boden. Schwarzer Rauch erhob sich und füllte rasch den Raum.
»Was ist das?« kreischte Clovis. Sie begann mit einem neuen Zauberspruch, und Anthony wußte, jetzt beschwor sie die dunklen Mächte herauf, um sie beide zu vernichten. Er betete, daß Nakor wußte, was er tat, machte den kleinen Beutel auf und warf ihn mit aller Kraft auf Clovis.
Sie warf die Hände in die Luft, als das Beutelchen durch die silberne Barriere flog und sie im Gesicht traf. Schwarzes Pulver breitete sich um sie aus. Alle drei erstarrten einen Augenblick lang, dann nieste sie. Sie öffnete den Mund und wollte etwas sagen, nieste abermals. Ihre Augen begannen zu tränen, und sie nieste zum dritten Mal. Sie hustete, und mußte noch einmal, heftiger als zuvor, niesen.
Anthony mußte ebenfalls niesen.
Die Frau versuchte zu sprechen, ihre Beschwörung fortzusetzen, doch sie konnte nicht aufhören zu niesen. Nakor griff in seinen Rucksack und holte eine große Stofftasche heraus. Er holte aus und schlug sie der Frau so stark er konnte auf den Hinterkopf.
Sie sackte zu Boden.
Anthony schneuzte sich die Nase und fragte mit tränenden Augen: »Pfeffer?«
Nakor nieste. »Man kann keinen Zauberspruch aufsagen, wenn man niesen muß. Ich wußte, sie rechnete mit einem magischen Angriff, deshalb würde sie sich vor dem Naheliegenden nicht schützen. Sie hat die großen Dinge immer den gewöhnlichen vorgezogen.« Er maß die Entfernung, dann schlug er noch einmal mit der Tasche zu. »Sie wird eine Weile bewußtlos sein.«
»Womit habt Ihr sie geschlagen?«
»Eine Tasche mit Äpfeln. Fürchte, das hat wehgetan.«
»Lassen wir sie hier liegen?« fragte Anthony.
»Wir könnten sie sowieso nicht töten, auch wenn wir wollten. Wenn wir ihr den Kopf abschneiden würden, wäre sie hinterher nur noch wütender.
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