Midkemia Saga 06 - Des Königs Freibeuter
trank von dem Wasserstrahl. »Ich fühle mich schrecklich.« Sie hielt den Kopf noch einmal unter den Strahl. »Jetzt bin ich so sauber, wie es ohne Seife geht.« Sie versuchte aufzustehen, doch ihre Beine gaben unter ihr nach.
»Vorsichtig«, sagte Margaret und trank ebenfalls von dem Wasserstrahl aus der Skulptur. »Du bist viel wackeliger auf den Beinen als ich.«
»Ich frage mich nur, wieso?« sagte Abigail, strich ihr nasses Haar zurück und stand vorsichtig auf.
Margaret beendete ebenfalls ihr Bad und stieg aus dem Becken.
Sie reichte ihrer Freundin die Hand, und sie gingen zurück ins Zimmer. »Ich weiß es nicht. Ich habe wahrscheinlich härter gekämpft gegen … gegen was auch immer –« Sie verstummte. »Sie haben Doppelgänger von uns gemacht.«
Abigail blinzelte. »Wovon redest du?«
»Von den beiden Kreaturen, die bei uns waren.«
»Du meinst diese Eidechsendinger?« fragte Abigail angeekelt.
»Sie haben sich verwandelt, sie haben Haare bekommen, und ihre Körper haben sich verändert – am Ende sahen sie genauso aus wie wir!«
Abigail war entsetzt. »Margaret, wie kann jemand so etwas tun?«
»Ich weiß es nicht. Aber wir müssen hier verschwinden. Anthony und die anderen sind irgendwo dort draußen und suchen nach uns.
Wir müssen sie warnen, damit sie diese Dinger nicht für uns halten.«
Margaret machte die Korbtruhe auf, in der ihre sauberen Kleider waren, und zog ein Unterhemd heraus. Sie warf es Abigail zu.
»Trockne dich damit ab.« Sie nahm sich ebenfalls eins und warf es aufs Bett, als sie sich abgetrocknet hatte. Sie suchte zwei Kleider aus und reichte Abigail eins. »Zieh keinen Unterrock an. Wir müssen uns so frei wie möglich bewegen können. Vielleicht müssen wir über Mauern klettern.«
Sie zog weiche Schuhe an, und als sie fertig war, blickte sie zu Abigail. Das andere Mädchen zog sich etwas träge an, war jedoch fast fertig. Margaret half ihr in die Schuhe.
Dann stand sie auf und ging zur Tür. Sie spähte hinaus und vergewisserte sich, daß in der Zwischenzeit niemand gekommen war.
Als sie keine Menschenseele entdeckte, führte sie Abigail in den Gang. Am Ende des Flurs öffnete sie die Tür nach draußen. Niemand war zu sehen. Sie machte Abigail ein Zeichen, sie solle leise sein, und führte sie hinaus in die Nacht.
»Brauche ich den wirklich?« fragte Anthony und deutete auf den Beutel, den er trug.
»Ja«, meinte Nakor. »Man weiß nie, was man alles so gebrauchen kann. Diese Frau, die sich Clovis nennt, ist gefährlich, und sie benutzt Tricks. Vielleicht ist sie nicht so mächtig wie Pug, aber sie kann uns mit einem Blick töten. Wir müssen auf alles vorbereitet sein. Was wir in dem Beutel haben, wird sie nicht erwarten.«
»Aber …« fing Anthony wieder an und brach dann ab. Es hatte keinen Zweck, sich mit dem kleinen Mann zu streiten. Der Inhalt der Tasche, die er trug, verwirrte ihn; er konnte sich nicht vorstellen, wofür er gut sein sollte.
Sie waren im unterirdischen Gang zwischen dem Palast und Dahakons Anwesen. Nakor war einfach in den Palast gegangen, während ein großer Teil der Soldaten zum Hafen marschierte. Er hatte eine leere Kiste getragen, und Anthony einen Sack mit Äpfeln.
Ehe die Wache sie noch hatte ansprechen können, hatte Nakor sie gefragt, wo die Küche sei.
Der Wachtposten war verwirrt gewesen, doch da nichts an den beiden bedrohlich aussah, hatte er ihnen den Weg gezeigt. Sie waren losgeeilt. Nakor ging am Eingang zur Küche vorbei und umrundete den Palast, bis er eine unbewachte Tür gefunden hatte. Dort hatten sie die leere Kiste einfach in einem Seitengang abgestellt, und Nakor hatte die Äpfel sorgfältig in seinen Rucksack zurückgelegt. Danach hatte er Anthony in die unteren Stockwerke und in den unterirdischen Gang geführt.
Sie erreichten die Treppe zu Dahakons Anwesen. Nakor fragte: »Hast du verstanden, was du tun sollst?«
»Ja, ich meine, nein. Ich weiß, was Ihr mir gesagt habt, aber ich habe keine Ahnung, wozu das gut sein soll.«
»Das ist auch nicht wichtig«, sagte Nakor grinsend. »Mach es nur einfach.«
Sie kamen in das Hauptgebäude. Nirgends war eine lebende Person zu sehen. Die Dunkelheit war schon vor einigen Stunden hereingebrochen, und Anthony wußte, daß Calis und die anderen Retter laut Plan innerhalb der nächsten beiden Stunden in das Anwesen eindringen würden. Ihre Aufgabe war es nun, den Magier und seine seelenfangende Freundin davon abzuhalten, die Befreiung zu verhindern.
Sie
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