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Midkemia Saga 06 - Des Königs Freibeuter

Midkemia Saga 06 - Des Königs Freibeuter

Titel: Midkemia Saga 06 - Des Königs Freibeuter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Feist
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sagte: »Wir müssen gehen.«
    Er nahm Abigail am Arm und führte sie auf den ummauerten Hof zu. Man konnte hören, wie Hämmer auf Metall schlugen, und als sie den Hof betraten, sahen sie Söldner, die die Ketten der Gefangenen aufsprengten.
    Abigail entdeckte eine bekannte Gestalt und rief: »Marcus!«
    Marcus sprang mit einem Satz über zwei Pritschen hinweg, drückte Abigail an sich und hob sie in die Luft. Nachdem er sie lange geküßt hatte, setzte er sie ab.
    Der sonst so verschlossene Marcus sagte: »Ich habe geglaubt, ich würde dich nie wiedersehen.« Er nahm Margaret in die Arme und gab ihr einen Kuß auf die Wange. »Oder dich.«
    Nakor meinte: »Hebt euch die Begrüßung für später auf. Wir müssen hier schnellstens weg. Wie lange dauert es noch?«
    Marcus antwortete: »Noch zehn Minuten. Wir haben hier Werkzeuge gefunden« – er zeigte auf eine Tür – »aber es waren nur zwei Meißel dabei.«
    »Wie geht es den Gefangenen?« fragte Nakor.
    Bei diesen Worten wurde in Anthony der Heiler wach.
    Widerwillig ließ er Margaret los und begann, die Gefangenen zu untersuchen. Nachdem er sich einige angesehen hatte, sagte er: »Sie sollen soviel Wasser trinken wie möglich, aber langsam. Sie sollen immer nur nippen. Und dann müssen wir sie zu den Flußschiffen bringen.«
    Plötzlich entdeckte er die Statue. Er verspürte einen seltsamen Stich und rief: »Nakor?«
    Der kleine Mann kam angelaufen und betrachtete die Statue. Er ging um sie herum und wollte sie gerade anfassen, als Anthony sagte: »Tut das nicht!«
    Nakor zögerte und nickte schließlich. Anthony drehte sich um und fragte die Gefangenen: »Hat jemand diese Statue berührt?«
    Ein Mann in seiner Nähe antwortete: »Nein, aber diese Wechseldinger.«
    »Wechseldinger?« fragte Nakor.
    »Diese Schlangendinger.« Der Mann hustete. »Sie haben uns hier angekettet und mit diesen Schlangen, die gehen können, alleingelassen. Sie haben sich ständig verwandelt, bis sie so aussahen wie wir«, sagte er. Er schien noch ein junger Mann zu sein, doch seine Augen lagen in tiefen Höhlen, und seine Haut war zerfurcht wie die eines Alten. In seinen Haaren sah Anthony graue Strähnen.
    »Die haben alle dieses Ding umarmt und etwas in einer schrecklichen Sprache gemurmelt. Und dann hat sich jeder mit einer Nadel in den Arm gestochen und das Blut auf die Statue geschmiert.«
    »Wohin haben sie die Toten gebracht?« fragte Anthony. Auf seinem Gesicht hatte sich Entsetzen breitgemacht.
    Der Mann zeigte auf eine Tür. »Dort drüben. Sie haben alle von uns, die gestorben sind, dort drüben hingebracht.«
    Anthony sprang über eine Pritsche und rannte zu der Tür. Er drückte die Klinke runter, doch sie war verschlossen. An Marcus gewandt sagte er: »Könnt Ihr sie aufbrechen?«
    Marcus kam mit Hammer und Meißel angelaufen und schlug auf das Schloß ein. Nach einigen Hieben fiel es ab, und Anthony schob die Tür auf. Marcus machte einen Schritt zurück und schlug die Hand vor den Mund. »Götter!« schrie er, wandte sich ab und würgte.
    Anthony rief: »Nakor, bringt ein Licht. Alle anderen bleiben zurück!«
    Nakor lief mit einer Fackel herbei und trat zu Anthony. Hinter der Tür lagen sowohl die Leichen von Menschen als auch die der jeweils dazu passenden Eidechsenkreaturen. Die menschlichen Leichen sahen schauerlich aus, doch vor allem die Eidechsenkreaturen erregten Anthonys Aufmerksamkeit.
    Sie waren aufgebläht und schwarz, die Haut war aufgebrochen, und Eiter und Blut waren hervorgetreten. Ihre Lippen waren grün und aufgeplatzt, während die Augen wie schwarze Rosinen in ihren Höhlen lagen. Ihren Gesichtzügen nach waren sie unter großen Schmerzen gestorben. Sie hatten sich die Hände an den Mauern wundgekratzt.
    Anthony flüsterte: »Spürt Ihr das auch?«
    Nakor erwiderte: »Ich spüre es. Etwas Finsteres und Böses.«
    Anthony schloß die Augen und begann einen Zauberspruch. Er malte mit den Händen Zeichen in die Luft, öffnete plötzlich die Augen wieder. »Geht hinaus«, flüsterte er heiser.
    Nakor verließ den Raum, und Anthony folgte ihm. An Marcus und Calis gewandt sagte er: »Bringt alle hinaus, dann legt Feuer.«
    Mit einer Bestimmtheit, die man von ihm nicht gewohnt war, fuhr er fort: »Brennt auch die anderen Gebäude nieder, die Außengebäude, die Ställe, die Küche; das Hauptgebäude steckt erst an, wenn wir hindurchgegangen sind. Brennt alles nieder!«
    Marcus rief: »Bringt alle hinaus!«
    Als der letzte Gefangene in Sicherheit war,

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