Midkemia Saga 06 - Des Königs Freibeuter
Wenn sie glaubt, wir wären fortgelaufen, wird sie sich zwar aufregen, sich aber einreden, sie hätte gewonnen. Sie hat keinen Grund, uns zu folgen, bis sie herausgefunden hat, daß wir eins ihrer Schiffe gestohlen haben.«
Er sah sich in dem Zimmer um, gab Anthony die Tasche mit den Äpfeln und sagte: »Wenn sie sich rührt, schlägst du noch einmal zu.«
Er lief in Dahakons Studierzimmer und kam mit einem braunbefleckten Messer zurück.
»Ich dachte, wir könnten sie nicht töten«, sagte Anthony »Können wir auch nicht. Aber wir können ihr ein wenig lästig sein.« Er ging zu Dahakon und schnitt dem Magier die Kehle durch. Das Messer hinterließ eine schwach rote Spur, Blut floß jedoch nicht. Dann schnitt er mit dem Messer einige Kordeln von den Gardinen ab und fesselte damit Clovis die Hände und Füße. Nakor warf das Messer auf den Boden. »Komm, wir gehen. Calis und die anderen sollten inzwischen bei den Gefangenen sein.«
Sie eilten durch die Zimmer, und Anthony fragte: »Was habt Ihr mit Dahakon gemacht?«
»Wenn er seinen Kampf mit Pug abbricht, wird er etwas zu tun haben. Er muß sich nämlich darum kümmern, nicht zu verbluten, und das wird ihn eine Weile von uns ablenken. Aber anders als Jorna – ich meine Clovis – wird er uns trotzdem verfolgen.«
»Woher kennt Ihr sie?«
»Aus meiner Zeit in Kesh. Liegt schon lange zurück.«
»Wart Ihr Freunde?«
»Sie war meine Frau.« Er grinste. »Nun, so etwas Ähnliches. Wir haben zusammengelebt.«
Anthony errötete.
»Ihr habt mit einer Mörderin zusammengelebt?«
Nakor grinste. »Ich war noch jünger. Sie war ganz außergewöhnlich schön. Und sehr gut im Bett. Als ich ein junger Mann war, haben mich an Frauen eben andere Dinge interessiert als heute.«
Anthony fragte: »Wie habt Ihr sie erkannt?«
»Manche Dinge an Leuten ändern sich nie. Wenn du deine Tricks besser kannst, dann wirst du irgendwann auch die wahren Personen erkennen, egal welche Form sie annehmen. Das ist gut zu wissen.«
»Falls wir das alles hier überleben, solltet Ihr nach Stardock zurückgehen und den Magiern dort einige Eurer Tricks beibringen.«
»Ich könnte dir einige beibringen, und dann gehst du zurück nach Stardock. Ich kann den Ort nicht ausstehen.«
Sie erreichten eine Tür, die auf den Hof hinausging. An der Tür lag ein toter Diener. Nakor sah ihn sich im Vorbeigehen an. »Sie war noch fleißig, ehe sie uns gefunden hat.«
Anthony wandte sich ab. Der Mann war nackt, und sein Körper war verschrumpelt, als hätte man jeden Tropfen Flüssigkeit herausgezogen. Der Gestank schwarzer Magie hing in der Luft, und Anthony war verwirrt, weil er kurz zuvor noch solches Verlangen nach dieser Frau gespürt hatte. Sein Respekt vor Nakor, der ihren Verführungskünsten widerstanden hatte, wuchs noch.
Sie kamen in die Nähe des Hofes, in dem die Gefangenen festgehalten worden waren, und Nakor blieb stehen. »Sieh«, flüsterte er.
Zwei Gestalten kauerten in der Dunkelheit. Anthony konnte sie von seinem Standort aus kaum erkennen. Nakor machte ihm ein Zeichen, und er folgte dem kleinen Mann.
Leise schlichen sie sich hinter die Gestalten, die sich versteckt hielten, und plötzlich spürte Anthony, wie Hitze seinen Körper durchflutete. »Margaret!« keuchte er, und die beiden Gestalten sprangen auf.
Margaret drehte sich mit aufgerissenen Augen um. »Anthony?«
fragte sie. Und dann flog sie ihm in die Arme. Vor Erleichterung schluchzend stieß sie hervor: »Noch nie in meinem ganzen Leben war ich so glücklich, jemanden zu sehen.«
Abigail kam ebenfalls heran und berührte den jungen Magier am Arm, als wollte sie sich vergewissern, ob er echt sei. »Wo sind die anderen?«
Nakor sagte: »Sie müßten eigentlich gerade die übrigen Gefangenen befreien. Kommt.«
Anthony hielt Margaret immer noch im Arm und wollte sie kaum gehen lassen. Er sah jedoch die Notwendigkeit ein und trat zurück.
»Wie freue ich mich, Euch in Sicherheit zu sehen.«
Sie sah ihn mit Tränen in den Augen an. »Mehr hast du mir nicht zu sagen?« Sie warf ihm die Arme um den Hals und küßte ihn.
Er stand einen Augenblick bewegungslos da, bis er sie abermals in seine Arme schloß. Als sie sich voneinander lösten, sagte sie: »Wie konntest du mich monatelang Tag für Tag erreichen und nicht merken, was ich für dich fühle?« Tränen rannen über ihr Gesicht.
»Ich kenne dich, Anthony Ich weiß, wie du fühlst, und ich liebe dich auch.«
Nakor wischte sich eine Träne aus den Augen und
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