Midkemia Saga 06 - Des Königs Freibeuter
Marcus.«
Robert grinste und nickte. »Das Vorrecht wird dir keiner streitig machen, Junker.«
Plötzlich war Nicholas in Bewegung und jagte dem Jungen, der Marcus’ Einwurf annehmen wollte, den Ball ab. Er rutschte mit dem Körper dazwischen und spielte den Ball einem der Jungen aus seiner Mannschaft zu.
Harry lachte schallend. »Wenn Nicholas eins kann, dann Einwürfe abfangen.«
Margaret sah zu, wie ihr Cousin wieder aufstand und erneut auf den Ball zurannte. »Das muß wehgetan haben.«
»Er ist ein zäher Brocken«, meinte Harry nur. Er sah die beiden Mädchen an und fragte: »Sollen wir Wetten abschließen?«
Die Mädchen sahen sich an. »Wetten?«
»Wer gewinnt«, erklärte Harry, während sich Marcus den Ball erkämpfte und ihn einem Mannschaftskameraden zuspielte.
Abigail schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, wer besser ist.«
Margaret gab ein gar nicht damenhaftes, geringschätziges Schnauben von sich. »Keiner ist besser, aber sie werden sich gegenseitig umbringen, um das herauszufinden.«
Abigail schüttelte den Kopf, als einer aus Marcus’ Mannschaft Nicholas hart von hinten anrempelte, und zwar so, daß der Schiedsrichter es nicht sehen konnte und es keinen Freistoß gab. Der Junge erwischte Nicholas hart am Hinterkopf, und der Prinz sah einen Augenblick lang Sterne. Marcus schüttelte mitleidig den Kopf, während sich Nicholas aufrappelte und wieder auf die Beine kam.
Der Junge, der Nicholas zu Boden geworfen hatte, war bereits wieder in einem anderen Teil des Felds. »Ihr solltet einen klaren Kopf behalten«, rief Marcus Nicholas zu. »Das Spiel ist nichts für zarte Gemüter.«
Nicholas meinte daraufhin nur: »Habe ich schon gemerkt.«
Dann rannten die beiden Jungen dem Ball hinterher.
Harry sagte: »Verdammt, die sehen sich wirklich ungeheuer ähnlich.«
Abigail meinte: »Sie könnten Brüder sein.«
In der Mitte des Getümmels häkelten sowohl Marcus als auch Nicholas nach dem Ball und versuchten, ihn aus dem Gedränge herauszuholen.
Harry warf den beiden Mädchen einen Blick zu und fragte nochmals: »Wie ist es mit der Wette?«
Margaret lächelte schief. »Und die Einsätze?«
»Einfach«, meinte Harry und gab sich lässig. »In zwei Wochen ist ein Fest, habe ich gehört. Ihr braucht einen Begleiter.«
Margaret lächelte und blickte Abigail an. »Wir beide?«
Harry wieherte. »Warum nicht. Das wird die beiden verrückt machen.«
Margaret lachte laut. »Ihr seid vielleicht ein schöner Freund.«
Harry zuckte mit den Schultern. »Ich kenne Nicholas, und falls ich mich nicht irre, werden er und Marcus gerade für lange Zeit Rivalen.« Er sah Abigail an und meinte: »Ich glaube, sie sind ganz hin und weg, meine Dame.« Abigail hatte genug Anstand und errötete, doch ihr Gesichtsausdruck verriet, wie wenig sie diese Bemerkung überraschte.
»Und was habt Ihr für Absichten, Junker?«
Margarets freimütige Frage erwischte Harry ohne Deckung.
»Was, ich? Ich habe keine Absichten«, erwiderte er verwirrt.
Margaret patschte ihm vertraulich aufs Bein, und jetzt errötete Harry »Wenn Ihr das sagt, Junker.«
Harry spürte die Wärme von Margarets Hand auf seinem Schenkel, erstarrte und wünschte sich an irgendeinen Ort der Welt, wenn er nur nicht mehr neben dem Mädchen sitzen müßte. Er hatte nie Schwierigkeiten gehabt, sich mit den Mädchen im Palast von Krondor zu unterhalten, die entweder Dienstmädchen waren und deshalb unter ihm standen, oder einfach jünger waren. Doch dieses Mädchen wirkte weder so schüchtern noch so unerfahren wie die anderen.
Abigail betrachtete das Spiel, wobei ihre Zuneigung beiden Seiten galt, während Margaret wenig Interesse zeigte. Sie schaute sich um, entdeckte Anthony im Garten hinter ihnen und winkte ihn zu sich.
Der junge Magier kam heran und verbeugte sich ehrerbietig.
Margaret lächelte ihn an. »Anthony, wie geht es Euch?«
»Danke, meine Dame«, sagte er leise. »Ich dachte, ich sollte mal ein bißchen an die frische Luft gehen und dem Spiel zuschauen.«
»Setzt Euch doch neben Abigail«, wies ihn Margaret an. »Sie braucht Unterstützung. Wegen ihr vergießen zwei Dummköpfe gerade ihr Blut.«
Abigail wurde sichtlich rot, und mit kalter Stimme sagte sie: »Das ist überhaupt nicht lustig, Margaret.«
Die beiden Mädchen standen sich nicht besonderes nahe; Margaret hatte den größten Teils ihrer Kindheit mit ihrem Bruder und dessen rauhen Freunden verbracht. Die wenigen Mädchen aus der Stadt – Töchter der reicheren
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