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Midleifcrisis

Midleifcrisis

Titel: Midleifcrisis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif Lasse Andersson
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jeden Tag, warum ich mich nicht von Elke trenne, es wäre die einzig richtige Entscheidung. Doch nicht einmal Jahre später, nach Laura und in meinem schäbigen Pensionszimmer, mag ich davon reden, dass es der größte Fehler meines Lebens gewesen sei. Hätte ich mich damals getrennt, hätte ich meine Kinder Lisa und Lars verpasst, und das sind die beiden Menschen, die mich glücklicher machen als irgendein anderer Mensch jemals zuvor.
    Saskia ist 18, Reservespielerin in der Damenmannschaft, hat dunkle, große Augen, kastanienbraune Haare, sie sitzt jedes Mal mit im Clubhaus, wo sich die Basketball-Freizeit-Gang nach dem Training trifft. Und sie sieht mich Abend für Abend mit ihren kullerbraunen Augen an. Erst bin ich irritiert, vielleicht auch nur aus der Übung. Dann fange ich an, vorsichtig mit ihr zu flirten. Mit ihrem Lächeln vor Augen fährt es sich leichter nach Hause, wo eine kühle Stille eingezogen ist. Und mit dem Gedanken an ihren schmalen Mädchenkörper schläft es sich besser ein, wenn Elke sich neben mir auf die Seite dreht und wir beide uns schlafend stellen.
    Nach einem Monat fahre ich Saskia das erste Mal nach Hause. Ich, der Basketballstar, der Exprofi im Benz-Cabrio, ein erwachsener Mann, sie eine Oberstufenschülerin ein Jahr vor dem Abi – das Resultat ist vorhersehbar und verheerend. Saskia verliebt sich in mich, und ich sehe ihr dabei zu. Klar, ich genieße das Gefühl, wieder begehrt zu werden, wenn auch nur von einem halben Kind. Doch mein Gewissen meldet sich bei jedem zarten Kuss auf die Wange und später erst recht.
    Saskia ist Jungfrau, schämt sich deswegen, und um es wiedergutzumachen, schenkt sie mir ihren Körper mit einer neugierigen, forschenden Leidenschaft, die von Mal zu Mal zuzunehmen scheint, sodass ich mich mehr als einmal frage: Ist das nicht mehr als alles, was ich jemals bei Elke finden kann?
    Das erste Mal tun wir es auf einem Parkplatz am Rheinufer, ich komme mir vor wie ein Schwein, weil ich mir nehme, was ich brauche, ihre Zuneigung, ihre Zärtlichkeit, ihren Körper, ohne geben zu können, was sie ersehnt. Nämlich Liebe. Und wenigstens den Funken einer Hoffnung auf eine Zukunft.
    18 und 29, das geht nicht, Saskia passt weder in mein Leben noch in meinen Freundeskreis. Saskias Verliebtheit ist Balsam für meine Wunden, ihre glänzenden Augen Morphium für meine Selbstzweifel, ihre uneingeschränkte Bewunderung für die erste, große Liebe ihres Mädchenlebens ein mächtiger Kick für mein verletztes Ego. Aber allein der Gedanke, sie zum Geschäftsessen mit Hermann mitzunehmen, ist einfach zu absurd, um ihn auch nur im Ansatz zu erwägen. Saskia fragt nicht ein einziges Mal, ob ich mich von Elke trennen werde, sie liebt einfach drauflos, und das ist weit mehr, als ich verdiene.
    Ein ums andere Mal streichele ich versonnen ihren Körper, wenn sie sich in meinen Armen zusammengerollt hat. Ein ums andere Mal erheitert mich ihre erotische Wissbegier, und ich beruhige mein Gewissen mit der Entschuldigung, dass ein Mann unmöglich fragen kann, ob es recht ist, wenn ein nacktes junges Mädchen sich aufmacht, seinen Körper zu entdecken.
    Natürlich ist es neu für mich und kompliziert, eine Affäre zu haben und zum ersten Mal meine Frau zu betrügen. Aber wofür hat man Freunde. Sie wissen alle Bescheid, über den Rosenbubi sowieso, schließlich haben wir seinetwegen sogar die kirchliche Trauung abgesagt. Jetzt teilen sie in verschwörerischer Rache mein nächstes Geheimnis. Sie leihen mir ihre Wohnungen, sie geben mir Alibis, vor allem Robert, er ruft abends bei Elke an und erzählt ihr, ich sei zu betrunken, um noch zu fahren, und müsse daher auf seinem Sofa übernachten.
    Ich glaube, dass Elke die Gefahr riecht. Sie wird wachsamer. Elke beginnt, wieder Sex haben zu wollen, und auch das gefällt mir gut. Ich nehme ihren untreuen Körper erneut in Besitz und schlafe nebenher mit Saskia, ich vergleiche ihre Küsse, ihre Titten, ihre Ärsche, ihre Leidenschaft, ihre Liebe, und Saskia gewinnt um Längen. Doch während ich noch halbherzig über einen aussichtslosen Neuanfang sinniere, wird Elke schwanger, ohne dass wir auch nur einmal darüber gesprochen haben, ob sie ein weiteres Mal die Pille absetzen soll, die sie seit dem Rosenbubi wieder nimmt.
    Saskia weint bitterlich, als ich Schluss mache, und ich schäme mich wie noch nie in meinem Leben. Aber ich freue mich so auf mein Baby. Und irgendwie denke ich, dass vielleicht doch alles gut werden wird, wenn es endlich da

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