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Midleifcrisis

Midleifcrisis

Titel: Midleifcrisis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif Lasse Andersson
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hinterher auch keinen, die fahren alle wieder zu ihrem Heinz nach Hause.«
    Matze lässt sich volllaufen, dabei bin ich doch eigentlich nur hier, damit er mal etwas gebacken kriegt. Am Ende komme ich mit einer Blonden ins Gespräch, die mich nicht sonderlich interessiert und gerade im Gedränge ihren Drink auf mein Hemd verschüttet hat. Gackernd zupft und tupft sie mit einer Serviette vorne an meinem Hemd herum. Ich habe schon drei Wodka-Redbull gekippt und sage: »Stück tiefer ist es auch noch feucht.« Sie schlägt mir verheißungsvoll auf den Oberarm und sieht mir kokett in die Augen. Eine Stunde lang brüllen wir uns Wange an Wange Eckdaten unseres Lebens ins Ohr, wobei ich rieche, dass sie mein Lieblingsparfüm von Chanel aufgelegt hat, und so denke ich: »Was soll’s denn, irgendwann muss ich ja mal wieder ficken.«
    Sie heißt Elizabeth, ist 34 Jahre alt, nicht hässlich, aber nicht mein Typ und befindet sich gerade in einer durchaus ähnlichen Lebenssituation wie ich, der einzige Unterschied: Sie kriegt jeden Monat Kohle von ihrem Mann, einem Oberarzt der Gynäkologie in Konstanz. Als sie ihren Mund gerade wieder an mein Ohr legen will, drehe ich den Kopf zur Seite und wir knutschen ein bisschen. Ich schlage vor, dass wir zu mir gehen, es wäre nicht weit, doch erstaunlicherweise wird Elisa plötzlich äußerst sittsam, fragt mich, für was für eine Frau ich sie halte. Außerdem macht sich die feiernde Schar ihrer Mädels auf, den nächsten Laden zu entern, und da will sie mit. Also kritzele ich ihr meine Handynummer auf die leere Zigarettenpackung und bleibe missmutig am Tresen hocken. Erst will ich nicht ficken, und wenn ich dann doch will, ist auch wieder nichts!
    Meine Laune ist im Eimer. Matze ist offenbar bei einer etwas dickeren Älteren gelandet, er gestikuliert, sie lacht, und ich habe keine Lust mehr, hier allein herumzuhocken. Also wandere ich die drei Straßenecken nach Hause. Weit komme ich nicht. Vor unserer Hütte quatschen mich unsere Nuttenfreundinnen an, für 150 Euro könnte ich jede Menge Spaß haben, für 300 sogar mit beiden, und während ich versuche, sie mir vom Leib zu halten, klingelt mein Handy, Elisa ist dran und fragt ein bisschen schnippisch, ob ich mit einer anderen Frau losgezogen bin. Sie hat ihre Mädels im Stich gelassen und ist allein zurück ins »Hans-Albers-Eck«. Also schärfe ich ihr ein, sich nicht von der Stelle zu bewegen, rase zurück, schnappe mir ihre Hand und nehme sie mit. Als wir die Haustür aufschließen, kreischen auf der anderen Seite die Mädels mit den hohen Lackstiefeln los: »Und die Schlampe macht’s billiger?« Es ist mir nicht wirklich peinlich, aber doch ziemlich unangenehm, Elisa denkt todsicher, dass ich nach dem Fehlschlag postwendend nach einer Nutte gesucht habe. Sie kommt trotzdem mit rauf und fragt entsetzt: »So lebst du?«
    Ich muss zugeben, unsere Wohnküche sieht aus wie bei Herrn und Frau Messie nach dem Auszug, vielleicht sollten wir uns wirklich eine Geschirrspülmaschine leisten. Also ziehe ich sie in mein Zimmer und aufs Bett, doch beim folgenden Geknutsche will kein erotischer Funken überspringen. Nach 15 Minuten lassen wir es bleiben. Vom Balkon aus beäugt sie die Nutten, lässt sich ein Taxi rufen und entschwindet in ihr Hotel, während ich mir seufzend einen runterhole, denn ich weiß, dass mir nach inzwischen gut zwei Stunden erfolgloser Erektion morgen sonst die Eier wehtun. Alter, was für ein Scheißleben, und wie genau bin ich da eigentlich hineingeraten?
    Elisa ist wieder am Bodensee, wir mailen, wenig später telefonieren wir, es gelingt mir, ihr klarzumachen, dass ich noch nicht die Zeit hatte, mir eine angemessene Wohnung in einer schönen Lage zuzulegen, dass ich schnell das Erstbeste nehmen musste, um mich ganz in Ruhe nach etwas Schönem umsehen zu können. Offenbar hat sie mich zur Kontrolle gegoogelt und ist auf den Seiten meiner Agentur fündig geworden, wo ich als einer der kreativsten Köpfe Hamburgs und dynamischer Leiter der Abteilung »Strategie & Entwicklung« gerühmt werde und wo das Desaster im Thinktank aus verständlichen Gründen noch keinen Niederschlag gefunden hat.
    Elisa schickt mir Urlaubsfotos von sich, erst mit Bikini, dann auch oben ohne, ich freunde mich mit dem Gedanken an, sie jetzt aber wirklich mal zu bumsen. Nach drei Tagen haben wir zum ersten Mal Telefonsex, am Donnerstag kündigt sie an, auch dieses Wochenende nach Hamburg fliegen zu wollen.
    Diesmal bin ich besser vorbereitet.

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