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Midleifcrisis

Midleifcrisis

Titel: Midleifcrisis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif Lasse Andersson
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immer lieben«, sagt sie, »aber ruf mich nicht an, und schreib mir nicht, egal, wie sehr du dich danach sehnst. Gib mir und Jan eine faire Chance.«
    Ich sehe ihr nach, so wie immer. Nach zwei Metern dreht sie sich um, sie weint. Ich schließe die Augen und breite die Arme aus. Als ich sie wieder aufmache, ist Laura weg und das Loch, das in meinem Leben klafft, ist größer als alles im Universum.
    Es ist jetzt Januar. Ich bin wieder bei Elke. Doch anders, als Lisa es sich gewünscht hat, wird nichts mehr wie früher. Elke und ich schaffen es einfach nicht. Ich befinde mich in Trauer, so sehr, wie ich seit Holgers Tod nicht mehr getrauert habe.
    Und ich begehre Elke nicht mehr. Wenn wir miteinander schlafen, denken wir beide an Laura. Ich weiß nicht, was ich machen soll, ich kriege diese Traurigkeit nicht aus meinem Kopf. Elke kauft Reizwäsche, Liebeskugeln, Vibratoren, sie probiert es mit Blasen, Handfesseln, sogar Analsex will sie in unser ehemals so steriles Leben einführen, aber ich kriege immer öfter keinen hoch, und ich sehe, wie sehr ich Elke damit verletze. Nach drei Monaten siedele ich wieder ins Gästezimmer um, es ist einfach leichter so.
    Mein Versprechen an Laura habe ich gehalten. Es fällt mir unendlich schwer, und ich schreibe täglich SMS, E-Mails und Briefe an sie, aber ich schicke keine einzige Nachricht jemals ab. Am Ende lösche ich ihre Telefonnummer aus meinem Speicher, wohl wissend, dass ich sie dennoch nie aus meinem Kopf bekommen werde.
    Es wird langsam wieder Sommer.
    Nach sechs Monaten habe ich den kalten Laura-Entzug halbwegs überstanden, ich fühle mich wie ein Rekonvaleszent nach langer Krankheit. Elke sagt zu den Kindern: »Guckt mal, Papa hat gelacht, das versuchen wir gleich noch mal!«
    Doch der Familienurlaub wird eine Katastrophe. Es gibt nichts mehr zu sagen. Wir lieben uns nicht mehr.
    Argwöhnisch verfolgt Elke jeden meiner Blicke, und wenn eine schöne dunkelhaarige Frau in unserem Gesichtsfeld auftaucht, dann fragt sie: »Sieht die aus wie Laura?«
    Wieder zu Hause, stelle ich fest, dass Elke beginnt, mein Handy zu kontrollieren, meine Post zu öffnen, irgendwann hat sie sogar mein E-Mail-Fach geknackt. Ich rede mit ihr darüber, sage ihr, dass das ein Grund für mich ist, endgültig abzuhauen, aber sie kann einfach nicht anders. Sie begreift nicht, dass ich Laura zwar weiter liebe, aber dennoch keinen Kontakt zu ihr habe. In ihrem Bauch fängt ein kleiner Pitbull an zu wachsen und er wird jeden Tag größer, stärker und bösartiger.
    Wir gehen sogar zu einem Paartherapeuten, der uns erklärt: »Es wird nie mehr so wie vorher werden. Vielleicht wird es wieder schön werden, bei rund 50 Prozent der Paare, die sich zu einer Therapie entschließen, gelingt das. Aber auch wenn es schön wird, wird es anders sein als vorher, und nur wenn Sie beide das akzeptieren, werden Sie zu den 50 Prozent gehören, die ihre Beziehung retten.«
    Wir gehören zur anderen Hälfte.
    Anfang Dezember, die Trennung von Laura ist ziemlich genau ein Jahr her, sagt Elke, dass sie in den Urlaub fliegen will.
    »Rosenbubi?«, frage ich sie. Sie schüttelt den Kopf und streicht mir schwesterlich über die Wange. »Mach dir keine Sorgen, der ist gerade Papa geworden.«
    Als Elke wiederkommt, wirft sie mich raus, es ist eigentlich nur folgerichtig, ihr neuer Rosenbubi heißt Carsten, kommt aus München, und der Cowboy kehrt zurück in mein Leben.
    »Na, Kleiner?«, fragt er. »Haben wir jetzt genug Unheil angerichtet?«
    »Ja«, denke ich mir, »für den Anfang sollte das reichen.«

Single
    Und da wären wir wieder, mittendrin in der Geschichte, die mich in ein schmutziges Pensionszimmer nahe der Hamburger Reeperbahn führte und in die Flirtbörsen des Internets, zwischen die Beine von Mandy, Simone, Luisa, Tanja und nach sechs Monaten in das Herz von Hannah, die entschieden zu früh kam, obwohl ich nicht recht weiß, ob es jemals wieder eine Frau geben wird, die nicht mehr zu früh nach Laura kommen wird.
    Meine Gefühlswelt würde ich mit Depression umschreiben, obwohl ich nicht weiß, ob das medizinisch tatsächlich die korrekte Definition ist. Also probiere ich es mal anders:
    Das Leben in der Pension geht mir auf den Sack.
    Das Leben ohne Geld geht mir auf den Sack.
    Elke geht mir auf den Sack.
    Elkes Anwältin geht mir noch viel mehr auf den Sack.
    Der Job geht mir auf den Sack.
    Ich geh mir auf den Sack.
    Alle Frauen gehen mir auf den Sack.
    Die Welt geht mir auf den Sack und das verfickte

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