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Midleifcrisis

Midleifcrisis

Titel: Midleifcrisis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif Lasse Andersson
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Weil ich nicht riskieren will, dass mitten im Geturtel ein lattenstrammer Matze furzend durch den vermüllten Flur schlurft, habe ich im feinen Hotel »Hafen Hamburg« ein Zimmer mit Elbblick genommen (300 Piepen), Champagner (60 Euro) und Rosen (60 Euro) auffahren lassen. Immerhin hat Elke beim Abräumen sämtlicher Konten tatsächlich meinen Bausparvertrag übersehen, für den die Firma die Beiträge zahlt, und die 11 000 Euro, die darauf lagen, befinden sich jetzt sicher auf meinem neuen Girokonto. Außerdem hole ich Elisa am Flughafen ab und der Dienst-Benz scheint ihre Bedenken endgültig zu zerstreuen. Eigentlich wollten wir noch essen gehen, doch mein Verlangen nach Haut ist größer und wir landen schnurstracks in der Kiste. Ich bin sehr enttäuscht, denn das Vögeln ist nicht mal unterer Durchschnitt, Elisa will es schnell und hart, blasen tut sie auch nicht, das Ganze entbehrt jeglicher Erotik. Für mich ist sie einfach nur das erstbeste Paar Frauenbeine, zwischen denen ich mich abreagieren kann, ich gerate erst außer Atem, dann ins Schwitzen, danach trinken wir Champagner und das Essen verlegen wir aufs Zimmer.
    Am nächsten Morgen beim Frühstück mit Elbblick zeigt mir Elisa ein Foto ihres Sohnes und sieht sich die Bilder von Lisa und Lars an. »Wie alt sind die?«, fragt sie, und als ich acht und sechs sage, meint sie: »Schau, meiner ist vier, die würden sich bestimmt toll verstehen. Ich will sowieso aus Konstanz weg.«
    Ich antworte eher vage, schleppe Elisa zurück ins Zimmer, wo ich mich bis Mittag nach Leibeskräften ausvögele. Erneut vermisse ich dabei jegliches Gefühl und denke darüber nach, warum ich bei Hannah an Laura gedacht habe und jetzt bei Elisa an Hannah. Später fahre ich sie zum Flughafen und bin schließlich froh, dass ich wieder in meiner Bude bin.
    Dass eine Frau nach einem Abend in der Disco, einer Woche mailen, einmal Telefonsex und einer miserablen Hotelfickerei am nächsten Morgen zu mir ziehen will, erscheint mir absurd. Dass ich jetzt Freiwild bin, hat mir schon die Spanierin Inez prophezeit. Aber zum ersten Mal habe ich eine Ahnung, was das heißen könnte.
    Der Kontakt zu Elisa endet, nachdem ich ihr drei Wochen lang erkläre, dass ich das jeweils nächste Wochenende keine Zeit habe, wobei ich durchaus Lust auf weitere vervögelte Nächte verspüre, aber wenn ich für Sex am Wochenende über 400 Euro in Hotelkosten, Getränke und Essen investiere, werden meine 11 000 Euro auch nicht lange reichen, und Elisas Performance im Bett lohnt diese Investition ganz sicher nicht.
    In unserem letzten Telefongespräch sagt mir Elisa, dass ich ein Schwein sei und nur auf das Eine aus gewesen wäre. Ich antworte: »Weißt du, eigentlich habe ich nicht einmal das gewollt.«
    Aber das hört sie vermutlich nicht mehr, da hat sie schon aufgelegt.

Arschloch
    Wer hätte das gedacht. Der große Leif Lasse Andersson wohnt jetzt in einer Männer-WG, aber mir ist es recht so, denn es ist zur Abwechslung mal ganz nett, von der Arbeit nach Hause zu kommen und jemanden zum Quatschen zu haben. Außerdem halbieren sich so auch die Lebenshaltungskosten und ich muss für lange Zeit nicht mehr darauf achten, ob genug Bier und Wodka im Kühlschrank ist, in dieser Hinsicht ist Matze eine absolute Bereicherung. Zudem hat er Ahnung von Technik. Wir bekommen den vermutlich schnellsten WLAN-Anschluss der Stadt und jetzt kann ich auch wieder ordentlich mit Mädels texten, während Matze sich endlose Reihen von Pornos herunterlädt.
    Manchmal quatschen wir auch bloß den ganzen Abend und tauschen unsere Frauengeschichten aus. Die Sache mit Laura umreiße ich lediglich in groben Zügen, dies ist eine Geschichte, die ich Matze selbst auf dem Sterbebett nicht anvertrauen würde. Nachdem ich ihm Fotos von Hannah gezeigt habe, ohne Brille, versteht sich, erklärt er mich für komplett verstrahlt. »Die Frau lässt du sausen? Bloß weil du beim Vögeln mit ihr an diese Laura gedacht hast?«
    »Nein, Matze«, sage ich, »nicht beim Vögeln, sondern beim Lieben, und das ist ein ziemlicher Unterschied.«
    Den Unterschied versteht er nicht, und ehrlicherweise fällt es mir selbst schwer, meine emotionalen Zickzacksprünge zu begreifen. Wenn ich ficke, einfach nur ficke, dann habe ich nicht das Gefühl, Laura zu betrügen. Aber wenn ich merke, dass ich Zuneigung entwickele wie bei Hannah, dann schreit der Kleine in mir: »Verrat!«
    Seitdem ich dies weiß, bin ich im Internet noch eine Frauenliga abgestiegen. Ich

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