Midleifcrisis
Arschloch« zu stöhnen, verkrümelt sich meine Latte allerdings endgültig und ich setze mich neben sie.
»Hab ich dir wehgetan?«, frage ich besorgt.
Aisha bricht in Lachsalven aus, schubst mich auf den Rücken und überhäuft mein Gesicht mit Küssen. »Ich dachte, du magst das. Alle Männer mögen das und alle Frauen machen das.« Dann sieht sie mich mit ihren schwarzen Augen an: »Mann, bist du süß ...«
Die Affäre mit Aisha zieht sich über Wochen hin und ist seltsamer als alles, was ich bisher gehört oder gelesen habe. Nach einer Weile möchte Aisha nicht mehr mit Kondomen vögeln, sie spürt dann nichts, sagt sie, und nachdem wir beide einen Aidstest gemacht haben, arbeiten wir ohne weiter. Zum Verhüten muss ich sie allerdings in den Arsch ficken, wann wir das Betätigungsfeld meines Schwanzes wechseln, bleibt allein mir überlassen. »Du bist der Mann«, sagt sie, »und du bist schuld, wenn etwas passiert.« Ich lasse mir staunend erklären, dass alle ihre Freundinnen in Jugendjahren ausschließlich in den Arsch gefickt wurden, dies ermögliche eine unbefleckte Heirat, und das sei schließlich äußerst wichtig.
Auch steht Aisha tatsächlich mehr auf die harte Gangart, ich soll sie festhalten, sie unterwerfen, sie besitzen, aber vielleicht denkt sie auch nur, dass Männer das so wollen. Sie kommt jeden Abend zu mir, immer um die gleiche Zeit, Matze beneidet mich glühend, wir gehen ohne weitere Umwege ins Bett, und wir reden nach wie vor wenig. Um Punkt 22 Uhr verlässt Aisha mich, da ist sie gnadenlos, und wenn ich dann noch kuscheln will, legt sie mir einen Finger auf die Lippen und flüstert: »Morgen!«
Als ich ihr vorschlage, vielleicht mal ins Kino zu gehen, sagt sie: »Du irrer Deutscher!«
Ich will wissen, warum das irre wäre.
»Du hast wirklich keine Ahnung vom Leben!«
Ganz langsam, in Bruchstücken nur, erzählt sie mir in den nächsten Tagen Fragmente ihres Lebens: Hochzeit mit 17. Ein Mann, der ihr verbot, eine Ausbildung zu machen. Der sie schlug, weil sie keine Kinder bekam. Ein Vater, der ihr drohte, weil sie den Mann verlassen wollte. Eine Mutter, die sie seither mit Verachtung straft und eine Hure nennt. Sie erzählt von der Angst, mit der sie lebt, seitdem sie ging. Und von den Lügen, die sie tagaus, tagein erzählen muss, meistens ihrem Bruder, der sie kontrolliert, wenn er selbst nicht gerade irgendwelche Weiber flachlegt. Für mich ist das eine absurd fremde Welt, und es hält mich davon ab, mich auch nur im Entferntesten auf Aisha einzulassen, auch wenn ich manchmal denke, dass sie es verdient hätte.
Irgendwann nach dem Sex, wir sind jetzt knapp sechs Wochen zusammen, sagt Aisha: »Mein Bruder fragt, wo ich immer bin.«
Vor meinem inneren Auge erscheint ein Haufen sehr erzürnter Verwandter, die mir im besten Fall lediglich die Eier zu Matsch schlagen werden.
»Vielleicht sollten wir es lassen?«, frage ich.
Aisha nickt. Dann sammelt sie ihre Sachen zusammen und geht, ohne ein Wort oder einen Blick des Vorwurfs zu verlieren.
Ich bin echt ein verdammtes Arschloch.
Und Aisha hat es gleich in der ersten Nacht gesagt.
Lügenkreisel
Ich bin wieder voll drin im Internet. Nicht, dass ich diesen Ort inzwischen vertrauenerweckender finden würde. Aber langsam entschlüsseln sich mir seine Gesetzmäßigkeiten. Die Männer bescheißen die Frauen, die Frauen bescheißen die Männer, und alle suchen voller verzweifelter Sehnsucht nach einem Sinn in der ganzen Veranstaltung, aber den kann es nicht geben, weil die Ziele so entschieden differieren und noch mehr die Wege, auf denen sie erreicht werden sollen.
Ich denke, wir Kerle suchen möglichst schnell was zum Ficken, wobei wir spätere Liaison oder gar Liebe nicht kategorisch ausschließen würden, allerdings nur, wenn die Dame sich nicht nur im Leben, sondern auch im Bett als eine echte Hammerbraut erweisen sollte.
Frauen hingegen suchen möglichst langfristig was zum Lieben, wobei sie mittelfristig sogar einen Beischlaf zur Besiegelung der Partnerschaft in Erwägung ziehen würden. Allerdings nur, wenn der Scheißkerl es wirklich ernst meint und das auch mindestens sechs sexlose Wochen lang unter Beweis stellt.
Keine optimal aufeinander abgestimmten Workflows, so viel ist klar, und dergleichen – das kennt ein jeder aus dem Berufsleben – ist nur mit einer strategisch angelegten Prozessoptimierung und straffen Abläufen beizukommen. Und so tun wir Kerle das, was uns die Evolution mitgegeben hat: Wir passen uns den
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