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Midnight Angel: Dunkle Bedrohung (German Edition)

Midnight Angel: Dunkle Bedrohung (German Edition)

Titel: Midnight Angel: Dunkle Bedrohung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Marie Rice
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richtig anstellte, konnte man einfach im toten Winkel durchmarschieren. Das aber brauchte er nicht einmal, weil die Kameras nicht mit Wärmesensoren ausgestattet waren. Aus dem Schatten der Bäume konnte er unentdeckt das Gebäude beobachten.
    Schließlich näherte er sich dem Tor von dessen linker Seite und betrachtete es durch sein Spektiv. Der Name der Anstalt war mit einer hübschen Schrift in ein sehr diskretes Messingschild eingraviert. Die Überwachungskameras am Eingang waren Hochleistungsmodelle und sehr augenfällig. Das Tor war groß und dick, das Schloss fünfundzwanzig Zentimeter hoch. Eine Stahlschiene würde auf Knopfdruck auf ganzer Breite aus der Straße hochfahren und mit Dornen allen an- und abfahrenden Fahrzeugen die Reifen zerstechen. Insgesamt war es ein sehr beeindruckendes und vollkommen nutzloses Sicherungssystem. Offenbar war der Verwaltung nie der Gedanke gekommen, dass jemand, der unerlaubt die Einrichtung betreten oder aus ihr fliehen wollte, nicht das Haupttor benutzen würde.
    Allerdings beeindruckte es sicher Ärzte und Politiker bei ihren Besuchen.
    Der Wald endete sechs Meter von der Mauer entfernt, sodass die Kameras jeden entdeckten, der sich ihr näherte und Anstalten machte, sie zu überklettern. Garantiert waren auf der anderen Seite auch sechs Meter freies Sichtfeld. Das war hirnrissig. Wäre Kowalski mit der Sicherung der Anstalt betraut gewesen, hätte er auf wenigstens dreihundert Meter rings um die Mauer keinerlei Bewuchs erlaubt und keine Grasfläche, sondern nur geharkte nackte Erde, auf der sich jeder Fußabdruck zeigte.
    Kowalski kletterte auf einen Baum am Waldrand und fand einen perfekten Beobachtungspunkt. Durch das Spektiv sah er ein lang gestrecktes, dreistöckiges Herrenhaus aus der letzten Jahrhundertwende, das für das 21. Jahrhundert nachgerüstet worden war. Gitterstäbe vor den hübschen, mit Randleisten versehenen Fenstern, deren Scheiben aus Panzerglas bestanden. Eine Sicherheitstür anstelle einer geschnitzten Holztür auf der großen weißen Veranda. Flacher Rasen ohne Büsche oder Bäume. Überwachungskameras unter den Dachtraufen.
    Er schob das Spektiv zusammen. Er hatte alles gesehen, was er sehen musste.
    Eine halbe Stunde später fuhr er an dem großen Sicherheitstor vor und drückte auf den Messingklingelknopf.
    »Ja ?« , fragte eine körperlose Stimme.
    »Ich möchte den Direktor sprechen .« Er fuhr das Fenster herunter und sah zu der Kamera hoch.
    »Darf ich fragen, worum es geht ?«
    »Dürfen Sie .« Er hielt Buds Marke hoch.
    Schweigen, dann klickte es vernehmlich, und die schweren Torflügel schoben sich langsam auseinander.
    Kowalski fuhr hindurch und folgte der langen Kiesauffahrt. Jawohl, sein erster Eindruck war richtig gewesen. Die Einrichtung war für reiche, durchgeknallte Drecksäcke. Auf keinen Fall würde ein armer Hinterwäldler, der den Dad von irgendjemandem abgeknallt und eine Frau krankenhausreif geschlagen hatte, hier landen, hier zwischen den manikürten Rasenflächen, den diskreten Gitterstäben vor den Fenstern und den Lautsprechern, die – er hörte es, als er die weißen Marmorstufen zur Veranda hochstieg – Mozart spielten; die Sonate Nr. 4 in Es-Dur. Eine gute Wahl.
    Nein, der durchschnittliche Depp mit Impulsbeherrschungsproblemen wäre hier eindeutig nicht zu finden. Doch Corey Sanderson hatte Geld wie Heu, und es gab keine Augenzeugen.
    Kowalski blickte ungerührt zu den beiden Überwachungskameras gleich unter den Torchère-Lampen hoch und wartete. Ein untersetzter Mann in strahlendem Weiß öffnete die Tür. Kowalski hielt ihn für einen Pfleger. Wortlos führte der Mann ihn durch einen langen Korridor mit glänzendem Parkettfußboden in ein Vorzimmer, das aussah, als könnte es dem Vorstandsvorsitzenden eines multinationalen Konzerns gehören. Es war ganz in Weiß gehalten – weiße Couch, weißer Teppich, weiße Wände, weiß lackierte Bücherregale und eine platinblonde Sekretärin in einem engen weißen Kostüm, die auf einer weißen Computertastatur tippte.
    Sie sah auf. »Ja ?« Kein Lächeln, kein Stirnrunzeln, nur höfliches Desinteresse.
    »Wer leitet diese Anstalt ?«
    »Das ist Dr. Childers .«
    »Ich muss mit ihm reden. Sofort .«
    »Mit ihr .« Die Temperatur sank um mehrere Grad. »Und es tut mir leid, aber im Moment können Sie Dr. Childers nicht sprechen. Sie ist beschäftigt .« Die unterkühlte Empfangsdame blätterte in einem Terminkalender aus weißem Leder. »Dr. Childers hat nächsten

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