Midnight Breed 02 - Gefangene des Blutes-neu-ok-10.11.11
grausamen, animalischen Veranlagung war das ein seltener Glücksfall. Aber
die Rogues hatten ihr Blut genommen - eine gewaltige Menge Blut. Wenn Dante
sie nicht rechtzeitig gefunden hätte, wäre sie aller Wahrscheinlichkeit nach
restlos ausgeblutet worden. Ihm schauderte bei der Vorstellung. Wie er sie so
daliegen sah - bewusstlos, kalt und mit blassem Gesicht - , wusste er nur einen
sicheren Weg, wie ihr zu helfen war. Sie brauchte dringend eine
Bluttransfusion, um ihren Verlust wieder auszugleichen. Keine medizinische
Transfusion, wie sie ihre menschlichen Schwestern bekommen hätten, sondern Blut
von jemandem aus dem Stamm.
Er hatte den ersten Schritt
ihrer Blutsverbindung bereits in jener Nacht erzwungen, als er ihr Blut nahm,
um sich zu retten.
Konnte er so gefühllos sein und
diesen Bund jetzt endgültig besiegeln, ohne dass sie in der Lage war, das mit
zu entscheiden?
Die Alternative hieß zuzusehen,
wie sie langsam in seinen Armen starb. Das war nicht akzeptabel, selbst wenn es
bedeutete, dass sie ihn hassen würde für ein Leben, das sie an ihn band wie mit
unzerstörbaren Ketten. Sie verdiente so viel mehr, als er ihr geben konnte.
„Scheiße, Tess. Es tut mir leid.
Aber es ist die einzige Möglichkeit.“
Er fügte sich mit der
rasiermesserscharfen Spitze seiner langen Fangzähne einen vertikalen Schnitt zu
und legte sein Handgelenk an ihren Mund. Blut trat aus und lief als kleines
Rinnsal seinen nackten Arm runter. Sacht hob er Tess’ Kopf an, um ihr sein Blut
zu trinken zu geben, und registrierte nur nebenher die eiligen Schritte, die
auf den Wagen zukamen.
Die Vordertüren öffneten sich,
und Tegan und Chase stiegen ein. Tegan blickte nach hinten und sah die
verletzte rechte Hand von Tess, die unter Dantes Jacke herausgerutscht war - die
Hand, die das Mal mit der Träne und dem Halbmond trug.
Die Augen des Kriegers verengten
sich zu Schlitzen, dann sah er Dante an. In seinem Blick lag eine Frage, aber
auch Vorsicht.
„Sie ist eine Stammesgefährtin.“
„Ich weiß, was sie ist“,
antwortete Dante seinem Waffenbruder. Er versuchte gar nicht erst, die tiefe
Besorgnis in seiner Stimme zu verbergen.
„Fahr, Tegan. Bring uns so
schnell du kannst zum Anwesen.“
Der Krieger legte den Gang ein
und gab Gas. Dante legte sein Handgelenk auf Tess’ leblose Lippen und sah zu,
wie sein Blut langsam in ihren Mund rann.
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Tess nahm an, dass sie starb.
Sie fühlte sich schwerelos und bleiern zugleich, schwebte in einem Niemandsland
zwischen dem Schmerz der einen und dem großen Unbekannten der anderen Welt. Der
dunkle Sog dieser fernen, fremdartigen Welt zerrte an ihr, doch sie hatte keine
Angst. Eine tröstende Wärme umhüllte sie, als hätten sich starke Engelsflügel
um sie gelegt und hielten sie hoch empor, sodass die steigende Flut nur sanft
an ihre Gliedmaßen plätscherte.
Sie überließ sich dieser warmen
Umarmung. Sie brauchte diese beständige, ruhige Kraft.
Um sie herum waren Stimmen; ihr
Klang tief und besorgt, doch Worte waren nicht zu unterscheiden. Ihr Körper
vibrierte vom stetigen Brummen irgendeiner Bewegung unter ihr, und ein
gelegentliches Schaukeln machte ihre Sinne ganz träge.
Wurde sie irgendwo hingebracht?
Sie war zu entkräftet, um sich Gedanken darüber zu machen, zufrieden ließ sie
sich treiben in der schützenden Wärme, die sie umfing.
Sie wollte schlafen. Sich
einfach auflösen und für immer schlafen …
Ein Tröpfchen von etwas Warmem
benetzte ihre Lippen.
Wie Seide glitt es langsam ihren
Mund entlang, sein verlockender Duft stieg ihr in die Nase. Ein weiterer
Tropfen fiel auf ihre Lippen - warm und nass und berauschend wie Wein - , und
sie rührte ihre Zunge, um davon zu kosten.
Sobald ihr Mund ein Stück
geöffnet war, wurde er mit flüssiger Hitze überschwemmt. Sie stöhnte, unsicher,
wovon sie da kostete, aber voller Gewissheit, dass sie mehr davon wollte. Der
erste Schluck rauschte durch sie hindurch wie eine gewaltige Welle. Es gab noch
mehr für sie, ein beständiger Fluss, an den sie sich mit Lippen und Zunge
hängte und aus dieser Quelle trank, als wäre sie am Verdursten. Vielleicht war
sie das. Sie wusste nur, dass sie es wollte, dass sie es brauchte und gar nicht
genug davon kriegen konnte.
Jemand murmelte sanft und tief
ihren Namen, während sie das seltsame Elixier in sich aufnahm. Sie kannte diese
Stimme.
Sie kannte den Duft, der überall
um sie herum zu erblühen schien und in ihren Mund lief.
Sie wusste, dass er sie
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