Midnight Breed 02 - Gefangene des Blutes-neu-ok-10.11.11
auf. Vertrau ihr, damit die Wahrheit für
sie einen Sinn ergibt, selbst wenn sie sich anfangs weigert, es zu
akzeptieren.“
„Ja“, sagte er. „Ich weiß, dass
sie ein Recht auf die Wahrheit hat.“
Er war froh über Gabrielles
mitfühlende Geste und ihren vernünftigen Ratschlag. Sie sprach immerhin aus
Erfahrung. Die Frau war von Lucan erst vor ein paar Monaten mit ihrer eigenen
erstaunlichen Wahrheit konfrontiert worden. Obwohl das Paar seitdem
unzertrennlich und eindeutig verliebt war, war Lucans und Gabrielles Weg alles
andere als leicht gewesen. Keiner der Krieger kannte die Einzelheiten, aber
Dante konnte sich vorstellen, dass Lucan mit seinem starren, unzugänglichen
Naturell es für beide nicht einfacher gemacht hatte.
Savannah stellte sich neben ihn
ans Bett. „Wenn du ihre Wunden gereinigt hast, trag etwas von dieser Salbe auf.
Zusammen mit deinem Blut in ihrem Körper wird das helfen, die Heilung zu
beschleunigen und die Narben zu lindern.“
„In Ordnung.“ Dante nahm das
Gefäß mit dem selbst gemachten Heilmittel und stellte es auf den Nachttisch.
„Ich danke dir. Ich danke euch beiden.“
Die Frauen schenkten ihm ein
verstehendes Lächeln, dann bückte sich Savannah, um Tess’ verschmutzte Kleidung
aufzuheben.
„Ich glaube kaum, dass ihr diese
Sachen im Moment von Nutzen sind.“ Sobald sich ihre Finger um die Kleidung
schlossen, verzerrte sich Savannahs sanftes Gesicht. Sie zuckte zusammen und
schloss gequält die Augen. Kurz hielt sie den Atem an, dann ließ sie ihn mit
einem zittrigen Seufzen entweichen.
„Himmel, das arme Ding. Der
Angriff auf sie war dermaßen …
grausam. Wusstest du, dass sie
sie beinah ausgeblutet hätten?“
Dante neigte den Kopf. „Ich
weiß.“
„Sie war schon fast tot, und
dann kamst du und hast … nun gut, du hast sie gerettet, und das ist alles, was
zählt.“ Savannah schlug einen heitergelassenen Ton an, der allerdings das
Unbehagen nicht vollständig überdecken konnte, das sie beim Lesen der grausamen
Einzelheiten des Kampfes durchdrungen hatte.
„Wenn du irgendetwas brauchst,
Dante, frag einfach. Gabrielle und ich helfen gern, so gut wir können.“
Er nickte und machte sich wieder
daran, die Wunden von Tess mit dem feuchten Lappen zu reinigen. Er hörte, wie
die Frauen das Zimmer verließen, dann wurde der Raum um ihn herum sehr still
unter dem Gewicht seiner Gedanken. Er wusste nicht genau, wie lange er an Tess’
Seite auszuharren hatte - bestimmt einige Stunden. Er wusch sie zu Ende und
trocknete sie ab, dann legte er sich neben sie ins Bett, um ihren Schlaf zu
bewachen und darauf zu hoffen, dass sie bald ihre wunderschönen Augen für ihn
aufschlug.
Hundert Gedanken gingen ihm
durch den Kopf, als er so da lag, hundert Versprechen, die er ihr machen
wollte. Er wollte, dass sie immer in Sicherheit war, immer glücklich. Er
wollte, dass sie ewig lebte. Mit ihm. Wenn sie ihn wollte. Oder ohne ihn, wenn
das der einzige Weg war. Er würde auf sie aufpassen, solange er dazu imstande
war. Und er würde gewährleisten, dass sie für immer einen Platz inmitten des
Stammes hatte, falls - oder besser gesagt, wenn - der Tod, der ihm auf Schritt
und Tritt folgte, ihn schließlich einholte.
Himmel, dachte er etwa über die
Zukunft nach?
Machte Pläne für die Zukunft?
Nachdem er sein ganzes Leben so
verbracht hatte, als gäbe es kein Morgen, schien es äußerst befremdlich, dass
es nur einer Frau bedurfte, um seine ganze fatalistische Haltung über Bord
gehen zu lassen. Er glaubte nach wie vor, dass der Tod an der nächsten Ecke
lauerte - wusste es mit derselben Klarheit, mit der seine Mutter ihren Tod und
den ihres Gefährten vorhergesehen hatte. Aber diese außergewöhnliche Frau ließ
ihn verdammt noch mal hoffen, dass er sich vielleicht irrte.
Tess weckte in ihm den Wunsch,
dass sie alle Zeit der Welt hätten, solange er jede Sekunde davon mit ihr
verbringen konnte.
Sie sollte bald aufwachen. Es
musste ihr besser gehen, damit er mit ihr ins Reine kommen konnte. Sie musste
wissen, wie er fühlte, was sie ihm bedeutete - und was er ihr angetan hatte,
als er sie beide durch ihr Blut miteinander verband.
Wie lange würde es dauern, bis
sein Blut von ihrem Körper verinnerlicht wurde und die Verjüngung einsetzte? Wie
viel würde sie benötigen? Auf der Fahrt zum Anwesen hatte sie lediglich eine
kleine Menge erhalten, nur die paar dürftigen Tropfen, die er in ihren Mund und
auf ihre Zunge bringen konnte. Vielleicht brauchte sie
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