Midnight Breed 02 - Gefangene des Blutes-neu-ok-10.11.11
rettete,
der dunkle Engel, dessen Arme sie schützten.
Dante.
Dante war bei ihr in diesem
eigentümlichen Gefühl der Leere; sie wusste es mit jeder Faser ihres Seins.
Noch immer schwebte Tess über
der schäumenden See des Unbekannten. Langsam stieg das dunkle Wasser an - dicklich
wie Rahm und warm wie ein eingelassenes Bad - , um sie zu umfangen. Dante half
ihr hinein, seine Arme hielten sie sicher, so sanft und stark. Sie löste sich
auf in der strömenden Flut, trank sie leer und fühlte, wie sie in ihre Muskeln,
ihre Knochen und ihre kleinste Zelle drang.
In dem Frieden, der sie
umspülte, glitt ihr Bewusstsein in eine andere Welt; eine Welt aus tiefem
Scharlachrot, Purpur und Bordeaux.
Die Fahrt zum Anwesen dauerte
eine Ewigkeit, obwohl Tegan einige Geschwindigkeitsrekorde aufstellte, als er
den Wagen durch Bostons geschäftige, kurvenreiche Straßen lenkte und
schließlich in den Privatweg einbog, der zum Hauptquartier des Ordens führte.
Sobald der Wagen in der Garage des Fuhrparks zum Stehen kam, riss Dante die Tür
auf und hob Tess vorsichtig aus dem Fahrzeug.
Sie war noch immer zeitweilig
ohne Bewusstsein und stark geschwächt von Schock und Blutverlust, aber er hatte
Hoffnung, dass sie überleben würde. Sie hatte nur eine geringe Menge von seinem
Blut zu sich genommen. Jetzt, wo sie im Quartier und damit in Sicherheit war,
würde er dafür sorgen, dass sie so viel bekam, wie sie brauchte.
Verdammt, er würde ohne Zögern
seinen letzten Blutstropfen hergeben, wenn sie das rettete.
Das war nicht einfach bloß so
ein gewollt nobler Gedanke, er meinte es ganz ernst. Dafür, dass Tess überlebte,
würde er bis zum Äußersten gehen - ja, er war bereit, für sie zu sterben. Ihre
nun vervollständigte Blutsverbindung bewirkte, dass er sich als ihr Beschützer
fühlte, aber dies ging weit darüber hinaus. Es ging tiefer, als er sich je
hatte vorstellen können.
Er liebte sie.
Die Wildheit seines Gefühls
tobte in ihm, als er Tess in den Fahrstuhl der Garage trug, Tegan und Chase
dicht hinter ihm.
Jemand drückte den Knopf, und
der Lift begann seinen sanften, ruhigen Abstieg durch die über hundert Meter
Erdreich und Stahl, die das Quartier des Stammes vor dem Rest der Welt
schützten.
Als die Türen aufglitten,
erwartete Lucan sie im Korridor.
Gideon stand neben ihm; beide
Krieger waren bewaffnet und machten ernste Gesichter. Ohne Zweifel war Lucan
durch die eilige Ankunft des Rovers alarmiert worden, die die
Sicherheitskameras am Tor des Anwesens aufgezeichnet hatten.
Er warf einen Blick auf Dante
und die verletzte Frau in seinen Armen und stieß einen düsteren Fluch aus. „Was
ist passiert?“
„Lasst mich durch“, sagte Dante
und eilte an seinen Ordensbrüdern vorbei. „Sie braucht sofort Ruhe und Wärme.
Sie hat eine Menge Blut verloren …“
„Das sehe ich. Also was zur
Hölle war da draußen los?“
„Rogues“, warf Chase ein und
übernahm es, Lucan die Ereignisse zu schildern, während Dante ganz auf Tess
konzentriert den Korridor entlangging. „Ein Rogues-Trupp hat die Wohnung des
Crimson-Dealers auf den Kopf gestellt. Ich weiß nicht, wonach sie gesucht
haben. Die Frau muss irgendwie auf sie gestoßen sein. Vielleicht ist sie ihnen
in die Quere gekommen.
Sie hat Bisswunden an Arm und
Hals von mehr als einem Angreifer.“
Dante nickte zur Bestätigung,
dankbar für die verbale Unterstützung des Vampirs aus dem Dunklen Hafen, da
seine eigene Stimme ihm im Hals vertrocknet zu sein schien.
„Himmel“, sagte Lucan und warf
Dante einen ernsten Blick zu. „Ist das die Stammesgefährtin, von der du
gesprochen hast?
Ist das Tess?“
„Ja.“ Er sah auf sie herab. Sie
lag bewegungslos und bleich in seinen Armen, und er empfand einen stechenden
Schmerz, der sich in seine Brust bohrte. „Noch ein paar Sekunden, und ich wäre
zu spät gekommen …“
„Gottverdammte Blutsauger“,
zischte Gideon und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. „Ich lasse in der
Krankenstation ein Zimmer für sie herrichten.“
„Nein.“ Dantes Erwiderung war
schärfer als beabsichtigt - und unnachgiebig. Er zeigte sein Handgelenk mit dem
Einschnitt; die Haut war noch immer rot und nass an der Stelle, wo er Tess
hatte trinken lassen. „Sie ist mein. Sie bleibt bei mir.“
Gideons Augen weiteten sich, aber
er sagte nichts weiter.
Auch sonst sagte niemand etwas,
als Dante die Gruppe stehen ließ und mit Tess in den Armen durch das Labyrinth
der vielen Gänge zu seinen privaten Räumen
Weitere Kostenlose Bücher