Midnight Breed 02 - Gefangene des Blutes-neu-ok-10.11.11
schrecklichen
Geheimnissen, die sie all die Jahre für sich behalten hatte.
Sie musste Dante dafür dankbar sein.
Sie musste ihm für so vieles dankbar sein, dachte sie mit klopfendem Herzen,
und ihr Körper summte noch von dem süßen Kater ihrer Liebesnacht.
Sie war sehr enttäuscht, als sie
beim Aufwachen feststellte, dass er schon gegangen war. Aber die Nachricht, die
er gefaltet auf dem Nachttisch für sie hinterlassen hatte, nahm ihrer
Enttäuschung die Spitze. Tess zog den Zettel aus ihrer Hosentasche, sobald sie
die Wohnungstür geöffnet und Harvard von der Leine gelassen hatte.
Sie schlenderte in die Küche, um
sich einen Kaffee zu machen, und las die Nachricht mit Dantes ausgeprägter
Handschrift zum zehnten Mal mit einem breiten Grinsen im Gesicht.
Wollte dich nicht wecken,
musste aber los. Morgen zusammen Abendessen? Will dir zeigen, wo ich
wohne. Rufe dich an. Schlaf schön aus, mein Engel.
Dein D.
Dein Dante, hatte er
geschrieben.
Ihr Dante.
Eine Flut von Besitzerstolz
überschwemmte sie bei dem Gedanken. Tess ermahnte sich streng. Der Zettel
bedeutete nichts.
Es war töricht, etwas in Dantes
Worte hineinzuinterpretieren, und albern, gleich anzunehmen, dass die starke
Verbundenheit, die sie empfand, auf Gegenseitigkeit beruhte. Trotzdem war sie
geradezu überschäumend, als sie die Notiz auf die Anrichte legte.
Sie betrachtete den kleinen
Hund, der um ihre Füße tanzte und auf sein Frühstück wartete. „Also, Harvard.
Was denkst du?
Stecke ich zu tief drin? Ich
werde doch nicht mein Herz verlieren, oder?“
Gott, war sie etwa … ernstlich
verliebt?
Vor einer Woche hatte sie noch
nicht gewusst, dass es ihn gab. Wie konnte sie da ernsthaft glauben, dass sie
so schnell so große Gefühle entwickelte? Aber irgendwie war es so. Sie war
dabei, sich in Dante zu verlieben. Hatte sich womöglich schon Hals über Kopf
verliebt, wenn sie nach dem Herzklopfen ging, das sie bekam, wenn sie nur an
ihn dachte.
Harvards aufforderndes Kläffen
riss sie aus dem freien Fall ihrer Gefühle. „Ach ja“, sagte sie und sah
hinunter in sein pelziges Gesicht. „Frühstück und Kaffee, das war der Plan. Bin
schon dabei.“
Sie füllte Kaffee und Wasser in
die Maschine, drückte den Knopf, um den Brühvorgang zu starten, und holte dann
das Hundefrühstück und eine Schüssel aus dem Schrank. Als sie am Telefon
vorbeikam, sah sie, dass die Nachrichtenanzeige blinkte.
„Hier, für dich, kleiner
Schatz“, sagte sie, füllte eine Portion Büchsenfleisch in Harvards Napf und
stellte ihn auf den Boden.
„Bon appetit.“
Mit der mehr als leisen
Hoffnung, Dante könnte sich gemeldet haben, während sie mit seinem Hund draußen
war, drückte sie den Knopf, der die Nachrichtenwiedergabe aktivierte, und
stellte auf Lautsprecher. Sie wartete ungeduldig, gab ihren Zugangscode ein,
hörte, wie die automatische Stimme eine neue Nachricht mit dem Uhrzeitcode von
letzter Nacht ankündigte, und ließ sie sich vorspielen.
„Tess! Verdammt noch mal,
warum nimmst du den verschissenen Hörer nicht ab?“
Das war bloß Ben. Aber bei dem
merkwürdigen Klang seiner Stimme schlug ihre Enttäuschung sofort in Sorge um.
Sie hatte ihn noch nie so in Panik gehört, er schien komplett die Beherrschung
verloren zu haben. Sein Atem ging schwer und keuchend. Die Worte sprudelten aus
ihm heraus. Er war nicht einfach nur verängstigt. Er war zu Tode erschrocken.
Beklemmung packte sie mit eisigen Krallen, als sie den Rest des Anrufs abhörte.
„… muss dich einfach warnen.
Der Typ, mit dem du dich triffst, ist nicht, wofür du ihn hältst. Die
haben heute Nacht meine Bude gestürmt - er und noch ein Kerl. Ich
dachte, sie würden mich umbringen, Tess! Aber jetzt hab ich um dich Angst. Du
solltest dich von dem Mann fernhalten. Der steckt in irgendwas Üblem mit
drin
… ich weiß, das klingt
verrückt, aber der andere Kerl, der bei ihm war … ich glaube nicht - verdammt
- ich muss es einfach sagen - ich glaube nicht, dass er menschlich
ist. Vielleicht keiner von beiden.
Der Kerl hat mich in einem
Geländewagen entführt - ja, Ich hätte versuchen sollen, das
Nummernschild zu lesen und mir einzuprägen oder so, aber das ging alles
so beschissen schnell. Er ist mit mir runter zum Fluss und hat mich angefallen,
Tess. Der Mistkerl hatte diese riesigen Zähne - das waren Fangzähne,
ich schwöre bei Gott, und seine Augen haben geglüht, als stünden sie in
Flammen. Der war nicht menschlich. Tess, die sind nicht …
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