Midnight Breed 04 - Gebieterin der Dunkelheit-neu-ok-14.11.11
den Mund auf ihren Kopf, dort, wo er
unter seinem Kinn ruhte, und murmelte ruhige, tröstende Worte. Eine schwache
Geste, aber das war alles, was ihm einfiel, um ihr zu helfen.
„Ich habe
solche Angst, sie zu verlieren“, flüsterte sie. „Oh Gott, Rio ... ich hab
solche Angst.“
Er brauchte
nicht zu raten, von wem Dylan da sprach. Die Patientin, die im angrenzenden
Raum schlief, hatte denselben hellen Hautton und dasselbe feuerrote Haar wie
die jüngere Version, die Rio gerade in den Armen hielt.
Dylan sah
mit tränenfeuchtem Gesicht zu ihm auf. „Bringst du mich hier weg, bitte?“
„Ich werde
dich hinbringen, wohin du willst.“ Rio strich mit den Daumen über ihre Wangen,
wischte die nassen Spuren fort. „Willst du nach Hause?“ Ihr trauriges kleines
Lachen klang so gebrochen, irgendwo so verloren. „Können wir ... nicht einfach
ein bisschen herumlaufen?“
„Klar.“ Er
nickte und legte den Arm um sie. „Nichts wie raus hier.“
Sie gingen
schweigend, zuerst zum Lift, und dann aus dem Krankenhaus in die warme Nacht
hinaus. Er wusste nicht, wohin er mit ihr gehen sollte, also folgte er ihr
einfach. Einige Häuserblocks vom Krankenhaus entfernt war eine Fußgängerbrücke,
die zur East-River-Promenade führte. Sie überquerten sie, und wie sie so am
Wasser entlanggingen, spürte Rio, wie entgegenkommende Fußgänger ihn
anstarrten.
Sie warfen
verstohlene Blicke auf seine Narben, und mehr als einer fragte sich ganz offensichtlich,
was einer wie er mit einer Schönheit wie Dylan zu tun hatte. Eine verdammt gute
Frage, und momentan hatte er auch keine zufriedenstellende Antwort darauf
parat. Er hatte sie im Rahmen eines Auftrags in die Stadt gebracht - und der
erlaubte weiß Gott keine solchen Umwege. Schließlich ging Dylan langsamer und
blieb am eisernen Brückengeländer stehen, um über das Wasser zu sehen.
„Meine Mom
ist letzten Herbst schwer krank geworden. Sie dachte, es wäre eine Bronchitis.
Es war keine. Die Diagnose lautete Lungenkrebs, obwohl sie keinen einzigen Tag
ihres Lebens geraucht hat.“ Dylan schwieg lange. „Sie liegt im Sterben. Das hat
sie mir eben gesagt.“
„Das tut mir
leid“, sagte Rio und blieb neben ihr stehen. Er wollte sie berühren, aber war
nicht sicher, ob sie seinen Trost brauchte - ob sie ihn akzeptieren würde.
Stattdessen begnügte er sich damit, eine lose Haarsträhne zu berühren, es war
einfacher, so zu tun, als fing er die lose Strähne auf, damit die leichte
Sommerbrise sie ihr nicht in die Augen wehte.
„Ich hätte
gar nicht mitfahren sollen auf diese Europareise. Es hätte ihr großes Abenteuer
mit ihren Freundinnen sein sollen, aber es ging ihr nicht gut genug, also bin
ich für sie mitgefahren. Ich hätte gar nicht dort sein sollen. Ich hätte nie
einen Fuß in diese verdammte Höhle gesetzt.
Und dich
hätte ich nie getroffen.“
„Jetzt
wünschst du dir, du könntest es rückgängig machen.“ Er fragte nicht, sondern
stellte einfach etwas fest, was eine einfache Tatsache sein musste.
„Ich wünsche
mir, dass ich es ungeschehen machen könnte, für sie.
Ich
wünschte, sie hätte ihr Abenteuer gehabt. Ich wünschte, sie wäre nicht krank.“
Dylan wandte den Kopf und sah ihn an. „Aber ich wünsche mir nicht, ungeschehen
zu machen, dass ich dich getroffen habe.“
Rio fehlten
die Worte, so verblüfft war er von ihrem Eingeständnis.
Er hob die
Hand an die weiche Linie ihres Kiefers und sah in ein Gesicht hinab, das so
hell und schön war, dass es ihm den Atem nahm.
Und wie sie
zu ihm aufsah ... als wäre er ein Mann, der ihrer würdig war, ein Mann, den sie
lieben könnte ...
Sie stieß
einen leisen, zitternden Seufzer aus. „Ich würde es alles sofort rückgängig
machen, Rio. Aber nicht das. Nicht dich.“
Ah,
Cristo.
Bevor er
sich sagen konnte, dass es eine schlechte Idee war, beugte Rio den Kopf
hinunter und küsste sie. Es war ein sanftes Aufeinandertreffen ihrer Münder,
ein weiches Streifen ihrer Lippen, und es hätte ihn nicht so zum Brennen
bringen sollen, aber er brannte. Und er schwelgte in ihrem süßen Geschmack,
schwelgte darin, wie gut sie sich in seinen Armen anfühlte. Er sollte das alles
nicht so sehr wollen.
Er sollte
nicht dieses Verlangen spüren, diese zarte Zuneigung, die in ihm aufglühte,
jedes Mal, wenn er an Dylan dachte. Er sollte sie nicht enger an sich ziehen
und die Finger in ihrem warmen, seidenweichen Haar vergraben, während er sie
tiefer in seine Umarmung zog, verloren in ihrem Kuss. Es
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