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Midnight Breed 04 - Gebieterin der Dunkelheit-neu-ok-14.11.11

Midnight Breed 04 - Gebieterin der Dunkelheit-neu-ok-14.11.11

Titel: Midnight Breed 04 - Gebieterin der Dunkelheit-neu-ok-14.11.11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian
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ihn von der Flusspromenade fort und eine Seitenstraße hinauf, eine
Einbahnstraße mit weniger Verkehr und bedeutend weniger Menschen in der Nähe,
die nah genug herankommen und ihn in seinem veränderten Zustand sehen konnten.
    „Geht's
noch?“, fragte sie ihn und eilte auf eine alte Backsteinkirche zu, hinter der
es dunkel und ruhig war. „Schaffst du es noch ein bisschen weiter?“
    Er nickte
und grunzte, aber jeder Schritt war schleppender als der davor. „Ich ... werde
ohnmächtig ... hab einen Anfall...“
    „Ja, das hab
ich mir schon irgendwie gedacht“, sagte sie. „Es ist okay, Rio. Bleib bloß noch
eine Minute bei mir, okay?“
    Dieses Mal
keine Antwort, aber sie konnte spüren, wie er sich anstrengte, aufrecht zu
bleiben und sich zu bewegen, sich anstrengte, bei Sinnen zu bleiben, lang
genug, dass sie ihm helfen konnte.
    „Das machst
du gut“, sagte sie ihm. „Fast geschafft.“
    Sie zog ihn
hinter dem Gebäude ins Dunkle und führte ihn zu einer Wandnische neben einer
rostigen Tür, die mit einem Vorhängeschloss gesichert war. Sie benutzte die
Mauer als Rückenstütze für Rio und ließ ihn vorsichtig in sitzender Position
auf den Boden gleiten. Sie warf einen schnellen Blick in beide Richtungen und
sah mit Erleichterung, dass sie von der Seitenstraße aus verborgen und für
eventuelle Passanten praktisch nicht zu sehen waren. Im Moment waren sie hier
sicher.
    „Sag mir,
was ich tun soll, Rio. Was brauchst du, um das durchzustehen?“
    Er
antwortete nicht. Vielleicht konnte er es nicht mehr. Dylan strich ihm das
dunkle Haar aus dem Gesicht und suchte in seinen Augen nach einem Zeichen, dass
er noch bei sich war. Die schmalen schlitzförmigen Pupillen waren noch immer
ein Schock für sie, ebenso die wilde bernsteinfarbene Glut um sie herum. Rios
Augen glühten, als hätte er heiße Kohlen im Schädel. Jeder, der an der kleinen
Kirche vorbeifuhr oder vorbeiging, musste blind sein, um diesen jenseitigen
Lichtschein nicht zu bemerken.
    Dylan sah
auf die Tür und ihr altersschwaches Vorhängeschloss. Sie hatte Rio mit purer
Willenskraft Lampen einschalten und Wasserhähne andrehen sehen, da sollte es
ihm nicht schwerfallen, so ein altes Vorhängeschloss zu knacken. Nur war er
offensichtlich nicht in der Lage, das zu versuchen. Sein Kopf fiel ihm auf die
Brust, und mit einem gequälten Stöhnen fing er an, zur Seite wegzukippen.
    „Scheiße“,
zischte Dylan.
    Sie verließ
ihn nur so lange, um auf dem dunklen Boden nach etwas Schwerem zu suchen, und
kam dann mit einem zerbrochenen Schlackenbetonblock wieder, der den Deckel
eines Müllcontainers beschwert hatte. Der Hohlziegel war rau in ihren Händen,
er schlug einen hellen Funken, als sie ihn gegen das Vorhängeschloss an der
Kirchentür knallte. Es machte einen Heidenlärm. Trotzdem waren noch zwei
weitere harte Schläge nötig, bevor das Schloss beiseite fiel. „Rio“, flüsterte
sie wild und drückte seine schweren Schulter wieder hoch, „Rio, kannst du mich
hören? Wir müssen dich da reinbringen. Kannst du aufstehen?“ Sie hob sein Kinn
und starrte in offene Augen, die nun nichts mehr wahrnahmen, leere Feuergruben.
    „Verdammt
noch mal“, murmelte sie und zuckte zusammen. Welch eine unselige Wortwahl.
Immerhin war sie gerade dabei, eine bewusstlose Kreatur der Nacht in den Schutz
eines Gotteshauses zu verfrachten.
    Vorsichtig
drückte Dylan die Kirchentür auf und lauschte nach irgendwelchen Anzeichen,
dass sich hier jemand aufhielt. Alles war ruhig in der kleinen Sakristei, und
im angrenzenden Kirchenschiff brannte nicht ein einziges Licht.
    „Okay,
nichts wie rein in die gute Stube“, sagte sie atemlos, ging zu Rios Kopf herum
und packte seine Arme, um ihn über die Schwelle zu ziehen.
    Er war unglaublich
schwer. Neunzig Kilo solider Muskeln und Knochen, und nichts davon half ihr.
Dylan zerrte und schleifte ihn irgendwie in die Dunkelheit und schloss dann die
Tür hinter ihnen.
    Es dauerte
nicht lange, in den Wandschränken ein paar Kerzen und eine Schachtel
Streichhölzer zu finden. Dylan zündete zwei weiße Wachsstöcke an und schlüpfte
wieder nach draußen, um den Hohlziegel als behelfsmäßigen Kerzenhalter zu
holen. Sie steckte die Kerzenenden in seine zylindrischen Löcher und sah dann
nach Rio.
    „Hey“, sagte
sie leise, beugte sich über seinen reglosen Körper, der ausgestreckt auf dem
Boden lag. Seine Augen waren nun geschlossen, aber bewegten sich rastlos hinter
seinen Lidern, und an seinem Kiefer zuckte ein Muskel.

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