Midnight Breed 05 - Gefaehrtin der Schatten-neu-ok-15.11.11
Leute, die ihn beschützten. Die Einladung des Ordens, auf eine
Krisensitzung nach Boston zu kommen, hatte er abgelehnt. Deshalb war Nikolai
nach Montreal beordert worden, um ihn zu überzeugen. Wenn Jakut erst einmal das
ganze Ausmaß der Gefahr erkannt hatte, in der sich der Orden und alles
Stammesvampire gegenwärtig befanden, würde sich der Gen Eins schon zu ihnen
gesellen, da war sich Nikolai sicher.
Aber zuerst
musste er diesen gerissenen Hundesohn überhaupt finden.
Bislang
hatten seine Erkundigungen in der Stadt nichts gebracht. Geduld war nicht
gerade seine Stärke, aber er hatte ja noch die ganze Nacht vor sich und würde
weitersuchen.
Früher oder
später würde ihm jemand die Antwort geben, auf die er wartete. Und auch wenn
nicht - wenn er genug herumgefragt hatte, würde Sergej Jakut sich vielleicht
selbst bei ihm melden.
„Ich suche
jemanden“, sagte Nikolai zu den vier jungen Vampiren. „Einen Vampir aus
Russland. Sibirien, um genau zu sein.“
„Daher
kommst du also?“, fragte der mit dem Unterlippenbärtchen, offenbar der Sprecher
der Gruppe. Ihm war wohl Nikolais leichter Akzent aufgefallen, der sich auch in
all den langen Jahren, die er schon beim Orden in den Staaten lebte, noch nicht
abgeschliffen hatte.
Nikos
gletscherblaue Augen verrieten seine Herkunft nur allzu deutlich. „Kennst du
diese Person?“
„Nein, Mann.
Kenn ich nicht.“
Auch zwei
der anderen schüttelten augenblicklich verneinend den Kopf, aber der vierte
junge Mann, der sich mit missmutigem Gesicht tief in die Sitznische gelümmelt
hatte, warf Nikolai über den Tisch einen beunruhigten Blick zu.
Niko
fixierte ihn. „Und du? Irgendeine Ahnung, von wem ich rede?“
Zuerst
dachte er, der Vampir würde nicht antworten. Er sah ihn schweigend und mit
verschleiertem Blick an, doch dann, endlich, zuckte der Jung mit den Schultern
und stieß einen Fluch aus.
„Sergej
Jakut“, murmelte er.
Der Name war
kaum zu hören, aber Nikolai hörte ihn.
Und am Rande
seines Blickfeldes bemerkte er, dass auch eine Frau mit ebenholzfarbenem Haar,
die in der Nähe an der Bar saß, ihn gehört hatte. Er sah es daran, wie sich
unter ihrem langärmeligen schwarzen Oberteil plötzlich ihr Rücken anspannte und
wie ihr Kopf herumfuhr, als besäße allein dieser Name die Macht, ihn zu bewegen.
„Du kennst
ihn?“, fragte Nikolai den Stammesvampir, wobei er die Frau an der Bar nicht aus
den Augen ließ.
„Nicht persönlich ,
ich weiß nur, dass es ihn gibt. Er lebt nicht in den Dunklen Häfen“, sagte der
Junge. Die Dunklen Häfen, das waren die gesicherten Vampirreservate, in denen
der Großteil der Zivilbevölkerung des Vampirvolks in Nordamerika und Europa
lebte. „Das ist ein ganz übler Typ, was man so hört.“
Kann man
wohl sagen , gab Nikolai stumm zu. „Irgendeine Idee, wo ich ihn finden
kann?“
„Nein.“
„Bist du dir
sicher?“, fragte Niko und beobachtete, wie die Frau an der Bar von ihrem Hocker
glitt und sich anschickte zu gehen. Ihr Cocktailglas war immer noch mehr als
halb voll, aber auf die bloße Erwähnung von Jakut hin schien sie es plötzlich
sehr eilig zu haben, den Club zu verlassen.
Der junge
Vampir schüttelte den Kopf. „Keine Ahnung, wo der Typ zu finden ist.“
Nikolai warf
einen Blick über die Schulter und sah, dass die groß gewachsene Schwarzhaarige
sich einen Weg nach draußen durch die Menschentrauben an der Bar bahnte. Da
drehte sie sich plötzlich um, ihre jadegrünen Augen unter den dunklen Wimpern
und dem glänzenden, kinnlangen Haar waren durchdringend. Nikolai bemerkte eine
Spur von Angst in ihnen, als sie ihn anblickte, nackte Angst, die sie nicht
einmal zu verbergen versuchte.
„Ich fass es
nicht“, murmelte Niko.
Sie wusste
etwas über Sergej Jakut.
Und
anscheinend sogar eine ganze Menge. Dieser entsetzte, panische Blick, als sie
sich umdrehte und die Flucht ergriff, sagte alles.
Nikolai ging
ihr nach. Er schlängelte sich durch das Menschengetümmel im Club, die Augen auf
das seidige, schwarze Haar seiner Beute gerichtet. Die junge Frau war schnell,
so flink und wendig wie eine Gazelle, und mit ihren dunklen Kleidern und Haaren
verschmolz sie praktisch mit der Umgebung.
Aber Niko
war ein Stammesvampir, und es gab keinen Menschen, der einem Angehörigen seiner
Spezies davonlaufen konnte. Sie schlüpfte rasch durch die Tür des Clubs und
eilte dann hinaus auf die Straße. Nikolai folgte ihr. Sie musste gespürt haben,
dass er ihr hart auf den Fersen war, denn sie sah
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