Midnight Breed 05 - Gefaehrtin der Schatten-neu-ok-15.11.11
unerträglicher
Lautstärke an, wurde dann sogar noch lauter.
Nikolai
spürte, wie die Beine unter ihm nachgaben. Er brach in die Knie, alles
verschwamm ihm vor den Augen, und sein Kopf fühlte sich an wie kurz vor dem
Platzen.
Entfernt
registrierte er das Geräusch von gestiefelten Füßen, die auf ihn zukamen -
mehrere Paar, die zu Männern beträchtlicher Größe gehörten, allesamt Vampire.
Gedämpfte Stimmen summten über ihm, während er unter dem plötzlichen lähmenden
Angriff auf seine Sinne stöhnte.
Es war eine
Falle.
Die Schlampe
hatte ihn absichtlich hergeführt, weil sie gewusst hatte, dass er ihr folgen
würde.
„Das reicht,
Renata“, sagte einer der Vampire, der den Raum betreten hatte. „Du kannst ihn
jetzt loslassen.“
Auf diesen
Befehl ließ der Schmerz in Nikolais Kopf etwas nach. Er sah auf, direkt in das
schöne Gesicht seiner Angreiferin, die auf ihn herunterstarrte. Er lag zu ihren
Füßen.
„Nehmt ihm
die Waffen ab“, sagte sie zu ihren Gefährten.
„Wir müssen
ihn hier raushaben, bevor seine Kräfte wiederkehren.“
Nikolai
stotterte ein paar saftige Flüche in ihre Richtung, aber seine Kehle war wie
zugeschnürt, und da ging sie auch schon fort, ihre hohen Absätze klapperten
über den kalten Betonboden davon.
2
Renata
konnte gar nicht schnell genug aus dieser Lagerhalle herauskommen. Ihr Magen
war in Aufruhr, auf Stirn und Nacken brach ihr kalter Schweiß aus. Sie lechzte
nach der frischen Nachtluft, als wäre sie kurz vor dem Ersticken, aber sie
behielt ihren gleichmäßigen, entschlossenen Schritt bei.
Einzig ihre
zu Fäusten geballten Hände ließen erkennen, dass sie alles andere als ruhig und
gesammelt war.
So war es
immer bei ihr - das waren die üblichen Nachwirkungen, wenn sie sich ihrer
übersinnlichen, lähmenden Macht bediente.
Als sie
endlich allein draußen in der Gasse war, nahm sie hastig ein paar tiefe
Atemzüge. Der Sauerstoff kühlte ihre brennende Kehle, aber das war auch alles,
was sie tun konnte, um sich nicht vor Schmerzen zu krümmen, die ihr jetzt wie
eine feurige Flut durch die Glieder schossen, bis in ihr tiefstes Inneres
hinein.
„Verdammt“,
murmelte sie in die leere Dunkelheit und wiegte sich ein wenig auf ihren hohen
Absätzen. Sie atmete noch ein paarmal tief ein, starrte auf den schwarzen
Asphalt unter ihren Füßen und konzentrierte sich einfach nur darauf, nicht
ohnmächtig zu werden.
Hinter ihr
ertönte aus der Lagerhalle das rasche, schwere Schlurfen von gestiefelten
Füßen. Bei dem Geräusch hob sie ruckartig den Kopf und zwang sich zu einem
Ausdruck kühler Gleichmut auf ihrem erhitzten, angespannten Gesicht.
„Seid
vorsichtig bei ihm“, sagte sie und sah auf den schlafenden Körper des riesigen,
halb bewusstlosen Mannes hinunter, den sie außer Gefecht gesetzt hatte und den
nun die vier Wachen, ihre Kollegen, aus der Halle schleppten wie erlegtes Wild.
„Wo sind seine Waffen?“
Beinahe ohne
Vorwarnung kam ein schwarzer Lederbeutel auf sie zugeflogen, geworfen von
Alexej, dem Anführer der heutigen Einsatztruppe. Das hämische Grinsen in seinem
schmalen Gesicht, als der schwere Lederbeutel, der voller Metall war, gegen
ihre Brust krachte, entging ihr nicht. Der heftige Aufprall fühlte sich an, als
bohrten sich tausend Nägel in ihre empfindliche Haut und Muskeln, aber sie fing
den Beutel ohne den geringsten Schmerzenslaut auf und hängte sich den langen
Lederriemen über die Schulter.
Aber Lex
wusste es. Er kannte ihre Schwächen und sorgte dafür, dass sie das nie vergaß.
Im Gegensatz
zu ihr waren Alex und ihre anderen Begleiter Vampire - Stammesvampire, jeder
von ihnen. So wie auch ihr Gefangener einer sein musste, dachte Renata.
Das hatte
sie schon gespürt, als sie ihn vorhin im Club gesehen hatte, und ihr Verdacht
hatte sich schon dadurch bestätigt, dass sie fähig war, ihn mithilfe ihrer
mentalen Kräfte unschädlich zu machen. Ihre übernatürliche Gabe war
beeindruckend, hatte aber auch ihre Grenzen. Sie funktionierte nur bei
Stammesvampiren; den einfacheren menschlichen Gehirnzellen konnte der
Hochfrequenzstrahl, den sie nur durch einen kurzen Augenblick der Konzentration
mental aussenden konnte, nichts anhaben.
Sie selbst
war ein Mensch, wenn auch von Geburt an ein wenig anders als das übliche
Standartmodell Homo sapiens .
Für Lex und
seine Spezies war sie eine Stammesgefährtin, eine der wenigen Menschenfrauen,
die von Geburt an nicht nur einzigartige übersinnliche Fähigkeiten
Weitere Kostenlose Bücher