Midnight Breed 05 - Gefaehrtin der Schatten-neu-ok-15.11.11
ansieht, wird irgendwas Ungewöhnliches
an ihren Augen auffallen. Ihre Iris wird vollständig abgedeckt, genauso wie
bisher von ihrem Schleier. Ich dachte, die hier wären die bessere Lösung."
Renata
nickte und lächelte ihn voll Wärme an. „Viel besser. Danke dir."
„Kann ich
sie ausprobieren?", fragte Mira und spähte begierig nach dem kleinen
Plastikbehälter in Nikos Hand.
„Schau mal,
Rennie, die sind lila!"
„Das ist
deine Lieblingsfarbe", sagte sie und warf Nikolai einen fragenden Blick
zu.
Er hatte
sich in den letzten paar Tagen über eine Menge Dinge schlau gemacht und eine
Rolle übernommen, die er sich nie hätte vorstellen können. Geschweige denn,
dass er sich darin so wohlfühlen würde. Er war ein Stammesvampir, der eine
Blutsverbindung eingegangen war mit einer Stammesgefährtin, die ihn liebte, und
einem kleinen Kind, das sie aufziehen würden wie ihr eigenes. Und er genoss den
Gedanken an beides.
Er, der
verwegene, waghalsige Außenseiter, hatte jetzt seine eigene Familie. Es war
unglaublich für ihn, vom Rest des Hauptquartiers ganz zu schweigen. Es war das
Letzte, was er je gewollt oder gebraucht hatte, und nun, bereits nach wenigen
Tagen, konnte er sich das Leben gar nicht mehr anders vorstellen.
Sein Herz
war noch nie so voll gewesen.
„Komm, ich
mach das", sagte Renata, nahm ihm die Linsen ab und zeigte Mira
vorsichtig, wie man sie einsetzen musste. Als sie schon mehrere lange Sekunden
saßen und von der Gabe des Kindes nichts zu sehen war, lachte Renata leise
hinter vorgehaltener Hand. „Oh mein Gott. Es funktioniert, Nikolai. Schau sie
dir an. Die Linsen funktionieren wunderbar."
Er sah in
die großen violetten Seen von Miras veränderten Augen, und sah ... gar nichts.
Nur den glücklichen, sorglosen Blick eines Kindes.
Renata warf
ihre Arme um seinen Hals und küsste ihn.
Mira war
direkt hinter ihr, und Niko umfing sie beide in einer innigen Umarmung.
„Ich hab noch
mehr", sagte er und hoffte, dass auch der Rest seiner Überraschung so gut
ankommen würde. Er stand auf und nahm beide an der Hand. „Kommt doch mal
mit."
Er führte
sie den Korridor entlang zum Lift, der vom unterirdischen Hauptquartier zu dem
weitläufigen Herrenhaus hinaufführte, das darüber lag. Er konnte Renatas
Anspannung in ihrem lockeren Griff spüren und in dem plötzlichen Adrenalinstoß,
der in ihren Blutkreislaut schoss.
„Keine
Sorge", flüsterte er an ihrem Ohr. „Es wird dir gefallen, das verspreche ich
dir."
Zumindest
hoffte er, dass es ihr gefallen würde. Er hatte die letzten anderthalb Tage
daran gearbeitet, um alles so hinzukriegen, wie es sein musste. Er führte
Renata und Mira in das Herz des Anwesens, zu dem von warmem Kerzenschein
erleuchteten Esszimmer. Die Düfte von frisch gebackenem Brot und gebratenem
Fleisch drangen heraus, um sie zu begrüßen. Niko selbst konnte menschlicher
Nahrung nichts abgewinnen, aber die Stammesgefährtinnen, die im Hauptquartier
lebten, umso mehr. Und so wie sie ihn jetzt ansahen, auch die beiden Frauen an
seiner Seite.
Renatas
Augen glänzten vor Verblüffung. „Du hast Abendessen gemacht?"
„Himmel,
nein. Glaub mir, ich bin der Letzte, von dem du dir dein Essen kochen lassen
willst. Aber ich hatte noch was gut bei Savannah, Gabrielle und den anderen
Frauen. Eure Mägen sind hier in besten Händen."
„Aber ich
war doch vorhin mit ihnen allen zusammen, und keine hat uns was davon
gesagt."
„Ich wollte
euch überraschen. Sie wollten euch auch überraschen."
Sie sagte
nichts weiter, und er bemerkte, dass Renatas Schritte langsamer wurden, je
näher sie dem Esszimmer kamen. Aber Mira platzte fast vor Aufregung. Sobald sie
den gewölbten Durchgang erreicht hatten, riss sie sich von Nikos Hand los,
rannte in die Gruppe und quasselte munter drauflos, als hätte sie schon ihr
ganzes Leben hier verbracht.
Aber nicht
Renata.
Sie blieb
stumm und reglos. Sie warf einen Blick in den Raum, auf die Tafel voller
Schüsseln und feinem Porzellangeschirr und holte flach Atem. Sie sagte nichts,
als sie in die Gesichter der Krieger und ihrer Gefährtinnen blickte, jedes
Augenpaar sah ihr willkommen heißend entgegen, als sie mit Nikolai in der Tür
stand.
„Oh
Gott", flüsterte sie schließlich, ihre Stimme klang rau und gebrochen.
Niko folgte
ihr, als sie zurückwich und sich im Gang umdrehte, als wollte sie die Flucht
ergreifen.
Verdammt. Er
war sich doch so sicher gewesen, dass ihr ein nettes Abendessen mit all den
anderen gefallen würde, aber
Weitere Kostenlose Bücher