Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Midnight Breed 06 - Gesandte des Zwielichts-neu-ok-16.11.11

Midnight Breed 06 - Gesandte des Zwielichts-neu-ok-16.11.11

Titel: Midnight Breed 06 - Gesandte des Zwielichts-neu-ok-16.11.11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian
Vom Netzwerk:
erinnern würde, Claire?“
    Ein langes Schweigen breitete sich zwischen
ihnen aus. Reichen erwartete, dass sie ihn stehen lassen würde oder vielleicht
sogar davonlief, zur Eingangstür hinaus ins Tageslicht, wohin er ihr nicht
folgen konnte. Aber sie ließ sich nicht einschüchtern, sah ihn mit ihren tiefen
braunen Augen durchdringend an, eigensinnig wie eh und je. „Wie kannst du es
wagen?
    Ich habe dich nicht darum gebeten, in mein
Leben zu stürmen und es mir kaputt zu machen. Ich bin dir über mein Leben weder
Erklärungen noch Rechenschaft schuldig.“
    Da hatte sie allerdings recht, er wusste, dass
er eben sehr unfair gewesen war. Und die Antwort auf diese Fragen würde ihn
Wilhelm Roth auch nicht näherbringen.
    Nicht, dass all diese Argumente irgendetwas zu
bedeuten hatten, wenn Claire so auf Armeslänge von ihm entfernt stand und vor
Wut schäumte, wie er es selten an ihr gesehen hatte. Allerdings hatte er es
absolut verdient. „Wir haben uns beide verändert, nicht wahr, Andre?“
    „Du auf jeden Fall.“
    „Was hast du denn erwartet? Was hätte ich tun
sollen? Du bist doch der, der mich verlassen hat, weißt du nicht mehr?“
    Er dachte daran, wie abrupt er damals gegangen
war, ohne ihre Beziehung zu beenden, ohne jede Erklärung. Damals hatte er seine
Gründe gehabt, aber ironischerweise zählten die heute alle nicht mehr.
    Und schon gar nicht nach den Geschehnissen der
letzten Nacht. „Ich konnte nicht bleiben. Ich musste fort.“
    „Du konntest mir nicht einmal sagen, warum? An
einem Tag waren wir zusammen, und am nächsten warst du fort, ohne ein Wort.“
    „Ich musste mir über einige Dinge klar werden“,
sagte er.
    Gott, wie er es hasste, dass er diese
überwältigende Angstattacke immer noch spüren konnte, den Schock und Abscheu
vor sich selbst, die ihn gezwungen hatten, vor allem und jedem davonzulaufen,
der ihm lieb und teuer war. Nach dem, was geschehen war, als er Claire zum
letzten Mal gesehen hatte, war ihm keine andere Wahl geblieben, als sie zu
verlassen. Er hatte sie nicht verletzen wollen, aber sie - und jeder andere
Mensch - war in seiner Nähe nicht mehr sicher, solange es ihm nicht gelungen
war, die schreckliche Kraft in den Griff zu bekommen, die damals zum ersten Mal
in ihm erwacht war.
    Und bis er so weit gewesen war, hatte er sie
schon an Roth verloren.
    Er zuckte gleichgültig mit den Schultern. „Ich
bin zurückgekommen, Claire.“
    „Über ein Jahr später“, erwiderte sie knapp.
    „Freunde in den Dunklen Häfen haben mir
erzählt, dass du endlich wieder aufgetaucht bist, in Berlin.“
    Sie schüttelte den Kopf, Bedauern glänzte in
ihren Augen. „Ich dachte, du würdest nie mehr zurückkommen.“
    „Also hast du nicht gewartet.“
    „Hast du mir denn einen Grund gegeben, auf dich
zu warten?“
    „Nein“, sagte er langsam.
    Er wollte ihr noch mehr sagen, Dinge, die er
ihr wahrscheinlich schuldig war, aber jetzt war das alles nur noch sinnloses
Gerede. Claire hatte recht. Sie hatten sich beide verändert. Sie hatten in sehr
unterschiedlichen Welten gelebt, und obwohl sich ihre Wege jetzt inmitten von
Gewalt und Blutvergießen erneut gekreuzt hatten, würde nichts, das er sagen
konnte, etwas ändern - nicht an der Vergangenheit oder daran, was zwischen
ihnen hätte sein können.
    Er war aus einem einzigen Grund hier: um das
Unrecht zu rächen, das Wilhelm Roth ihm angetan hatte.
    Reichen ging weiter.
    Claire folgte ihm, blieb aber auf Distanz, als
wollte sie ihm nicht zu nahe kommen. „Was hast du vor?“
    „Das habe ich dir schon gesagt. Ich suche
Informationen darüber, wo sich dein Gefährte aufhält.“
    „Und ich habe dir gesagt, dass du hier nichts
finden wirst. Das hier ist mein Haus, nicht seines.“
    Reichen hörte die seltsame Bemerkung, aber er
ging schon weiter. Er sah einen Raum voller deckenhoher Bücherregale und ging
auf die offene Tür zu.
    „Andreas“, sagte Claire hinter ihm. „Bitte,
nicht dort. Die Bibliothek ist mein Privatraum. Du wirst dort nichts Wichtiges
fin...“
    „Dann dürfte es dir ja wohl nichts ausmachen,
wenn ich mich mal umsehe“, sagte er, umso entschlossener, weil sie so
offensichtlich darauf bestand, dass er draußen blieb. Was versteckte sie hier
drin? Er schritt vorbei an deckenhohen, vollgepackten Bücherregalen, vorbei an
dem kleinen Sofa und dem Beistelltisch, auf dem seit der letzten Nacht immer
noch eine Lampe brannte. Weiter hinten im Raum sah er einen Schreibtisch aus
dunklem Walnussholz, auf dem ein Anflug

Weitere Kostenlose Bücher