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Midnight Man (02) – Gefährliche Mission

Midnight Man (02) – Gefährliche Mission

Titel: Midnight Man (02) – Gefährliche Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Marie Rice
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sein können, der mit seinem Raumschiff bei ihr gelandet war.
    Doch so fremd seine Welt für sie war, er war es, den sie instinktiv um Hilfe gefragt hatte. Es kam ihr vor, als hätte der Sex zwischen ihnen, dieser schnelle, hemmungslose, harte Sex, eine tiefe Verbundenheit geschaffen.
    Nach moderner Ansicht sollte Sex unbeschwert sein und keine Folgen haben, wenn man entsprechende Vorkehrungen traf. Sie zuckte innerlich zusammen, wenn sie daran dachte, dass sie das nicht getan hatten. Aber sie lebten im 21. Jahrhundert, und zwei ungebundene Erwachsene sollten in der Lage sein, zwanglos miteinander Sex zu haben, unbeschwert und zu beiderseitigem Vergnügen.
    Der Sex mit John war aber ganz anders gewesen. Erschütternd intensiv. Beim Höhepunkt hatte sie geglaubt, ihr schwänden die Sinne. Seitdem hatte sie fast nicht geschlafen und kaum etwas gegessen. Das entsprach überhaupt nicht dem Bild von modernem Sex. Moderner Sex hieß flirten und cool bleiben.
    Er hatte nicht dieses Primitive, das noch aus der Urzeit der Menschheit zu stammen schien, wo der Mann eine Frau mit einem Knüppel niederschlug, sie in seine Höhle zog und dann mit Klauen und Zähnen verteidigte.
    Instinktiv war ihr klar, dass sie mit ihrem Hilferuf an John eine gefährliche, unsichtbare Linie überschritten hatte. Sie hatte sich in seine Obhut begeben, sich ihm überlassen.
    Etwas Wichtiges hatte sich geändert; sie war an einen Wendepunkt gelangt. Sie war zu erschüttert, zu verängstigt, um schon alle Folgen zu überblicken, doch eines war klar: Sie war in John Huntingtons Hand. In der Hand eines Mannes, von dem sie nur wusste, dass er töten konnte. Mühelos und ohne Reue.
    Suzanne betrachtete sein hartes Profil und schauderte.
    Ein paar Sekunden später fuhr er an den Straßenrand.
    Eine gute halbe Stunde waren sie diese verlassene Strecke gefahren, die ihr unbekannt war. Es war fünf Minuten her, dass sie einem anderen Wagen begegnet waren. John stieg aus, beugte sich kurz über den vorderen Kotflügel, dann über den hinteren. Nach ein, zwei Minuten setzte er sich wieder ans Steuer und breitete eine weiche, helle Decke über sie.
    »So hast du’s wärmer«, sagte er. Er sprach leise, beinahe sanft. Suzanne blickte in seine dunklen, unergründlichen Augen. Er hielt ihrem Blick stand und wischte ihr mit einem sauberen Taschentuch über die Wange. Als er es wegzog, war es blutig. Erschrocken begriff sie, dass ein Wandsplitter, der beim Einschlag der Kugel weggespritzt war, sie geritzt hatte. Erst jetzt nahm sie es wahr. Der Schock musste ihre Sinne betäubt haben, aber nun spürte sie ein Brennen an der Wange.
    Wie wunderbar. Wer Schmerzen spürte, war am Leben.
    »Danke«, flüsterte sie und meinte nicht nur die warme Decke und das saubere Taschentuch. Er nickte und ließ den Motor wieder an. Die Heizung war auf höchste Gebläsestufe gestellt, aber Suzanne kuschelte sich dankbar in die Decke. Weil sie übermüdet und seelisch mitgenommen war, war ihr kalt bis auf die Knochen.
    Sie fuhren weiter, die Fahrt dauerte endlos. Suzanne war still, eingelullt von der Dunkelheit und Einsamkeit der Strecke. Als die Straße bergan führte, richtete sie sich auf.
    »Wohin fahren wir?«, fragte sie ruhig.
    John sah sie kurz an und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf die Straße.
    »Wo dich niemand finden kann«, sagte er.

8
    Mit einem Ruck wurde Suzanne wach, als der Yukon die letzte Haarnadelkurve nahm und schaukelnd anhielt. Desorientiert setzte sie sich auf und stieß sich den Ellbogen an der Tür. Benommen strich sie sich die Haare aus dem Gesicht. Sie hatte keine Ahnung, wie lange sie geschlafen hatte und wie spät es war. Ihre Uhr lag zu Hause im Schlafzimmer, zusammen mit den Scherben ihres bislang so unbeschwerten Lebens.
    Damit war es nun vorbei.
    Für zusammenhängende Gedanken war sie noch zu müde, aber die waren auch nicht nötig, um zu erkennen, dass ihre Existenz zerstört war. Ihr Zuhause, ihr schönes Refugium, war nicht mehr sicher. Sie hatte mitten in der Nacht flüchten müssen, weil ein Killer bei ihr eingedrungen war, und sie konnte sich überhaupt nicht denken, wer ihn beauftragt hatte und aus welchem Grund.
    Bevor diese beiden Fragen beantwortet waren, ehe die namenlose, gesichtslose Bedrohung vorbei war, war an Rückkehr nicht zu denken.
    Innerhalb weniger Augenblicke war ihr Leben in die Brüche gegangen. Und es gab keine Zukunft. Sie konnte über die nächsten fünf Minuten nicht hinausblicken. Es gab nur das Hier und

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