Midnight Man (02) – Gefährliche Mission
Hier sind Geld und Kreditkarten drin!
Warum zum Teufel taten sie das? Das konnte er einfach nicht begreifen. Es war kreuzdämlich, mit einer Zielscheibe auf dem Rücken herumzurennen. Da konnte jeder kleine Drecksack auf einem Fahrrad oder Motorrad im Vorbeifahren die Tasche schnappen und den Riemen durchschneiden. Darum ging er grundsätzlich an der Straßenseite. Bei ihm überlegten sie es sich zweimal, ob sie probieren sollten, etwas zu klauen.
Er gab auch nichts auf die lächerliche Behauptung, eine Frau könne sich allein gegen einen Straßenräuber wehren; es war ihm egal, wie viele Selbstverteidigungskurse sie absolviert hatte und was ihr Seelenklempner sagte. Solange er mit ihr den Abend verbrachte, stand sie unter seinem Schutz, und er verhielt sich dementsprechend – auch wenn sie sich nur das eine Mal trafen. Es machte viele Frauen wütend, dass er nicht so tun konnte, als wäre die Welt nicht voller Verbrecher, die sich Frauen als Opfer suchten. Darum hatte er sich angewöhnt, seine Sicherheitsmaßnahmen möglichst unauffällig zu treffen.
Oft genug war er als Saurier bezeichnet worden. Nicht dass ihm das etwas ausmachte, aber es war kein treffender Vergleich. Die Saurier hatten es nicht verstanden, sich der Entwicklung anzupassen, er dagegen schon. Er wusste genau, was er tun musste und wie, und hatte dadurch unter den gefährlichsten Bedingungen überlebt.
Wie auch jetzt.
Niemand außer Bud und dessen Kollegen konnte wissen, dass Suzanne bei ihm war. Keiner war ihnen gefolgt. Selbst wenn jemand nach ihm suchte, würde er lange brauchen, um diese Hütte mit ihm in Verbindung zu bringen, und das galt ebenso für Bud und die gesamte Polizei.
Mit Sicherheitsmaßnahmen kannte er sich bestens aus, und diese Hütte war so gut abgesichert wie ein Kernkraftwerk. Vielleicht besser. Sie waren hier so sicher, wie man nur sein konnte. Doch ein guter Soldat prüfte alles doppelt nach, und John war auch deshalb noch am Leben, weil er nie etwas blind voraussetzte. Niemals.
Darum begab er sich an seine Geräte.
Er hatte das allerschönste neue Spielzeug und war begeistert davon. Mehrere Sensoren mit einem speziellen Mikrochip, der Herzschläge wahrnahm. Und nicht bloß irgendeinen Herzschlag, oh nein. Das war gerade das Tolle an dem kleinen Spielzeug, das Crazy Mac Rowan, der Computerfreak des Teams, erfunden hatte. Der Chip konnte den menschlichen Herzschlag von dem zehn verschiedener Säugetiere an der Frequenz unterscheiden, sodass der Alarm nicht von einem Reh oder einem Bären ausgelöst wurde. Diese Technik hatte die Einwanderungsbehörde für coole zehn Millionen eingekauft, um sie bei der Küstenwache einzusetzen, aber Crazy Mac hatte John den Prototyp geschenkt. John ließ sein spezielles Programm laufen und fand genau das, worauf er gehofft hatte, nämlich nichts.
Nächster Schritt, die Bewegungsmelder. Dann die Reihe Monitore, die die Aufnahmen der wasserdichten Kameras entlang der Grundstücksgrenze wiedergaben. Dann die Sensoren entlang dem Fahrweg, der zur Hütte führte. Überall nichts.
Keiner war auf sein Land vorgedrungen. So sollte es sein.
Okay. Dann konnte er jetzt Bud anrufen.
Bud klang müde. »Es gibt ein Problem, John«, sagte er. »Ein mächtiges Problem. Die Fingerabdrücke der beiden Kerle sind im NCIS. Der eine hat schon mehrfach gesessen, das erste Mal mit vierzehn, Körperverletzung, Vergewaltigung …«
John bekam eine Gänsehaut. Vergewaltigung. Einmal Vergewaltiger, immer Vergewaltiger. Verdammt, der Kerl hätte Suzanne in seiner Gewalt gehabt. Er hätte sie vergewaltigt und dann erst umgebracht.
Er wunderte sich, dass seine Finger keine Mulden in das Telefon drückten.
»… bewaffneter Raubüberfall, Drogenhandel und so weiter. Und er war selbst süchtig, hatte die Arme zerstochen. Wenn man dem ein bisschen Bares für den nächsten Schuss versprach, war er bereit, eine Horde Schulkinder umzubringen. Der Typ hatte überhaupt keine Hemmungen. Der drückte ab, sobald er die Kohle in der Hand hatte. Aber wie es aussieht, arbeitete er nicht sehr zuverlässig. Das war die gute Nachricht. Die schlechte ist folgende: Der zweite Schütze war ein Profi. Ich werde hier seit einer Stunde vom FBI in die Mangel genommen. Der verantwortliche Special Agent von Portland ist bei mir. Sowie ich die Fingerabdrücke in der Datenbank gefunden hatte, ging beim FBI die rote Lampe an. Die suchten ihn seit zehn Jahren. Er gilt als Hauptverdächtiger bei dem Anschlag auf Senator Lesley vor acht
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