Miese Chefs
handhaben ist. Durch solche Schritte ziehen Sie das Team auf Ihre Seite, und von da an können Sie effektiv lenken und kontrollieren. Schließlich formen Sie eine neue Machtstruktur, eine, die Sie selbst entwerfen und daher steuern können. Denken Sie daran: Eine Position ist nichts ohne Macht; wenn Sie also keine haben, dann folgen Sie dem Grundsatz »Teile und herrsche«.
Lektion 3: Wirtschaften Sie in die eigene Tasche
Sie sind nicht wegen Ihrer Gesundheit auf dem Führungsposten. Es ist ein tougher Job, und genau deshalb bezahlt man Sie so gut dafür, dass Sie ihn machen. Das Problem ist, dass sich die Toughheit nicht in der Bezahlung widerspiegelt, also müssen Sie selbst dafür sorgen, dass sich diese Rolle für Sie auszahlt. Und zwar richtig.
Hören Sie nicht auf den ganzen Weichei-Kram über intrinsische Motivation und die Sehnsucht nach Sinn im Leben. Die einzigen Leute, die nach Sinn im Leben suchen, sind die, die eingesehen haben, dass sie niemals reich werden. Sinn ist ein schlechter Ersatz für Geld.
In Kapitel 9 werden wir uns ein paar praktische Vorgehensweisen ansehen, wie man mehr als nur einen Gehaltsscheck aus seiner Führungsposition herausmelken kann, aber für den Moment wollen wir uns zurücklehnen und einen der herrlichen Dauerbrenner unter die Lupe nehmen.
Dieser Chef wird uns zeigen, dass man, um ein wirklicher Tyrann zu sein, in Großbuchstaben denken muss. Wenn Sie darüber nachdenken, Büromaterialien aus dem Büro »auszuleihen«, dann sollten Sie sich schämen und für eine Weile in der Ecke stehen. Dabei wird nie viel herauskommen. Sie müssen in viel größerem Maßstab denken und daher in die Fußstapfen von Giganten treten …
2004 veröffentlichte eine deutsche Nichtregierungsorganisation mit Namen Transparency International eine Liste der zehn Bosse, die sich in den vergangenen Jahrzehnten am meisten selbst bereichert hatten. Natürlich handelte es sich dabei um eine Weichei-orientierte Organisation, wie es die meisten Nichtregierungsorganisationen sind, und so dachte man dort, man würde eine Liste der korruptesten und schlechtesten Bosse der jüngeren Geschichte veröffentlichen.
Wir als Tyrannen wissen natürlich, dass das, was da publiziert wurde, eine Liste der effektivsten Despoten der jüngeren Vergangenheit war. Mein Held auf dieser Liste ist nicht die Person auf Platz eins, obwohl Präsident Suharto von Indonesien eine besondere Erwähnung dafür verdient hat, eine wirklich verblüffende Summe von zwischen 15 und 35 Milliarden Dollar stibitzt zu haben. Sie lesen richtig. Es gelang ihm nicht lediglich, Dutzende von Millionen Dollar, sondern Dutzende von Milliarden abzuschöpfen.
Sie müssen sehr früh aufstehen, um die Zeit zu finden, so viel Geld zu veruntreuen. Aber Suharto war endlos lange an der Macht und den Großteil der Zeit über weithin beliebt. Der Miesling von der Liste, der wirklich mein tyrannisches Auge auf sich gezogen hat, ist der Typ auf Platz zwei: der Präsident der Philippinen, Ferdinand Marcos.
Ferdinand Marcos ist Jahrgang 1917. Er studierte Jura an der Universität und diente während des Zweiten Weltkriegs in der Armee der Philippinen. Schon in jungen Jahren steckte er in einigen miesen Kisten mit drin, wurde jedoch von dem Vorwurf freigesprochen, einen politischen Rivalen seines Vaters ermordet zu haben.
Diese juristischen Verwicklungen gaben den Filipinos alle nötigen Hinweise, dass Ferdinand kein Mauerblümchen werden würde. 1954 heiratete er Imelda, die mit der Vorliebe für Schuhe, und er wurde 1965 Präsident. In seinen 21 Jahren Amtszeit gelang es ihm, zwischen 5 und 10 Milliarden Dollar abzuschöpfen. Sein Antikommunismus in dieser Zeit sicherte ihm die Freundschaft der USA, die dem Land ein paar saftige Kredite gewährten. Nun erkannte Marcos ganz richtig die Gelegenheit. Nur dank seiner exzellenten Führung waren die USA bereit, ja, brannten sie darauf, dem Land diese großzügigen Kredite zu geben. Daher war es nur recht und billig, wenn er auch im kleinen Stil persönlich davon profitierte.
Die Auslandsschulden der Philippinen belaufen sich auf etwa 28 Milliarden Dollar und es ist anzunehmen, dass sich die Summe und mehr noch auf diversen Bankkonten befindet, die der Familie Marcos gehören. Marcos ist mittlerweile tot, seine Frau ist mit 2700 Paar Schuhen noch in der philippinischen Politik aktiv. Er hat den Philippinen ein interessantes Vermächtnis hinterlassen. Das lässt sich am klarsten an einer Umfrage aus dem Jahr
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