Miese Chefs
Zerstörer. In der Mongolei erinnert man sich seiner als großen Helden, also denken Sie nicht, er wäre nur ein größenwahnsinniger Schläger gewesen. Er verschaffte seinem Land eine Größe, wie es wenigen Anführern gelingt. Doch außerhalb seiner mongolischen Festung gingen seine Bestrebungen nicht immer dahin, sein Territorium und seine Kontrolle zu erweitern. Seine Armee fegte wie eine Heuschreckenplage durch die Länder seiner Feinde, plünderte Städte und Dörfer, löschte die Bevölkerung aus und verdarb urbares Land.
Man sagt ihm sogar nach, er habe einen Fluss umleiten lassen, um alle Spuren der Hauptstadt eines Feindes auszulöschen. Er nahm, was er konnte (darunter oft Frauen und Kinder als Sklaven), und schickte es zurück in die Mongolei. Den Rest zerstörte er. Er war für einige der größten Massaker an Menschen in der Geschichte verantwortlich – die Zahlen sollen in die Millionen gehen.
Das ist heutzutage schon viel, aber denken Sie daran, dass wir uns Anfang des 13. Jahrhunderts befinden. Die Weltbevölkerung als Ganze belief sich damals etwa auf 400 Millionen. Wenn Sie heute also ein Massaker von gleichen Ausmaßen anrichten wollten, dann müssten Sie etwa 17,5 Millionen Menschen töten. Dschingis Khan bekam das mit ziemlicher Leichtigkeit jährlich hin. Viele der Landstriche, die er geplündert hatte, gliederte er nicht in sein Reich ein, sondern ließ sie so verwüstet und leer zurück, dass sich große Gebiete in Asien erst nach Jahrhunderten davon erholten. Der Khan errichtete eine Legende des Terrors und der Schlächterei, die sich von seiner mongolischen Festung ausgehend über 1000 Meilen erstreckte und noch heute durch ihr Ausmaß und ihre Bestialität verblüfft.
Er griff Samarkand im heutigen Usbekistan an, wobei seine Soldaten Gefangene als lebende Schilde verwendeten. Einmal eingenommen, wurde die Bevölkerung auf die Ebene vor der Stadt geführt, wo man sie abschlachtete und Pyramiden aus menschlichen Schädeln auftürmte, um den Sieg zu feiern.
Dschingis Khan schuf eine Legende des Terrors und der Schlächterei, die auch heute noch durch ihre Größe und Bestialität verblüfft.
Ein persischer Gelehrter schätzte die Anzahl der Getöteten allein in Urgench, ebenfalls im heutigen Usbekistan gelegen, auf über eine Million Menschen. Es ist unwahrscheinlich, dass es in Urgench überhaupt so viele Menschen für die Mongolen zum Töten gab, aber der Punkt ist: Urgench wurde nicht erobert, es wurde ausgelöscht. Das Königreich, zu dem es gehörte, wurde Khwarzemia genannt; als der Khan damit fertig war, war es auf Trümmer und Knochen reduziert.
Die Mongolen und später die Tataren setzten ihre Überfälle und Plünderungen von da an (etwa 1207) bis Mitte des 15. Jahrhunderts fort. Man vermutet, dass sie in dieser Zeit etwa 45 Millionen Menschen ermordeten. Nur der Zweite Weltkrieg übertrifft in Hinblick auf die Totenzahlen das, was die Mongolen angerichtet hatten. Und denken Sie daran: Das war alles Handarbeit. Ich will nicht unnötig schauerlich werden, aber es besteht ein riesiger Unterschied darin, jemanden mit einer Pistole oder einer Bombe zu töten oder eben mit einem Schwert. Sie müssen jemanden wirklich töten wollen, wenn Sie es mit einem Schwert tun, und schnell geht es auf keinen Fall.
Die Mongolen machten sich krumm, und all das wegen der Tyrannei eines Mannes. Es ist keineswegs überraschend, dass allein die Erwähnung seines Namens noch 800 Jahre später für eine morbide Faszination sorgt.
Aber die Lektion, die wir von Dschingis Khan lernen können, ist nicht nur, dass Sie früh aufstehen und anfangen sollen, den Leuten mit einem hinreichend scharfen Instrument die Gliedmaßen abzuhacken. Das ist zwar durchaus keine schlechte Idee, doch wir können noch etwas anderes überaus Interessantes lernen. Der Khan wusste, dass seine Kontrolle niemals groß genug sein würde, wenn es darum ging, die Grenzen der Gebiete, zu erreichen, die er plündern konnte.
Er besiegte Armeen von China bis Ungarn, Gebiete, bewohnt von Leuten, die niemals voneinander gehört hatten und die noch weniger unter der Herrschaft eines Mannes vereint werden würden – es war einfach ein zu großes Gebiet, als dass man es in der Welt von 1210 effektiv hätte regieren können. Aber dachte Dschingis Khan nun: »Wenn ich es nicht regieren kann, dann lasse ich es eben in Ruhe?« Natürlich nicht, er versammelte seine Truppen, eine kleine Armee von 30.000 oder 40.000 Mann, und stürmte los, um
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