Miese Chefs
Sie stehen auf dem Weg zur Tyrannei noch am Anfang. Sie sind eingeschüchtert und die Gewaltherrschaft kommt Ihnen vor wie ein exklusiver Klub, wo viele Leute Wolljacken zu tragen scheinen. Sie sind sich nicht sicher, ob das für Sie das Richtige ist …
4. Ihr Navi scheint den Weg zur Tyrannei einfach nicht finden zu wollen. Sie würden ihn gern beschreiten, aber immer, wenn Sie danach suchen, landen Sie auf der falschen Spur, legen den Rückwärtsgang ein und überschütten die Leute mit Ihrer Sorge um die Gesundheit Ihrer Haustiere.
5. Sie können den Weg erkennen und haben die (seltsame) Entscheidung getroffen, dass er nichts für Sie ist. Sie kehren dem Tyrannentum den Rücken. Das ist uns nur recht, denn so haben wir einen perfekten Ausblick darauf, wohin wir das Messer stoßen werden.
Eine dieser Beschreibungen trifft mit Sicherheit auf Ihre heutige Situation zu und es mag sein, dass Sie den Weg hin zum vollen Tyrannentum gern weiter beschreiten wollen. Aber wie sollen Sie feststellen, ob Sie tatsächlich tyrannischer werden oder einfach stehen bleiben? Stephen Covey legte in seinem bahnbrechenden Werk The Seven Habits of Highly Effective People dar, eine zentrale Gewohnheit sei kontinuierliche persönliche Entwicklung (oder »das Schärfen der Säge«, wie er es formulierte). Auch wenn Coveys Buch zu großen Teilen Weicheier-Ratschläge enthält, stimme ich ihm doch darin zu, dass es nötig ist, den eigenen Grad an Tyrannentum ständig im Auge zu behalten und danach zu streben, ihn auf täglicher Basis zu verbessern. Das alte Sprichwort ist treffend: Was sich nicht messen lässt, lässt sich nicht in den Griff bekommen. Gäbe es doch nur eine Tyrannei-Anzeige, irgendeine Möglichkeit, seinen tatsächlichen Tyrannei-Quotienten festzustellen …
Wenn Sie sich daranmachen, ein Buch über Führung zu schreiben (ob das nun die tyrannische Variante ist oder eine andere), dann gibt es etwas, das Ihnen niemand vorher sagt. Es hat fast etwas von einem magischen Zirkel. Ich verrate Ihnen ein kleines Geheimnis:
Eines Nachts, es war wahrscheinlich neblig und eine Eule heulte, hätte ich schwören können, dass mir jemand auf dem Weg nach Hause folgte.
Sie müssen den Grad Ihres Tyrannentums ständig im Auge behalten und danach streben, ihn auf täglicher Basis zu verbessern.
Da ich mitten in London lebe, ist diese Erfahrung keineswegs ungewöhnlich, aber typischerweise wird man etwas aufgeregter, wenn einem dann auch noch jemand durch den eigenen Garten folgt. Nachdem er mich durch meine Haustür gedrängt hatte, zog der Fremde seine Kapuze ab, und zum Vorschein kam ein schwitzender Mann mit beginnendem Haarausfall und schiefen Zähnen. Ein durchschnittlicher Engländer! Weniger durchschnittlich war das Messer, das er mir an die Kehle hielt. Und alles, was er sagte, bevor er auf dem Absatz kehrtmachte und wieder im Nebel verschwand, war Folgendes: »Sorgen Sie dafür, dass ein Fragebogen drin ist.« – »Worin?«, fragte ich ganz zu Recht, wie ich mir einbildete. »Im Buch, Sie Idiot«, gab er über die Schulter zurück und war weg.
Sie sehen, wenn ein Buch wie dieses keinen Fragebogen enthält, dann geschehen einem schlimme Dinge, wie das informative Pamphlet, das der Mann mir dagelassen hatte, beschrieb. Völliges Fehlen eines Fragebogens würde in seiner Rückkehr in Begleitung einiger »schwerer Jungs« resultieren, die mir dann die Beine brechen würden. Bei einem schlecht recherchierten Fragebogen würde er mir eine Woche lang jeden Tag auf dem Weg zur Bushaltestelle einen Hund auf die Fersen hetzen, der mich in selbige beißen sollte. Ärgerlich, also …
Auf den nächsten Seiten finden Sie den TQ-Test. Er ähnelt stark einem IQ-Test, nur dass er Tyrannentum misst. Machen Sie den Test noch heute. Anders als der IQ kann sich der TQ mit der Zeit verändern (denken Sie daran: Darth Vader fing nicht als Volltyrann an, sondern wurde erst mit zunehmendem Alter besser), sodass Sie den Test am besten alle sechs bis zwölf Monate absolvieren sollten, um festzustellen, ob es mit Ihrem TQ vorwärtsgeht oder nicht.
Vielleicht könnten Sie Ihren Punktestand in einer Art Diagramm festhalten und diesen an gut sichtbarer Stelle in Ihrem Büro aufhängen. Setzen Sie sich ein Ziel und nutzen Sie die Tipps in Kapitel 5, um Ihren Punktestand zu verbessern. Aber – bevor Sie auch nur daran denken, ein besserer Tyrann zu werden, sollten Sie in diesem frühen Stadium Ihren angeborenen Hintergrund an Despotie festhalten.
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