Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Miese Chefs

Miese Chefs

Titel: Miese Chefs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan White
Vom Netzwerk:
Rückgrat haben.
    Ebenfalls wichtig ist Authentizität (hier stimmen wir mit den Weichei-Chefs überein). Sich nach jemandes Gesundheit, Familie oder (noch schlimmer) nach seinen Haustieren zu erkundigen, würde andeuten, dass Ihnen all das tatsächlich am Herzen liegt. Das ist nicht-authentisches Verhalten, und so kann man davon nur abraten. Außer natürlich, Sie sind besorgt, dass der schlechte Gesundheitszustand eines Mitarbeiters ihn davon abhalten könnte, seine Pflicht effektiv zu erfüllen – in diesem Fall ist es weise, sich Klarheit zu verschaffen.
    Der Personalberater hat dazu vielleicht eine Politik, aber im Allgemeinen lässt sich sagen, dass, wenn jemand einen Schlaganfall hatte und man ihm keinen Kopierer mehr anvertrauen kann, es recht ungefährlich und absolut anzuraten ist, die betreffende Person zu feuern. Ich meine, wer will schon kranke oder kaputte Leute rumhängen haben, die der Firma das Geld absaugen?
    Es ist 20:30 Uhr und Gordon kommt zur Haustür herein. Die Kinder schlafen und seine Frau macht gerade die letzte Feinarbeit an seinem Abendessen. Er tadelt sie wegen einer mangelnden Vielfalt beim Gemüse, bevor er sich zum Essen und einem Gespräch über ihren jeweiligen Tag mit ihr hinsetzt. Er muss hören, dass es Schwierigkeiten in der Schule gab, als es darum ging, dem kleinen Oliver das gewünschte Instrument in der Schulband zu sichern, und macht sich eine Notiz, morgens den Direktor anzurufen. Er fragt sich, ob er ihn wohl in die Liste für den morgendlichen Anschiss aufnehmen sollte. Die Reinigung hat bei seinen Anzügen hervorragende Arbeit geleistet, nachdem er nach dem letzten Debakel mit rechtlichen Schritten gedroht hatte.
    Er berichtet seiner Frau von seiner bevorstehenden Beförderung – »es ist aber noch nichts fix« – und erzählt ihr einen Witz über seinen rückgrat- und nutzlosen Chef. Um 21:30 Uhr macht er noch einen Spaziergang mit dem Hund, während seine Frau das Abendessen wegräumt, und um 22:00 Uhr gibt er den Kindern einen Gutenachtkuss, macht sich selbst einen Kakao und seiner Frau einen Kamillentee. Die beiden gehen ins Schlafzimmer, um zu lesen. Das Licht geht aus, alles ist ruhig. Die Vorhänge wehen sanft vor dem Fenster hin und her, nur weit entfernte Polizeisirenen und hin und wieder ein Auto durchbrechen die Stille.
    Gordon schläft jetzt und träumt von Drachen und Prinzessinnen. An diesem einen Tag hat er uns auf 20 Lektionen aufmerksam gemacht, die uns bei unseren täglichen Bemühungen um die Tyrannei helfen können. Gehen wir sie noch einmal durch.

Kapitel 5 – Lektionen in Tyrannei
    1. Kontrollieren Sie die Bedingungen für Ihr Tyrannentum – bringen Sie sich hin und wieder selbst zum Stolpern oder stehen Sie mit dem falschen Fuß auf, damit Sie in der richtigen Verfassung sind.
    2. Machen Sie Tyrannei zur Routine, setzen Sie schon für frühmorgens Anschisse an, um zu Höchstleistungen anzuspornen …
    3. … aber denken Sie daran, flexibel zu bleiben und jede Gelegenheiten zur Tyrannei wahrzunehmen, die sich Ihnen spontan darbieten.
    4. Beschweren Sie sich viel und, wann immer möglich, unbegründet.
    5. Managen Sie sorgfältig Ihren Terminkalender, schieben Sie die Leute in letzter Minute hin und her und überraschen Sie dafür andere Leute unerwartet.
    6. Schreiten Sie die Reihen ab (oder »managen Sie durch Herumgehen«, wie die Weicheier das nennen) und terrorisieren Sie dabei die Leute.
    7. Erinnern Sie sich nie an die Namen der Leute, selbst wenn Sie das tun.
    8. Stellen Sie den Leuten zu willkürlich gewählten Zeitpunkten schwierige Fragen und zeigen Sie deutliche Missbilligung, wenn sie mit der Antwort zu kämpfen haben.
    9. Managen Sie die Erwartungen der Leute, d. h. sorgen Sie dafür, dass sie niemals bekommen, was sie erwarten, lassen Sie sie raten und schaffen Sie einen fortwährenden Zustand der Unsicherheit.
    10. Reißen Sie lieber die Argumente anderer nieder, statt eigene aufzubauen.
    11. Kommen Sie spät und gehen Sie früh.
    12. Machen Sie sich bei Ihrem Chef beliebt (aber stoßen Sie ihm bei der ersten Gelegenheit ein Messer in den Rücken).
    13. Sorgen Sie für Unsicherheit hinsichtlich des erwarteten Leistungslevels.
    14. Geben Sie niemals spezifisches Feedback, außer manchmal. Oder vielleicht nicht. Oder …
    15. Seien Sie misstrauisch gegenüber Leuten, die zusammenarbeiten wollen.
    16. Sorgen Sie für Verwirrung und Ablenkung wo nur immer möglich.
    17. Arbeiten Sie darauf hin, eine Kultur der Schuldzuweisung zu

Weitere Kostenlose Bücher