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Miese Chefs

Miese Chefs

Titel: Miese Chefs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan White
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amphibienhafter, mental zurückgebliebener Jugendlicher eingestellt zu haben, Sie wissen schon, die mit den ungleich langen Beinen. Schauen Sie sich mal um, sie tragen wahrscheinlich karierte Hemden.
    Es ist 17:00 Uhr, Gordons liebste Tageszeit. Die richtigen Faulpelze in Gordons Büro fangen an, übers Heimgehen nachzudenken. Gordon geht normalerweise nicht vor 20:00 Uhr nach Hause, sodass es seiner Meinung nach auch niemand sonst tun sollte. Natürlich entkommen die Leute in der Realität ab 18:30 Uhr in Scharen, doch nur zu Gordons beständigem Verdruss.
    Als Gegenmaßnahme macht er auf dem Weg zurück in sein Büro einen Umweg durch die Verwaltungsabteilungen und verwickelt einige der Schichtleiter in eine allgemeine Diskussion über Ziele und Anrufaufkommen. Jemand fängt an, nervös seinen Computer herunterzufahren und persönliche Gegenstände in einen Rucksack zu packen. Die Person befindet sich auf der abgelegenen Seite des Büros und glaubt törichterweise, man würde sie nicht bemerken; sie befindet sich zwischen Gordon und der Tür, und wenn sie nur hinausschlüpfen kann, ohne aufzufallen, vielleicht indem sie einfach vor dem Typen aus der Postabteilung mit seinem Wägelchen hergeht …
    »SIE DA!«, brüllt Gordon, »WO GLAUBEN SIE, DASS SIE HINGEHEN?« Die Person hat noch nicht mal fünf Schritte von ihrem Schreibtisch weg gemacht. Gordon weist sie an, sich in sein Büro zu begeben und dort auf ihn zu warten, findet heraus, wer ihr Abteilungsleiter ist und schleift diesen ebenfalls mit in sein Lager. Nach etwa 15 Minuten des Herunterputzens, Polterns und Schreiens tauchen der Faulpelz und sein Abteilungsleiter wieder aus Gordons Büro auf und eilen an ihre Schreibtische. Heute wird niemand vor 18:40 Uhr versuchen, nach Hause zu gehen …
    Jetzt kommt der produktivste Teil von Gordons Tag, wo er sich seiner Korrespondenz widmet, E-Mails schreibt und seinen Zeitplan für die Termine am nächsten Tag durchgeht (die er natürlich gnadenlos herumschiebt). Er versucht, wo nur möglich seine E-Mails auf Einzeiler zu beschränken und dabei im Idealfall nur die Betreffszeile zu benutzen. So kann er in der kurzen Zeit zwischen 17:15 Uhr und 19:30 Uhr über 100 E-Mails lesen und wieder ausspucken. Um 19:30 Uhr ruft er ein Taxi (sein Sekretär ist bereits auf dem Heimweg) und bestellt einen Wagen in zehn Minuten. Die meisten Leute sind bereits nach Hause gegangen, nur das Finanzteam schuftet noch weiter. Auf seinem Weg nach draußen begegnet Gordon einem Pizzalieferanten, der gerade in den Rezeptionsbereich kommt.
    Eine nützliche Angewohnheit, die man sich zulegen sollte, ist die, kurze E-Mails zu schreiben. Gordon weiß, dass seine Zeit wertvoll ist. Mit Nettigkeiten hält er sich gar nicht erst auf. Forschungen haben ergeben, dass die Zeit, die ein durchschnittlicher Chef jede Woche mit dem Tippen von »bitte«, »danke«, »mit freundlichen Grüßen«, »hat mich gefreut, Sie zu sehen« und blablabla zubringt, sich etwa auf 43 Stunden beläuft.
    Als mieser Chef können Sie die ganze ermüdende Verpflichtung, nach dem Wochenende der Leute zu fragen, einfach ignorieren.
    Sie sind aber kein durchschnittlicher, Sie sind ein mieser Chef. Als solcher können Sie die ganzen ermüdenden Verpflichtungen, danach zu fragen, wie das Wochenende der Leute war, einfach ignorieren. Sie können die Dinge verkürzen, wie Sie unten an einer Reihe von E-Mails, wie sie die besten im Geschäft befindlichen Tyrannen schreiben würden, ablesen können. Hätte Stalin E-Mails geschrieben, hätten sie wahrscheinlich so ausgesehen:

    Spätestens Mittwoch um 15:00 Uhr.
    Sehr enttäuschend.
    Nein.
    Nicht deine Aufgabe.
    Ganzen Bericht neu schreiben.

    Inakzeptabel.
    Irrelevant.

    Verstanden.

    Okay.

    Du stellst die falsche Frage.

    Keine Priorität.
    Zum Tippen einer dieser E-Mails braucht man nicht mehr als eine oder zwei Sekunden. Sie sind prägnant und treffend, und im modernen Geschäftsleben brauchen wir mehr Chefs, die in der Lage sind, sich so auszudrücken. Die Dinge bewegen sich schnell, die Arbeitsmenge wird größer und die Chefs müssen in der Lage sein auszubrechen. Ja, Ihre Leute werden sich das ganze weiche, warme »Wie geht’s dir«-Zeug wünschen. Das liegt daran, dass sie überhaupt kein Rückgrat haben. Sie andererseits sind ehrgeizig, beschäftigt und erfolgreich. Oh, und Sie haben Rückgrat.
    Ihre Leute werden sich das ganze weiche, warme »Wie geht’s dir«-Zeug wünschen. Das liegt daran, dass sie überhaupt kein

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