Miese Chefs
entgangen ist. Es wäre vielleicht auch keine schlechte Idee, ein paar Stunden mehr zu arbeiten …
In Kapitel 2 haben wir uns die idealen Bedingungen angesehen, unter denen Tyrannei gedeihen kann. Eine davon war Unsicherheit, und hier treibt Gordon Mikes Erfahrung von Unsicherheit auf neue Höhen. Mike ist klar, dass Gordon unzufrieden ist, aber er hat keine Ahnung, weshalb. Wenn er ihn fragt, wird Gordon scheinbar nur noch wütender, also lässt er es. Die Lektion, die wir alle hier aus Gordons mustergültigem Verhalten lernen können, ist, dass es unser Job als Chefs ist, die Leistung unserer Leute anzukurbeln. Das lässt sich manchmal am leichtesten erreichen, indem wir ihr bestehendes Leistungslevel als Beispiel für etwas nehmen, was wir nicht zu sehen wünschen. Das mag zu spezifischeren Fragen führen, aber lassen Sie sich nicht in die Details verstricken.
Gordon hält seine Kritik und sein Feedback auf der allerallgemeinsten Ebene und erzeugt so ein Gefühl des Geheimnisvollen in Bezug auf das erwartete Leistungslevel. Das ist eine Gelegenheit für die Angestellten, sich davonzumachen und es selbst herauszufinden. Drücken Sie sich hinsichtlich der genauen Rolle aller Leute, die Ihnen verantwortlich sind, nicht ganz klar aus.
Halten Sie Ihre Kritik und Ihr Feedback so allgemein wie möglich und erzeugen Sie so ein Gefühl des Geheimnisvollen in Bezug auf das erwartete Leistungslevel.
Wenn Sie auf Ihrem Pfad in die Tyrannei voranschreiten und damit gleichzeitig in Ihrer Organisation aufsteigen, werden Sie sich zunehmend der Situation gegenübersehen, Leute unter sich zu haben, von deren Tätigkeiten Sie keine Ahnung haben. Das macht Mikro-Management schwierig, sodass Sie sich wahrscheinlich für neue Ansätze öffnen müssen, um die Leistung auf ein zufriedenstellendes Niveau hochzuschrauben. Die hier vorgestellte Art, Leistung zu managen, ist höchst effektiv, von professionell gar nicht erst zu reden. Wenn Sie so gewandt wie Gordon sind, brauchen Sie sich nicht mit Formularen und Jahresberichten aufzuhalten.
Gordon hat jetzt ein paar Minuten Zeit, um sich auf Sues Ankunft um 16:00 Uhr vorzubereiten. Es graut ihm vor diesem Meeting, und so bittet er einen vorbeikommenden Handlanger, ihm einen Kaffee mit zwei Stück Zucker zu machen, um seine Energiereserven aufzufrischen. Er zitiert ein paar seiner direkten Untergebenen für einen Moment zu sich ins Büro, um von ihnen einige Details über die Möglichkeiten und Hindernisse bei der Zusammenarbeit mit Sues Abteilung zu hören sowie zusätzlich ein paar Geschichten darüber, wie hinderlich einige spezifische Leute in ihrer Abteilung in der Vergangenheit waren.
Sue wird in sein Büro geführt. Das Meeting geht nur holpernd voran. Sue ist scharf darauf, eine Einheit aus dem Boden zu stampfen, die Mitarbeiter aus beiden Abteilungen umfasst und als gemeinsames Servicezentrum zur Datenanalyse und zum Berichtswesen dienen soll, um Geld und Zeit zu sparen und gleichzeitig übergreifende Berichtsstandards in zwei, wie sie sagt, überaus ähnlichen Disziplinen zu implementieren.
Gordon lässt sich nicht täuschen, denn er erkennt, dass sie versucht, ihre billige Form der Berichterstattung seiner Abteilung aufzuhalsen – die es offensichtlich besser draufhat als ihr Pack. ODER, anders gedacht, sie versucht ihr eigenes Imperium aufzubauen, indem sie ihm sein wertvolles Analystenteam abspenstig macht. Er ist sich nicht ganz sicher, welches davon ihr exaktes Motiv ist, aber er weiß, dass Sue das, was sie will, nur über seine Leiche bekommen wird.
Dementsprechend beginnt er, sich unter allerhand allgemeinen Scherzen und viel ablenkendem Klatsch über andere Abteilungschefs einzugraben. Dann führt er einige spezifische Fälle schlechter Zusammenarbeit auf, die Leute in seiner Abteilung durch ihre Mitarbeiter erfahren haben. Gordon nennt in seiner Akribie die einzelnen Namen und Daten der Fälle. Dann fasst er einige der weitläufigeren Ziele seiner Abteilung zusammen, d. h. die Bereiche, bei denen es am wenigsten nach einer Überlappung zwischen ihren zwei Bereichen klingt.
Um etwa 17:00 Uhr zieht Sue niedergeschlagen und eingeschüchtert ab, überzeugt, dass es niemals zu einer Zusammenarbeit zwischen ihren beiden Abteilungen kommen wird. Gordon bringt sie bis in den Rezeptionsbereich und wartet, als sie sich zum Gehen wendet, bis sie sicher außer Hörweite ist, ehe er sich mit verschwörerischem Augenzwinkern der Rezeptionistin zuwendet und sagt: »Ich kann
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