Miese Chefs
man sie produktiv arbeiten, ohne die eigene Karriere zu gefährden.
Und falls Ihnen Zweifel kommen, dass es sich dabei um gute, produktive Arbeit handelt, dann denken Sie daran, dass Jungtiere in der Wildnis miteinander kämpfen, um sich für die Überlebenskämpfe der Zukunft vorzubereiten. Hier ist dasselbe Prinzip am Werk – Sie helfen Ihren Mitarbeitern lediglich, ihre Klauen zu schärfen. Die Stärksten werden unversehrt daraus hervorgehen. Die Schwächeren werden zerzaust, entmutigt und ausgegrenzt enden. Das ist Talentmanagement in Aktion. Sie versetzen die Schwächeren zu anderen Projekten und haben ein wachsames Auge auf die Erfolgreichen – das sind Ihre Konkurrenten …
Schließlich und endlich: Versuchen Sie hinsichtlich der »Starterlaubnis« fließende Übergänge zu schaffen. Es empfiehlt sich anzudeuten, Sie hätten Ihren direkten Untergebenen die Erlaubnis gegeben, ihre Aufgabe zu erfüllen. Es hilft jedoch, wenn Sie hin und wieder, zeitweise und völlig grundlos, damit aufhören.
Das bewirkt, dass die Leute hellhörig bleiben und Sie nicht als selbstverständlich ansehen. Wenn Sie ein Absinken der Qualität feststellen, dann ist es eine gute Idee, für ein paar Wochen die »Hier rührt sich nichts, wenn ich es nicht sage«-Politik zu fahren, zumindest, bis Ihnen langweilig wird. Lassen Sie sich von allen jede E-Mail schicken, um sie abzusegnen. Das erzeugt einerseits einen schrecklichen Protokollstau, aber andererseits unterminiert es das Ermächtigungsgefühl Ihrer Leute. Und was wollen wir nicht ? Ermächtigung!
Also, in Summe: Wenn Sie jegliches Gefühl von Verantwortlichkeit, Klarheit und Starterlaubnis als Aspekte von Ermächtigung (welche wiederum eines unserer vier E’s ist) unterminieren wollen, ist es hilfreich, wenn Sie:
1. GRIND-Ziele stecken können.
2. Überlappende Zielvorgaben setzen, um für Revierverhalten zu sorgen.
3. Schwammig bei den Genehmigungen sind.
Bei Ermächtigung geht es jedoch um mehr als nur um Verantwortlichkeiten. Unsere zweite Angriffslinie richtet sich auf Fähigkeiten und Kompetenzen. Es macht unglaublichen Spaß, Leuten mit klaren Verantwortlichkeiten und Handlungsgenehmigungen zuzusehen, denen es an den notwendigen Fähigkeiten und Kompetenzen mangelt. Stellen Sie sich vor, dass ein Zoo einen neuen Krokodilwärter einstellt und ihn dem Chef der Reptilienabteilung zuteilt. Der Abteilungsleiter ist lediglich ein Anfänger in den dunklen Künsten der Tyrannei und tritt in Sachen Ermächtigung gleich ins Fettnäpfchen. Statt GRIND-Ziele zu formulieren, setzt er SMARTe Ziele und macht so schmerzhaft deutlich, was von einem neuen Krokodilwärter erwartet wird:
To-do-Liste für Krokodilwärter:
1. Krokodile einmal täglich von Hand füttern, sodass die Krokodile einmal am Tag vor den Augen der zahlenden Öffentlichkeit ihr Futter aus der Hand eines Menschen bekommen (die Leute sehen so was gern).
2. Machen Sie zuvor erwähnter Öffentlichkeit klar, dass es völlig ungefährlich ist, auf einem Krokodil zu sitzen, d. h. wenn man sich sehr still hält – einmal täglich.
3. Zweimal wöchentlich dem Krokodil von Hand die Zähne putzen.
4. Alle zwei Tage den Krokodilzwinger ausmisten.
Verantwortlichkeit ohne die notwendigen Fähigkeiten und die notwendige Kompetenz führt tendenziell zu einem Zustand erhöhter Aufregung.
Unser neuer Rekrut ist von einem solchen Ausmaß an Klarheit begeistert, hat aber keine Erfahrung im Umgang mit vier Meter langen Krokodilen, ein Punkt, auf den er schon früh nachdrücklich hinweist. Unser Abteilungsleiter, der von Anfang an einen Textbuch-Fehler gemacht hat, gewinnt die Fassung und seine Tyrannei zurück und erklärt, der beste Ort zum Lernen sei der Arbeitsplatz, er habe volles Vertrauen in die Fähigkeit seines Mannes, zu lernen, von der der Krokodile gar nicht zu reden. Damit wird der Neuling in den Krokodilzwinger geschickt und mit der Anweisung, loszulegen, alleingelassen.
Versetzen Sie sich nun in die Lage des neuen Krokodilwärters. Es sollte klar sein, dass Verantwortlichkeit ohne die notwendigen Fähigkeiten und die Kompetenz zu einem Zustand erhöhter Aufregung führen. Was natürlich hervorragend ist – der neue Rekrut wird wahrscheinlich einen Fehler nach dem anderen machen. In diesem Szenario macht er vermutlich nur einen einzigen Fehler, aber in den meisten normalen Büroszenarien haben Fehler nicht die Tendenz so … endgültig zu sein und können daher wiederholt werden.
Sie können diese Bedingungen
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