Miese Chefs
dass Sie erst ein Viertel des Wegs durch die vier schrecklichen E’s hinter sich gebracht haben. Sie müssen sich immer noch um Empathie, Engagement und Energie kümmern. Es ist noch genug zu tun.
Empathie
Bei Empathie handelt es sich um eine diskretere Idee als bei Ermächtigung, und deswegen kann man mit ihr auch leichter fertigwerden. Ermächtigung ist etwas, das ihre Leute entweder erleben oder nicht erleben. Empathie ist etwas, das Sie an den Tag legen können oder auch nicht. Sie unterliegt daher von Natur aus wesentlich mehr Ihrer Macht und Kontrolle.
Leute, die viel Empathie empfinden, sind schlechte Tyrannen. Empathie bringt es mit sich, dass man sich in die Lage eines anderen versetzt. Das bedeutet, dass Sie sich die Emotionen und Gefühle anderer lebhaft vorstellen und sie selbst erfahren können. Das führt normalerweise dazu, dass man auf andere Leute in einer Weise reagiert, die Sorge um ihr Wohlergehen und ihr Glück zum Ausdruck bringt. Wie Sie sich ausmalen können, untergräbt das jeglichen Versuch, die Tyrannei aufrechtzuerhalten, was unter allen Umständen vermieden werden sollte.
Viele unerfahrene Beobachter nehmen an, Schreckensherrscher würden Vergnügen aus dem Schmerz und Kummer anderer ziehen. Das stimmt nur teilweise. Natürlich machen der Schmerz und Kummer anderer Spaß (wie etwa in den meisten japanischen Gameshows) und, ja, wir erleben Vergnügen wie jeder andere. Aber wenn der Schmerz und der Kummer peinlich und unangenehm sind, dann haben wir, um ganz ehrlich zu sein, lieber nichts damit zu tun. Wie etwa mit jemandem, der Gesichtswarzen hat.
Nein, der Tyrann versucht, den emotionalen Zustand anderer zu ignorieren. Das erlaubt es uns, richtig zu agieren, nämlich tyrannisch und im besten Interesse der Firma (okay, eigentlich in unserem eigenen Interesse in Hinsicht auf unseren Bonus), nicht, weil es uns egal wäre, wie es den Leuten geht, sondern weil wir nicht wissen , wie es den Leuten geht.
Um Wissen zu vermeiden, dürfen wir kein Mitgefühl mit anderen haben oder zeigen. Wir müssen strikt bei unserer eigenen Perspektive bleiben und uns von der der anderen fernhalten.
Hier noch ein paar nützliche Hinweise und Tipps, wie Sie den emotionalen Aufruhr vermeiden können, den zu viel Empathie mit sich bringt:
Stellen Sie nicht zu viele Fragen. Sie werden dafür bezahlt, ein intuitiver, aufmerksamer Chef zu sein. Vertrauen Sie Ihren Instinkten und verlassen Sie sich darauf, dass diese Ihnen sagen, wie sich die Leute fühlen – die könnten es wahrscheinlich eh noch nicht mal besonders klar artikulieren, wenn Sie fragen würden.
Paraphrasieren Sie niemals. Das tun nur Weichei-Chefs, um »klarzumachen, dass sie verstanden haben«. Das ist banal und lässt Sie wie einen Papagei klingen. Sie sind ein Anführer, kein Papagei.
Verhindern Sie, dass andere zu viel reden. Was Sie zu sagen haben, ist wichtiger als das, was Ihre Leute zu sagen haben, denn Sie sind schließlich der Boss. Das ist logisch. Daher hilft es, wenn Sie verhindern, dass die anderen ebenso viel reden wie Sie. Das lässt sich üblicherweise erreichen, indem Sie ihnen mitten im Satz das Wort abschneiden. Wenn das nichts bringt, bitten Sie sie höflich, aber nachdrücklich, das Maul zu halten, weil sie Sie langweilen.
Ihre Leute sollten sich keine Hoffnungen machen, sie würden Ihnen irgendwie am Herzen liegen. Zeigen Sie daher einen ernsten Mangel an Empathie. Versuchen Sie bewusst, die Namen Ihrer Gegenüber falsch zu sagen – tun Sie das beständig, selbst nachdem man sie korrigiert hat. Wenn Sie noch durchschlagendere Wirkung erzielen wollen, dann vergessen Sie bewusst den Namen eines Angestellten, wenn Sie ihm Kunden oder neuen Mitarbeitern vorstellen – oder benutzen Sie den Namen seines Vorgängers. Bitten Sie Ihre Leute wiederholt um ihre Anwesenheit bei Meetings, wenn sie Ihnen bereits gesagt haben, dass sie in dieser Woche im Urlaub sind.
Wenn sie Vegetarier oder Juden sind, dann bieten Sie ihnen aus Prinzip ein Schinkenbrot an. Wenn sie Muslime sind, dann lassen Sie die Zweiergespräche immer über einem alkoholischen Getränk stattfinden und tun Sie überrascht, wenn Ihr Gegenüber eine Cola bestellt. Wenn Ihre Mitarbeiter Familie haben, dann versuchen Sie sie bei Meetings zurückzuhalten, wenn Sie wissen, dass sie ihre Kinder abholen wollen. All diese Taktiken und mehr können eingesetzt werden, um klarzumachen, dass Sie an Ihren Leuten als Menschen nicht interessiert sind, sondern sie nur als
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