Miese Chefs
sich als Motor für Lebhaftigkeit und Selbstvertrauen erweisen kann – also für Dinge, die Sie nicht wollen.
Sie müssen sich wahrscheinlich einmal pro Jahr mit jedem Ihrer Angestellten hinsetzen, um eine Leistungsbeurteilung durchzuführen und die Ziele für das nächste Jahr durchzusprechen, was natürlich eine hervorragende Gelegenheit darstellt, das Selbstwertgefühl der Mitarbeiter herabzusetzen und ihnen einen Teil von ihrem Bonus abzupressen. ABER: Gehen Sie nicht in die Falle und stellen Sie Parameter auf, die zu leicht zu verstehen sind, sonst werden Ihre Angestellten die Tendenz entwickeln, mitzumachen, Dinge zu erreichen und mit einem aufgeblasenen Selbstbewusstsein zurückkommen, mit denen sie Ihnen dann im Hochgefühl der eigenen Effektivität das Leben schwer machen. Setzen Sie stattdessen Ziele, die kaum greifbar sind. Hier ein paar gute, die ich gern benutze:
Erzeuge in deinem Team eine Kultur der Offenheit und Zusammenarbeit – nachhaltig.
Erhöhe die Standards des Berichtswesens bis zum Ende des zweiten Quartals.
Sei wirkungsvoller – besonders bei den höheren Chargen.
Sieh zu, dass die Stimme des Kunden Einfluss auf den Prozess der Produktentwicklung nimmt.
Diese Ziele sind definitionsgemäß unerreichbar. Trotzdem kann es passieren, dass Ihre Leute zu Ihnen zurückkommen und gute Argumente dafür vorbringen, eins dieser Ziele doch erfüllt zu haben. Dann erklären Sie einfach, was Ihre Erwartungen bezüglich »Offenheit und Zusammenarbeit«, »verbessern« oder »mehr« eigentlich bedeuten, und geben ihnen die schlechtestmögliche Evaluierung. Die meisten von uns haben eine angeborene Tendenz, Ziele viel zu schwammig zu formulieren. Wenn Sie die Zielvorgaben Ihres Teams durchgehen und viele von diesem unklaren Typus vorfinden, dann Gratulation! Sie sind auf dem besten Weg, jegliches Gefühl von Ermächtigung in Ihrem Team zu zerbrechen. Wenn Sie jedoch andererseits einen Haufen lasergeführter Präzisionsziele vorfinden, benutzen Sie folgende Eselsbrücke, um sich an den tyrannischen Ansatz der Zielsetzung zu erinnern:
GR = Groß – versuchen Sie, die Dinge aufzublasen.
I = Inkohärent – sorgen Sie dafür, dass es nichts gibt, worauf man Sie festnageln kann, sodass Sie sich später herauswinden können, falls es notwendig werden sollte.
N = Nutznießer – bei allem, was Ihre Leute tun, sollte der direkte Nutznießer Ihr Bonus sein.
D = Diskutabel – lassen Sie viel Raum für »Diskussion« und Interpretation.
Manche Weichei-Chefs mögen über SMART-Ziele reden. Jetzt können Sie wissend sagen, dass Sie auf smarte Ziele scheißen (die sind für Weicheier – wobei Sie das vielleicht nicht laut sagen sollten), denn Sie sind einen Schritt weitergegangen, hin zu GRIND-Zielen, welche wesentlich fortschrittlicher sind. Wenn Sie gute GRIND-Ziele setzen, dann sorgt das für ständiges Chaos hinsichtlich Verantwortlichkeiten bei Ihren direkten Untergebenen. Ermächtigung kann man allerdings auch noch an ganz anderen Orten als in der Ziel-Riege untergraben.
Um mehr Unklarheit zu verbreiten, können Sie beispielsweise auch vielen Leuten eine ähnliche Arbeit zuteilen. Niemand wird mehr wissen, wer wofür verantwortlich ist. Ein hervorragender Ansatz, und zwar aufgrund einer wohlbekannten Eigenschaft aller menschlichen Wesen, ist das Revierverhalten. Wir sind Tiere wie alle anderen auch. Die meisten Tiere markieren ihr Territorium, indem sie an Plätzen urinieren, die sie regelmäßig besuchen, oder indem sie sich an solchen Orten mit einer Duftdrüse reiben. (Anfangs haben wir bei einigen Tyrannei-Testläufen versucht, dieses Verhalten zu imitieren. Wir mussten jedoch feststellen, dass es nur geringfügig Angst verbreitet, ins eigene oder in fremde Büros zu urinieren. Wenn Sie wirklich Wert darauf legen, sich dieses animalische Verhalten zu eigen zu machen, dann empfehlen wir definitiv, Ihre urinalen Exkursionen auf die Büros anderer Leute zu beschränken. Und für unsere weiblichen Tyrannen: Benutzen Sie ein SheWee, erhältlich im Internet.)
Wie die Tiere werden auch wir defensiv, wenn es um unser Territorium geht. Sobald wir nicht genau wissen, was unser Territorium ist, ist unser erster Impuls, gegen die Leute um uns herum zu kämpfen und es zu definieren. Indem Sie einander überlappende Ziele und Verantwortlichkeiten vergeben, sorgen Sie dafür, dass die Leute den Großteil ihrer Energie darauf verwenden, einander zu bekämpfen, statt Ihre Position zu untergraben. So lässt
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