Mika, Bascha
kennen. Die Kleine ist inzwischen
sechs Jahre alt und weiß noch immer nicht, wer die wichtigste Frau im Leben
ihres Vaters ist.
Auch von
Hans' Eltern will Monika ihre Tochter fernhalten. Sie verlangt, dass die alten
Menschen sich zwischen ihr und Kathrin entscheiden, wenn sie ihr Enkelkind
weiterhin sehen wollen.
Hans
könnte seine Rechte als Vater gesetzlich einklagen, doch das will er vermeiden.
Er baut darauf, dass seine Tochter sich ihren Papa nicht nehmen lassen und das
auch gegenüber der Mutter durchsetzen wird. Und dass Monika ihm vielleicht doch
noch verzeiht.
Die Axt
Liebe mir
oder ick zerhack dir die Kommode! Diesen Spruch aus dem alten Berlin hat sich
Monika offenbar als Motto übers Bett gehängt. Niemand wird gerne verlassen, und
über Hans braucht man erst gar nicht zu reden - doch Monika lebt ihre intensive
Feindseligkeit geradezu zerstörerisch aus. Wie ein Kind, das ein Spielzeug
gegen die Wand wirft, weil das nicht seinem Willen gehorcht, versucht sie,
ihren ehemaligen Geliebten kleinzukriegen. Er hat es gewagt, sie allein zu
lassen. Jetzt macht sie kaputt, was sie kaputt macht.
Dass
Monika dabei auch die Rivalin wütend verfolgt, passt ins Bild. Wenn die
Selbstzweifel nagen, weil es mit Männern nicht so recht klappt, gibt man gerne
anderen Frauen die Schuld. Monika ist offenbar nicht nur unglücklich, sondern
auch haltlos, wenn sie keinen Mann hat, der sie liebt und ihr hilft, den Traum
vom Glück zu verwirklichen.
Liebe kann
positiv aufgebläht und überfrachtet werden. Doch auch Hass kann die Liebe
überhöhen und überbewerten. In Monikas Augen hat der Liebesentzug ihr Leben
vernichtet. Um sich Genugtuung zu verschaffen, riskiert sie sogar die Zuneigung
und das Wohl ihres Kindes, von ihrem eigenen Seelenfrieden mal ganz zu
schweigen.
Vielleicht
sollte Monika sich einen zweiten Spruch übers Bett nageln, der den ersten
neutralisiert: Aus Liebe zu dir hab ich auf mich verzichtet. Es wäre besser
gewesen, ich hätte aus Liebe zu mir auf dich verzichtet.
Die Wunde
Rache! Die
Kunst ist voll von verschmähten Liebenden und ihrem düsteren Schmerz. Eine
besonders beeindruckende Figur auf diesem Feld ist Heathcliff, der finstere
Held aus Wuthering Heights. Sturmhöhe. Dieser
Roman von Emily Bronte aus dem viktorianischen England ist ein Klassiker der
britischen Literatur, ein Meisterwerk an schwelender Leidenschaft und eruptiver
Wut, in dem sich der Held und die Heldin an aufsässiger Kraft in nichts
nachstehen. Weil Cathy, seine große und einzige Liebe, zu stolz und zu
eigensinnig ist, um Heathcliff, das Findelkind, den Zigeuner, zu nehmen,
zerstört er gekonnt grausam und mit großem Erfolg zwei Familien über drei Generationen
hinweg. Besiegt wird sein Liebesdämon am Schluss wiederum nur durch die Liebe.
Zweifellos
sind der Liebe verlustig gegangene Männer zu manchem fähig. In der Kunst und
im Leben. Frauen sind das selbstverständlich auch. Und doch scheint es einen
deutlichen Unterschied zu geben. Männer reagieren, wenn sie abgelehnt werden,
Frauen tun sofort alles, damit es erst gar nicht so weit kommt.
Jeder will
geliebt werden. Geschätzt und anerkannt. Das macht Menschen glücklich. Die
Frage ist nur, was sind wir bereit, dafür einzusetzen. Und was geben wir auf,
um die Zweisamkeit zu erhalten.
Die Angst,
verlassen zu werden, gehört zum sorgenvoll monotonen Grundrauschen vieler
weiblicher Biographien. Erst sind wir wahnsinnig damit beschäftigt, den
richtigen Mann zu finden, dann sind wir noch mehr damit beschäftigt, ihn auf
Dauer zu binden. Wo ein Mann dazugehört, damit eine Frau sich vollständig fühlt,
muss ihr ganzes Bestreben darauf gerichtet sein, ihn zu halten. Und wo die
Gesellschaft mit verlogenem Bedauern auf eine Alleinstehende blickt, wird eine
Frau vieles tun, um diesen Zustand zu vermeiden.
Nehmen wir
nur mal den Begriff der alleinerziehenden Mutter. Hört sich doch erst mal so
an, als wolle man damit eine Heldin ehren. Eine moderne Trümmerfrau und
Kriegerwitwe, die sich tapfer ihrer heroischen Aufgabe stellt. Doch wenn man
genau hinhört, klingt beim Thema Aufopferung rasch das Motiv des Opfers durch.
Die Alleinerziehende als Verlassene und Sitzengelassene, die nun nicht mehr mit
einem Doppelprogramm, sondern nur noch als dessen einsame Hälfte in der Welt
steht.
Wie viele
alleinerziehende Frauen gibt es wohl, die dieses Schicksal frei gewählt haben?
Die es so und nicht anders wollen? Die sich lieber allein um ein Kind
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