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Milano Criminale: Roman (German Edition)

Milano Criminale: Roman (German Edition)

Titel: Milano Criminale: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Roversi
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sehr schlank beschrieben mit sportlichem Äußeren. Wir können also davon ausgehen, dass sie eher jung waren.«
    »Sie werden es wieder tun.«
    »Wie bitte?«
    »Sie werden noch einen Coup landen«, erklärt Santi. »Sehr bald schon. Und nicht wegen des Geldes, sondern einfach aus Spaß an der Sache. Anders lässt sich diese sinnlose Gewalt nicht erklären.«
    »Und angenommen, es würde sich um einen Einzelfall irgendwelcher Gelegenheitsräuber handeln? Typen, die nichts Besseres als einen Supermarkt gefunden haben?«
    Santi erwidert nichts, er wäre froh, wenn Pugliesi recht behielte, doch sein Instinkt sagt ihm das Gegenteil. Und er irrt sich nicht: Zwischenfälle von der gleichen Brutalität gibt es nun pünktlich jeden Samstag. Immer das gleiche Drehbuch. Wenn die großen Einkaufsmärkte schließen, die Tageseinnahmen bereits gezählt sind und die letzten Kunden an der Kasse stehen, stürmen die fünf herein, Waffen im Anschlag, schießen wie wild um sich, erschrecken die Leute zu Tode und fliehen dann im gestohlenen Wagen – der später an einem entlegenen Ort wieder aufgefunden wird – mitsamt der Beute.
    »Was machen wir jetzt?«, fragt Pugliesi nach dem zweiten Raubüberfall.
    »Wir erhöhen am Samstag die Zahl der Streifenwagen«, erwidert Santi, »und warten, bis sie einen Fehler machen.«
    4
    Mit einundzwanzig lebt Vandelli im Rausch der Gewissheit, es geschafft zu haben. Er fühlt sich ganz oben, unantastbar.
    Was zu diesem Allmachtsgefühl beiträgt, ist die Entdeckung, dass er die Schlüssel zu den exklusivsten Lokalen der Stadt in der Hand hält, dort wo das bürgerliche Mailand sich trifft, dem er trotz seines fehlenden Hintergrunds nacheifert. Viele kurze Episoden sind es, die ihm zusammengenommen dieses Gefühl vermitteln. Die erste geht auf das letzte Weihnachtsfest zurück, als er tatsächlich telefonisch einen Tisch im Billia di Saint-Vincent reservieren konnte, einfach nur durch Nennung seines Nachnamens.
    Dies ist der Auftakt zu einer langen Reihe exklusiver Restaurants, die er von nun an regelmäßig frequentiert. Nina gefällt diese Welt, sie erinnert sie an die Kreise ihrer Kindheit. Roberto hingegen fühlt sich mehr vom Luxus angezogen als von den Leuten, vom Glanz, der alles umgibt, als wolle er ein für alle Mal das Elend abwerfen, in dem er aufgewachsen ist.
    Immer wieder besucht das Paar nun auch Veranstaltungen der intellektuellen Elite, den Pressezirkel auf dem Corso Venezia zum Beispiel, wo sie den Herzchirurgen Barnard hören, der von seinen ersten Eingriffen am offenen Herzen berichtet. Kurz gesagt, sie amüsieren sich. Juweliergeschäfte betreten sie mittlerweile nur noch, um einzukaufen: Ringe, Colliers und Schmucksets für Nina. In seinem Autohaus auf dem Viale Stelvio wechselt Vandelli wöchentlich den Wagen, wobei er immer einen für den persönlichen Gebrauch behält, sein Lieblingsgefährt, eine DS 21 Cabriolet von Citroën. Den Haifisch.
    Die Begeisterung für diesen Wagen hat ihm ein leicht tuntiger Graf mit tonlosem R vermittelt, mit dem er in einer von Astanguras Spielhöllen gepokert hat.
    »Franzosen sind ganz verrückt nach solchen jeux des mots . CX zum Beispiel, wir Franzosen sprechen das aus wie Sex, und das ist kein Zufall. Viele Autos von Citroën haben Namen, die auf Französisch wie weibliche Substantive klingen: DS , la déesse , die Göttin, oder ID , l’idée . Das ist ganz extraordinaire, n’est-ce pas? «
    Am Morgen nach dieser kleinen Lektion betrat Vandelli ein Autohaus und erstand eine Göttin, in bar. Der Verkäufer zuckte mit keiner Wimper.
    Auch der Kleiderschrank des Gangsters vom Giambellino sieht nicht mehr aus wie früher, als noch bescheidene Anzüge und verschlissene Hemden darin hingen: jetzt hingegen nur noch maßgeschneiderte Anzüge in gedeckten Farben, stets perfekt kombiniert. In zwei Läden kleidet er sich ein: Einer befindet sich in der Via Palmanova, der andere an den Säulen von San Lorenzo. Er bezahlt gut und immer in bar; gibt reichlich Trinkgeld. Keine Fragen, man liegt ihm zu Füßen. Man kann sich vorstellen, wo all der Reichtum herkommt, doch das ändert nichts am Ergebnis. Er ist da, wo er hinwollte. Gute Restaurants, perfekt sitzende Kleider, große Autos und natürlich Traumreisen.
    Im vorigen Sommer waren er und Nina im Gargano in einer Villa am Meer mit eigenem Anlegesteg und Motorboot.
    »Das ist ja wie in Tausendundeiner Nacht!«, hatte die Blondine geschwärmt.
    Und wirklich wurden es unvergessliche Tage und

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