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Milano Criminale: Roman (German Edition)

Milano Criminale: Roman (German Edition)

Titel: Milano Criminale: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Roversi
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darüber …«
    Doch Santi hört ihm nicht mehr zu, zornig hat er den Hörer aufgeknallt. Das Gesicht wutverzerrt. Carla tritt neben ihn mit Beatrice auf dem Arm.
    »Alles gut?«, fragt sie.
    »Ja, ja, gut«, erwidert er, doch er muss den Blick abwenden, weil er Sandras Gestalt vor Augen hat.
    Nur sie beide, sie acht, er zehn Jahre alt. Sie spielen Fangen im Park auf der Piazza Brescia. Plötzlich taucht Sandra hinter ihm auf.
    »Frei«, ruft sie.
    Er dreht sich schnell um, und seine Lippen liegen auf denen des Mädchens. Kaum eine Sekunde lang, unfreiwillig, dann tritt sie einen Schritt zurück und sieht ihn erstaunt an.
    »Kriegen wir jetzt ein Kind, Antonio?«
    Langsam verblasst die Erinnerung, während dem Bullen die Tränen in die Augen steigen.

Der Valentinscoup
    1
    An diesem Abend ist das Quarto Oggiaro wie leergefegt, eine Mondlandschaft. Niemand ist unterwegs, alle zu Hause beim Abendessen. Der Supermarkt Esselunga schließt gerade die Tore, die Angestellten haben die Umschläge mit den Tageseinnahmen schon abgegeben und erledigen schnell die letzten Handgriffe.
    »Dann bis morgen«, sagt eine junge Frau und zieht ihren Kittel aus.
    »Ja, bis morgen, schönen Abend«, erwidert eine andere, die noch ein Regal aufräumt. Ihr Kollege lässt das Rollgitter herunter und achtet beim Reden nicht auf die fünf dunklen Gestalten, die auf ihn zugerannt kommen. Als sie über ihm sind, ist es zu spät, sich zu wehren. Sie tragen schwarze Sturmhauben und sind bis an die Zähne bewaffnet. Brutal stoßen sie ihn beiseite und schießen ein paarmal in die Luft, um keine Zweifel an ihren Absichten aufkommen zu lassen. Der Verkäufer wirft sich erschrocken auf den Boden, die zwei Frauen schreien.
    »Mund halten!«, fordert einer der Gangster und lässt den Schlitten seiner Beretta schnappen.
    »Wo ist der Geschäftsführer?«, fragt ein anderer.
    »Das bin ich«, erklingt eine brüchige Stimme.
    Ein Winzling von Mann, der bei den Kassen auf dem Boden liegt. Er hat den Kopf und einen Zeigefinger gehoben. Er zittert und schwitzt, macht sich vor Angst fast in die Hose.
    »Steh auf und mach den Tresor auf«, befiehlt der Gangster und rennt auf ihn zu.
    Doch der Mann ist völlig außer sich, bewegungsunfähig.
    »Beweg dich, Arschloch, oder glaubst du, wir haben ewig Zeit?«
    Der Geschäftsführer liegt starr auf dem Boden, als würde sein Körper nicht mehr seinem Willen folgen.
    »Ich hab gesagt, beweg dich!«, schreit ihn der Räuber an und versetzt ihm einen Tritt in die Rippen.
    Die anderen Vermummten schauen reglos zu. Das muss der Anführer sein. Hinten ballert ein anderer eine Maschinengewehrsalve in die Luft. »Ein bisschen dalli!«, schreit er.
    Also packt der Anführer den Geschäftsführer am Arm und zieht ihn so gewaltsam hoch, dass der gegen die Regale stürzt. Die Hälfte der Ware ergießt sich auf den Boden.
    »Letzte Chance«, warnt der Verbrecher die Geisel und spannt den Hahn seiner Waffe. »Wenn du noch eine Sekunde verlierst, puste ich dir das Hirn weg.«
    Nach einem Moment, der den am Boden liegenden Angestellten wie eine Ewigkeit vorkommt, begibt sich der Geschäftsführer unter den Stößen der Gangster in Richtung Tresor. Er zittert wie Espenlaub, als er ihn aufmacht, doch sein Leiden dauert nicht lang: Kaum springt die Tresortür auf, sackt er bewusstlos zu Boden. Der Hagerste der ganzen Bande, der Stimme nach auch der Jüngste, hat ihm eins mit dem Pistolenknauf über den Kopf gezogen, Adieu und Goodbye.
    »Schlaf gut, du Hosenschisser!«
    »Können wir uns freuen?«, fragt der Kriminelle, der kurz zuvor in die Luft gefeuert hat.
    Der Anführer reißt die Augen auf, als er den Inhalt des Tresors begutachtet und die schwarzen Säcke füllt.
    »Ja, das können wir«, erwidert er. »Hier drinnen liegt ein kleines Vermögen.«
    2
    Es nieselt leicht, und der Wind um Pont Neuf schneidet eisig ins Gesicht. Doch Antonio und Carla bemerken es gar nicht, so gebannt sind sie vom Anblick der gotischen Türme von Notre Dame und der geschwungenen Konstruktion des Eiffelturms. Einen besseren Jahrestag kann Carla sich gar nicht vorstellen, und sie muss einfach dauernd lächeln. Ihr Mann schafft es immer noch, sie zu überraschen: eine Dreitagestour ganz für sie allein, während Beatrice bei den Großeltern mütterlicherseits ist. Einen Tag vor Abreise lagen die Fahrkarten plötzlich auf dem Küchentisch. Carla hatte sie ungläubig angestarrt.
    »Ich denke, da können Sie nichts als ja sagen, Madame .«
    »Oui!«
    Und

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