Milano Criminale: Roman (German Edition)
an. »Wir haben sie doch eben noch benutzt! Such richtig, irgendwo müssen sie doch sein. Los, sonst knallen die uns alle ab!«
»Scheiße, wir dürfen keine Zeit verlieren«, sagt Pinto nervös und fuchtelt den Wachleuten mit der Sten Gun vor der Nase herum. »Beeilt euch!«
»Schluss! Raus aus dem Auto«, befiehlt Roberto. »Sofort!«
Die drei gehorchen. Pietra entwaffnet sie und stößt sie runter auf den Boden, wo er sie in Schach hält. Gandula fackelt inzwischen nicht lange und schießt auf den Safe, so dass das Schloss explodiert. Geld flattert ihnen entgegen.
»Los, ihr drei, nehmt die Säcke und macht sie voll, ich komme mit dem Auto. Ihr springt rein, was auch immer passiert, kapiert?«, schreit Vandelli den Komplizen zu. »Wir haben schon genug Zeit verloren!«
Gandula jedoch ist wie versteinert.
»Aber …«, stottert er. »Aber, das kann doch nicht alles sein?«
Roberto wirft einen Blick in den Safe. Dort liegen nur vier kleine Säcke.
»Scheiße noch mal! Irgendwas stimmt da nicht«, meint nun auch Romolino.
Vandelli spart sich den Kommentar, denn in der Ferne erklingt schon die Sirene eines Polizeiwagens.
»Sie müssen drinnen die Schüsse gehört haben«, schreit Pietra, »die haben die Bullen gerufen!«
Die drei Sicherheitsleute rappeln sich auf und flüchten in den Supermarkt.
»Nehmt, was da ist, und dann nichts wie weg«, ordnet Vandelli an. Die Bullen rasen mit quietschenden Reifen herbei. Etwa dreißig Meter vor dem Alfa halten sie an und eröffnen das Feuer. Die Kugeln fliegen den Gangstern um die Ohren, treffen auf das Pflaster, graben sich in Bäume, zerschlagen die Windschutzscheiben parkender Autos. Auch Romolino und Pietra ballern nun um sich, während Gandula die Säcke füllt. Alle haben sich hinter den Autos verschanzt.
Vandelli entschließt sich zu einem Ablenkungsmanöver, um sie aus diesem Schlamassel herauszuholen. Mit seiner sechsschüssigen Pistole zielt er auf die breite Fensterfront des Supermarktes und feuert. Unter einem wahren Höllengetöse bersten die Glasscheiben, und die Scherben spritzen in alle Richtungen. Der Trick funktioniert.
Die Polizisten sind lang genug abgelenkt, so dass die Banditen über die Straße rennen und in den schwarzen Alfa hechten können. Mit Vollgas rasen sie in Richtung des Piazzale Lotto davon und verschwinden, während hinter ihnen Dutzende von heißen Patronenhülsen zurückbleiben.
Als sie weit genug entfernt sind, ziehen sie die Sturmhauben von den Köpfen, halten in einer leeren Seitengasse an und wechseln die Kleidung. Alles völlig mechanisch. Wortlos machen sich Pinto und Gandula zu Fuß auf die Suche nach einem Taxi, während Vandelli und die Comasina-Jungs weiter zur Via Civitali fahren, wo Pinto das dritte gestohlene Auto geparkt hat, das Tauschauto. Doch als sie dort ankommen, erwarten sie ein paar weitere Überraschungen.
»Das glaube ich einfach nicht«, stöhnt Romolino. »Dieser Trottel von Pinto hat die Autoschlüssel mitgenommen. Ob er Angst hatte, dass es gestohlen wird?«
Ohne eine Miene zu verziehen, bricht Pietra die Wagentür auf. Für ihn ein Kinderspiel.
Niemand spricht, jeder weiß, was zu tun ist: Jetzt müssen sie die dicken Pullis, Sturmhauben und Waffen loswerden und die Säcke mit dem Geld in den großen Taschen verstauen. Romolino öffnet den Kofferraum und stößt einen Fluch aus.
»Verdammt! Er hat uns nur eine Tasche hiergelassen. Da passt nicht alles rein.«
»Packt das Geld hinein. Und in die Säcke dann die Schießeisen und die Kleider, so weit es geht.«
Die Comasina-Jungs gehorchen.
»Nichts wie weg hier«, sagt Pietra aufgeregt und hebt den Kopf. »Ich glaube, ich höre die Sirenen.«
»Los, zischt ab. Ich kümmere mich um die Beute. Wir sehen uns in einer Stunde wie besprochen.«
Schnell fährt das Auto los und lässt Vandelli auf dem Bordstein zurück mit einer riesigen Tasche voller Waffen und Kleidern über dem Arm. Ohne Eile biegt er in die Via Ciardi ein und bleibt nach einigen Schritten vor einem Treppenabgang stehen, der in ein Kellergeschoss führt. Mit diesem Gepäck kann er nicht viel herumlaufen, also steigt er die Treppe hinab, wo er hinter einer Tür die Mülltonnen stehen sieht. Ohne lange zu überlegen, stopft er die Sachen hinein.
›Wenn ich Glück habe‹, denkt er, ›wird der Müll weggebracht, ohne dass jemand etwas merkt.‹
Eine Minute später steht er wieder auf der Straße und findet ganz in der Nähe ein Taxi. Er steigt ein und lässt sich, um
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