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Milano Criminale: Roman (German Edition)

Milano Criminale: Roman (German Edition)

Titel: Milano Criminale: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Roversi
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auf, »es ist wie ein Puzzle. Auf diesem Blatt steht eine Reihe von Nummern untereinander. Und wisst ihr, was das Entscheidende daran ist? Sie passen zu den Summen, die in den Geldsäcken des überfallenen Supermarktes waren! Das wusste niemand außer den Banditen, die den Coup gelandet haben, und uns, die wir die Meldung von Mondialpol bekommen haben.«
    Die Polizeibeamten lächeln, nun haben auch sie begriffen.
    Santi hat schon nach dem Hörer gegriffen und ruft Pugliesi an.
    »Ist Vandelli noch da?«, fragt er.
    »Nein, ich habe ihn vor zehn Minuten weggeschickt, wie du mir gesagt hast. Aber das Mädchen sitzt noch in ihrer Zelle.«
    Antonio legt mechanisch auf; er fühlt sich leer. Nun hat er des Rätsels Lösung gefunden, doch der Schuldige ist ihm aus der Hand geflutscht, und was das Schlimmste ist: Er selbst war es, der angeordnet hat, ihn gehen zu lassen.
    11
    Die bleiche Morgendämmerung umfängt die Schatten der zwei Polizisten, die sich wie Geister aus einer schlaflosen Nacht auf die Bar zubewegen. Von diesem Moment an beginnt die Sache schiefzulaufen, richtig schief.
    Es gibt kein Motiv, weswegen Vandelli sich gejagt fühlen müsste, zumindest wiederholt er sich das mantraartig, seitdem er die Via Fatebenefratelli verlassen hat: Er ist frei, gegen ihn sind keine Verfahren anhängig. Und trotzdem reagiert er sofort, sobald er Santi und Pugliesi sieht. Sie haben ihn erst ein paar Stunden zuvor weggeschickt – gerade Zeit genug, um zu duschen und sich im Versteck ein Schießeisen zu besorgen –, da stehen sie schon wieder vor ihm. Das kann kein Zufall sein, hier in Lambrate und dann noch in seiner Bar, wo er jeden Morgen hingeht. Sein Nest, sein Reich. Und zu dieser fast noch nächtlichen Stunde. Nein. An diesem Punkt gibt es wenig Alternativen, also packen er und Pinto automatisch ihre Waffen und fangen an, wie verrückt um sich zu ballern.
    Den zwei Polizisten genügt ein einvernehmliches Zeichen, als sie schnell hinter dem Streifenwagen in Deckung gehen. Pugliesi übernimmt Pinto, Santi seinen Rivalen Vandelli.
    »Das ist das Ende der Fahrt«, murmelt er, während die Kugeln durch die Luft sirren. Und zur Abrechnung, überlegt er, kommt es genau an dem Ort, wo die kriminelle Laufbahn des Gangsters auch begonnen hat: Nur ein paar Schritte entfernt von hier nämlich liegt die Wiese, wo er viele Jahre zuvor das Raubtier aus dem Zirkus befreit hat.
    Wild um sich schießend, rennen die zwei vom Giambellino von der Bar weg und suchen hinter den Bäumen im Park der Piazza Gobetti Schutz.
    Für ihre Verfolgung müssen die Polizisten ihre Deckung verlassen, im selben Moment, als Pinto einen Schuss abgibt, der Pugliesi an der Schulter trifft. Der Sovrintendente stürzt der Länge nach hin, ein Schwall Blut ergießt sich über den Boden. Besorgt beugt sich Santi über ihn.
    »Nur ein Streifschuss, keine Sorge«, schreit der Mann und hält sich mit der anderen Hand die Schulter. »Lauf!«
    Der Commissario blickt ihm einen Moment lang in die Augen, um sich zu vergewissern, ob er die Wahrheit sagt, dann steht er auf und will die beiden Verbrecher verfolgen, die aber schon am anderen Ende des Platzes um die Ecke biegen. Als er dort ankommt, sind sie nicht mehr zu sehen. Verschwunden. Er muss sich entscheiden, wohin. Vor ihm liegt die Bahnstation Lambrate.
    ›Der ideale Ort, um sich unter die Pendlermassen zu mischen‹, denkt er, als er die lange Treppe zu den Bahnsteigen hinaufrennt.
    Doch als er keuchend und schwitzend oben ankommt, erstarrt er: Vor ihm steht mit gezogener Knarre Pinto.
    »Ende der Reise, Arschloch!«
    Auch Santi hat seine Beretta in der Hand, in diesem Moment wiegt sie tonnenschwer. Sie stehen einander gegenüber, während um sie herum die Leute schreiend in alle Richtungen stieben.
    Vor Antonios innerem Auge spult sich sein Leben ab: Schwarzweißfotografien vom Überfall in der Via Osoppo, er und Nicolosi im Zagato auf dem Weg zu Paesanino, die vermummten Marseiller in der Via Montenapoleone, Lampis mit seinem Geigenkasten, Carlas sanftes Lächeln bei ihrem ersten Treffen, die Katanga mit ihren Schraubenschlüsseln, Martinez und Castelli, seine kleine Beatrice, Sandras Leiche auf der Toilette der Cattolica, die höhnische Botschaft im Banktresor …
    Er hat eine Zehntelsekunde zum Nachdenken.
    Die Pappkameraden auf der Schießbahn: überzeugen oder abknallen.
    Kein Zögern: abknallen.
    Die Kugel gräbt sich in Pintos Herz, der ihn ungläubig ansieht, bevor er mit einem dumpfen Schlag zu Boden

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