Milchfieber
meisten Bauern längst die Schlüssel für die Haustür verloren. Die Tür war deshalb Tag und Nacht offen und da es auch keine Klingel gab, öffnete man einfach die Tür und rief einen Gruß ins Haus.
„Komm rein, Hans-Georg“, sagte eine weibliche Stimme und als er in die Küche trat, begrüßte ihn Brigitte Renner freundlich. „Ich habe dich kommen sehen. Soll ich uns einen Kaffee kochen?“
Allmers nickte: „Den kann ich gut gebrauchen.“
Er erzählte von Horsts Verhaftung und seinem Gespräch mit Klausi. Als er von Klausi Winklers Bemerkung erzählte, Ines sei im Haus gewesen, als Gerlach zu Tode gestürzt war, wurde Brigitte Renner blass.
„Mir wird das zu viel“, sagte sie mit gepresster Stimme. „Erst die Sache mit Alex und nun noch das.“ Ihre Augen füllten sich mit Tränen.
„Wenn das wahr ist, was Klausi Winkler sagt, dann muss Ines das bestätigen. Sonst ist Horst dran“, sagte Allmers.
„Wenn ich ehrlich bin, muss ich sagen, dass ich froh bin, dass die Geschichte mit Alex zu Ende ist“, meinte sie und wischte sich die Tränen von der Wange. „Aber natürlich nicht so, das wünscht man ja keinem.“
„Wo ist Ines jetzt?“
„Irgendwo auf dem Hof, seit Alex tot ist, ist sie anders geworden. Sie redet kaum noch mit uns und macht stundenlange Spaziergänge.“
„Weißt du, dass sie zusammen mit Nina bei Horst eingestiegen ist?“
„Mit deiner Nichte?“ Brigitte Renner war fassungslos. „Oh Gott, sie ist wirklich völlig von der Rolle. Was wollte sie denn da?“
„Sie glaubt wohl, dass Alex auf dem Hof getötet wurde“, erklärte Allmers. „dafür wollten sie Beweise sammeln.“
„Da kommt sie“, meinte Brigitte Renner plötzlich, „da kannst du selbst mit ihr sprechen.“
Erstaunt sah Ines Renner auf Allmers und ihre Mutter, die immer noch aufgelöst und voller Tränen am Küchentisch saß.
„Ist irgendetwas passiert?“, fragte sie erstaunt.
„Horst Winkler ist verhaftet worden“, sagte Allmers.
Ines begann zu strahlen: „Endlich! Man fragt sich nur, warum erst jetzt? Das alte Arschloch, der tut immer so, als ob er keiner Fliege etwas zu Leide tun könne.“
„Klausi sagt, du hättest gesehen, dass Winkler Peter Gerlach nicht getötet hat? Er meint, er sei hingefallen.“
„Na und?“, fragte sie. „Tut das etwas zur Sache? Er hat Alex auf dem Gewissen, da ist es doch völlig egal, warum er verhaftet wird. Ich werde ihn nicht herauspauken, darauf kannst du dich verlassen. Was hast du überhaupt damit zu tun?“, fragte sie erstaunt. „Bist du jetzt der Privatdetektiv von Winklers, oder wie?“
Allmers ging nicht auf ihre Frage ein, obwohl sie, wie er kurz dachte, berechtigt war. Er fing schon wieder an, auf eigene Faust zu ermitteln.
„Wenn das stimmt“, sagte er eindringlich, „musste du das gegenüber der Polizei so bestätigen. Du machst dich sonst strafbar. Uneidliche Falschaussage oder so ähnlich.“
„Ines!“ Brigitte Renner sprang ihm bei: „du musst die Wahrheit sagen. Wenn du etwas gesehen hast, musst du zur Polizei gehen.“
„Horst ist ein Schwein!“, schrie Ines und begann zu schluchzen. „Er hat Alex umgebracht und dann auf dem Autodach…“ sie konnte nicht weiter reden und vergrub ihr Gesicht in ihren Armen.
Brigitte Renner schob Allmers aus der Küche und schloss die Tür hinter sich.
„Lass mich das mal machen“, meinte sie. „Ich rufe dich an, wenn sich etwas Neues ergibt.“
An Horst Winklers Sturheit bissen sich die Ermittler die Zähne aus. Der Anwalt erklärte ihm vor jeder Vernehmung seine Rechte und Winkler hielt sich eisern daran. Er sagte kein Wort.
Ines Renner ging erst eine Woche nach dem Gespräch mit Allmers zur Polizei. Ihre Mutter hatte Allmers angerufen und ihm von ihr mitgeteilt, dass sie gar nichts sagen würde, wenn er versuche, sie unter Druck zu setzen. Wenn sie eine Vorladung oder ähnliches von der Polizei bekommen würde, würde sie jegliche Aussage verweigern. Sie sei der Meinung, Horst sei ein Mörder, da sei es im Endeffekt egal, für welche Tat er verurteilt werden würde. Sie wolle ihm nicht mehr über den Weg laufen.
Kapitel 33
Lissys Notruf ging um 22 Uhr 10 bei der Zentrale ein. Als der Streifenwagen eine halbe Stunde später auf dem Hof vom Horst Winkler eintraf, lief ihm Lissy mit zerrissenen Kleidern und aufgelöst entgegen.
„Der ist völlig durchgedreht“, rief sie aufgeregt, als die Polizisten ausstiegen.
„Jetzt beruhigen Sie sich erst einmal“, meinte einer der
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