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Milchfieber

Milchfieber

Titel: Milchfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas B. Morgenstern
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Anschlag gesprungen und in das Haus eingedrungen. Klausi war nur noch übrig geblieben, sich unter dem Heu zu verstecken und abzuwarten, bis der Spuk vorüber gewesen war.
    In Stade begannen die Beamten auf Werner Allmers’ Anweisung sofort mit dem Verhör, ohne auf den Anwalt von Winkler zu warten. Winkler sagte nur einsilbig seinen Namen und beschloss dann, zu schweigen. Die Beamten boten ihm Zigaretten an, kochten Kaffee, setzten sich jovial auf den Tisch im Verhörraum, aber alle Tricks, die sie auf der Polizeischule gelernt hatten, um verstockte Verdächtige zum Reden zu bringen, verfingen bei Winkler nicht. Er schwieg. Nach einer Stunde erschien Franz Hinterberg, Winklers Anwalt, und begann zu toben. Ob Winkler überhaupt über seine Rechte aufgeklärt worden wäre und wieso die Polizei nicht mit dem Verhör gewartet habe, bis er erschienen sei? Er drohte, sofort eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen den Verantwortlichen einzulegen.
    Wer das gewesen sei?
    Staatsanwalt Allmers, wurde ihm geantwortet. Er habe gemeint, dass Gefahr im Verzuge sei, deshalb habe man sofort mit dem Verhör begonnen.
    Gefahr im Verzuge? Bei einem Verhör? Dem Staatsanwalt habe man wohl das Hirn gequirlt, so eine Scheiße habe er ja noch nie gehört, schrie der Anwalt. Das werde Folgen haben. Sie sagen gar nichts mehr, wandte er sich an den verschüchterten Winkler.
    Das habe er bisher ja auch nicht getan, versuchten die Beamten den Anwalt zu beruhigen, es sei noch gar nichts passiert.
    Ob es stimme, dass man ihn mit fünfzehn Mann überwältigt habe?
    Die Beamten nickten: Der Staatsanwalt habe das eindringlich verlangt, der Mann sei brandgefährlich.
    Brandgefährlich sei nur dieser Irre, der zu viele Krimiserien gucke, schnaubte der Anwalt. Und so jemand sei Staatsanwalt!
    *****
    Hans-Georg Allmers konnte sich nicht erinnern, Klausi Winkler jemals weinen gesehen zu haben.
    Er hatte Allmers angerufen, aber Hans-Georg hatte ihn am Telefon nicht verstanden, so schluchzte und schniefte er in den Hörer. Schließlich hatte er sich entschlossen, zu Winklers Hof zu fahren, um ihn zu beruhigen.
    Klausi hörte nicht auf zu schluchzen. Erst als Allmers ihn in den Arm nahm und über den Kopf streichelte, beruhigte er sich langsam und begann, zu berichten, was geschehen war.
    Allmers war nicht überrascht über die Entwicklung. Eigentlich, dachte er, ist es eher erstaunlich, dass Horst erst jetzt verhaftet wurde.
    „Weißt du“, fragte er, als Klausi nur noch schniefte und nicht mehr laut heulte, „was man ihm genau vorwirft?“
    Klausi Winkler schüttelte den Kopf.
    „Ist es wegen Alex oder wegen Gerlach?“
    „Horst hat Gerlach nicht umgebracht!“, sagte Klausi Winkler mit Nachdruck.
    „Und Alex?“, fragte Allmers sofort.
    Winkler hob nur die Schultern und sagte nichts.
    „Das kann ich bezeugen, der ist hingefallen und war tot.“
    „Du hast das gesehen?“, fragte Allmers ungläubig. „Wo war das denn?“
    „Er wollte das Geld holen und dabei haben sie sich gestritten. Irgendwann lag er tot auf dem Boden im Schlachthaus.“
    „Und Horst hat nicht nachgeholfen?“
    Winkler schüttelte heftig den Kopf. „Er ist hingefallen. Ines hat es auch gesehen.“
    Ines! Jetzt war Allmers schlagartig der Zusammenhang klar. Ines war die Person gewesen, von der Hella kurz vor ihrem Schlaganfall gesprochen hatte. Sie war es, die auch im Haus gewesen war.
    Allmers nahm sein Handy und rief seinen Bruder an. Er ging nicht ans Telefon, Allmers versuchte es in der nächsten halben Stunde immer wieder, aber das Mobiltelefon des Staatsanwaltes wurde immer zur Mobilbox geschaltet. Allmers sprach darauf und bat dringend um einen Rückruf, aber Werner Allmers meldete sich nicht.
    „Ich fahre jetzt nach Hause“, sagte Allmers zu Klausi, „kannst du heute die Kühe melken? Ist Lissy schon wieder da?“
    Klausi Winkler schüttelte den Kopf.
    „Wenn du nicht zurechtkommst, ruf mich an. Ich versuche jetzt, mit Ines zu reden.“
    Allmers kannte Ines Renner kaum. Ihre Eltern hatten ihre kleine Landwirtschaft schon lange aufgegeben und die Flächen an die Nachbarn verpachtet, Ines ging im Dorf in die letzte Klasse der Realschule und Allmers sah sie nur manchmal morgens, wenn er zur Milchkontrolle fuhr, wenn sie an der Haltestelle des Schulbusses stand. Sie grüßte manchmal freundlich, manchmal überhaupt nicht, je nachdem, welche Laune sie gerade hatte.
    „Moin“, sagte Allmers laut, als er in das kleine Haus trat und niemanden sah. Renners hatten wie die

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