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Milchfieber

Milchfieber

Titel: Milchfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas B. Morgenstern
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das alles fällt. Ich habe mir zwei Alternativen überlegt, seit unserem Tag an der Elbe denke ich über nichts anderes nach. Entweder ziehe ich weg oder ich bleibe da.“
    Allmers lachte zaghaft, aber an Wiebkes Reaktion sah er, dass sie keinen Scherz gemacht hatte.
    „Wenn ich gehe, sehen wir uns nie wieder und wir hören endlich damit auf, uns gegenseitig etwas vor zu machen. Wenn ich bleibe, gibt es ebenfalls nur eine Möglichkeit. Wir machen Nägel mit Köpfen. Wir heiraten“.
    Sie machte eine Pause. Dann sagte sie: „Was schlägst du vor?“
    „Morgen“, sagte Allmers trocken.
    „Heiraten?“
    „Heiraten!“
    „Du wirst es kaum glauben“, sagte Wiebke und küsste ihn zärtlich, „dafür habe ich mich auch entschieden.“
    Allmers konnte sein Glück kaum fassen. Er nahm Wiebke in die Arme und hielt sie lange fest. Er wollte sie nicht mehr loslassen. Seit ihrem ersten Mal in der Scheune ihrer Eltern liebte er sie, dass war ihm jetzt noch klarer als zuvor. Er war ihr nur ein einziges Mal böse gewesen, die Heirat mit Jochen hatte er ihr nie verziehen und ihn an ihrem Verstand zweifeln lassen. Vielleicht wusste sie es nicht, aber er war sich sicher, dass er die Beziehung mit jeder anderen Frau sofort beendet hätte, wenn sie es von ihm verlangt hätte.
    „Noch mal?“, fragte er und war so voller Lust auf ihre Wärme und Weichheit, dass er sich kaum zurückhalten konnte.
    Wiebke nickte müde. Allmers versuchte, sie besonders zärtlich zu streicheln, aber Wiebke erwiderte seine Anstrengungen kaum. Sie stöhnte zwar bei jeder Bewegung, aber schließlich fragte Allmers: „Stöhnst du vor Lust oder Müdigkeit?“
    Wiebke antwortete nicht. Sie war eingeschlafen.

Kapitel 35
    Der Anwalt von Horst Winkler legte Haftbeschwerde ein. Er verwies auf die entlastende Aussage von Ines Renner und die mangelnde Fluchtgefahr.
    Werner Allmers tobte, als die Richterin der Beschwerde nachgab.
    „Ich habe gedacht“, schrie er ins Telefon, als Hans-Georg ihn anrief, „das kann nicht wahr sein. Der Kerl ist ein abgebrühter Mörder und die Tante lässt ihn laufen. Die gehört zu diesen Gutmenschen, die hat den Schuss nicht gehört.“
    „Jetzt rege dich doch nicht so auf“, meinte Hans-Georg. Dann stellte er die Frage, die ihm schon lange auf der Zunge lag, nur hatte ihm bisher die Gelegenheit gefehlt. „Was ist eigentlich aus der Geschichte mit Irene geworden? Willst du sie nun verhaften?“
    Er wusste, dass es unfair war, seinem Bruder in dieser Situation diese Frage zu stellen. Die Aufhebung des Haftbefehls gegen Winkler war für den Staatsanwalt eine deftige persönliche Niederlage. Er war sich immer noch sicher, dass Horst Winkler Peter Gerlach getötet hatte. Nur konnte er es nicht beweisen.
    Der muss kurz vor dem Platzen sein, dachte Hans-Georg Allmers und freute sich. Oft fehlte ihm die Schlagfertigkeit, wenn sein Bruder ihn vor anderen Leuten bloß zu stellen versuchte, so wie vor ein paar Wochen, als er ihn mit Nina in Stade besucht hatte. Das war die Revanche, dachte er.
    Der Staatsanwalt benötigte lange, bis er sich gefangen hatte. Erst schnaubte er nur in den Hörer, dann versuchte er sehr beherrscht zu klingen: „Da war nichts, das habe ich sofort gewusst. Aber man sollte, wenn man seinen Beruf sorgfältig ausüben will, immer gewissenhaft und gradlinig vorgehen, das ist etwas, was du von mir lernen kannst. Hier mussten wir einem Anfangsverdacht nachgehen, um die Frau zu schützen. Damit kein Gerede aufkommt.“
    „Ah ja“, sagte Allmers gedehnt, „damit kein Gerede aufkommt. Dann ist ja alles gut. Von dir lernen heißt siegen lernen. Wann kommt Horst frei?“
    „Der dürfte schon auf dem Weg nach Hause sein. Mal sehen, wen er als nächstes erlegt. Vielleicht seine Schöne? Und dann heißt es wieder, wir hätten das verhindern müssen.“
    Lissy lehnte es ab, Horst aus dem Gefängnis abzuholen. Sie hätte zu viel zu tun, teilte sie ihm mit, als er sie auf ihrem Handy erreichte, sie müsse schließlich den ganzen Hof schmeißen. Er solle morgen ein Taxi nehmen.
    Die Haustür war abgeschlossen, als Horst Winkler nach über zwei Wochen in Untersuchungshaft wieder auf seinen Hof kam. Er wunderte sich ein wenig, dann überlegte er, dass das eine kluge Vorsichtsmaßnahme von Lissy war. Schließlich war sie alleine auf dem Hof. Seine Achtung vor ihr wuchs, als er sich überlegte, dass sie die ganze Arbeit alleine gemacht hatte. Von Klausis Ausraster hatte er nur über seinen Anwalt gehört, Lissy hatte

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