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Milchgeld: Kluftingers erster Fall

Milchgeld: Kluftingers erster Fall

Titel: Milchgeld: Kluftingers erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kobr , Volker Klüpfel
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Einfach so.
    Sein Glück währte nur bis zu dem Moment, in dem sich der Grund für seine Morgengrauen-Expedition wieder ins Bewusstsein drängte. Der Tankwagen! Wo war der Tankwagen? War er abgebogen? Hatte er zu großen Abstand gehalten? Er kniff die Augen zusammen und blickte hektisch nach rechts und links. Er gab Gas. Dann sah er ihn wieder. Er schnaufte hörbar aus. Seine Nerven waren heute Morgen nicht mehr die besten. Er musste sich unbedingt etwas beruhigen. Er schaltete Das Radio ein: Bayern 1, Musikjournal. Die Melodien taten ihm gut, vor allem nach dieser Nacht.
    Langsam wurde ihm auch die Strecke immer vertrauter. Der Lastwagen hatte ihn inzwischen auf die Verbindungsstraße von Dietmannsried nach Kempten gelotst. Hier kannte er sich aus. Er musste sich kaum noch auf die Straße konzentrieren. Auch das half ihm, seine Nerven wieder in den Griff zu bekommen.
    Eine ganze Weile fuhren sie so durch den Morgendunst, bis sie an eine Kreuzung kamen. Geradeaus ging es nach Krugzell und weiter nach Kempten, rechts führte der Weg nach Altusried oder weiter nach Leutkirch. Der Tankwagen fuhr weiter geradeaus Jetzt begann sein Verstand zu rattern. Fragen schossen ihm durch den Kopf und langsam kehrte die Gewissheit zurück, dass diese Spur ihn auch zur Lösung der Mordfälle führen würde. Er hielt wieder ein bisschen mehr Abstand, denn hier war die Strecke weithin gut einzusehen. Kluftinger fuhr über die Illerbrücke, den Berg hinauf.
    Inzwischen war es sieben geworden. Der Laster fuhr in den Ort. Wo wollte er hin? Langsam keimte eine Ahnung in ihm auf, die von jedem weiteren Meter, den der Lkw zurücklegte, bestätigt zu werden schien. Sie befanden sich jetzt auf der Hauptstraße. Sollte er sich doch geirrt haben? Vielleicht war das nur ein wohl kalkulierter Umweg, um eventuelle Verfolger zu verwirren. Dann setzte der Lkw den Blinker. Kluftinger nickte, irgendwie war er zufrieden. Jetzt passte alles zusammen. Er fuhr sein Auto an den Straßenrand und sah zu, wie der Tankwagen in den Hof der Molkerei Schönmanger bog.
    Kluftinger überlegte, was er nun tun sollte. Von den Kollegen würde noch niemand im Büro sein. Auch in der Molkerei würde der richtige Betrieb sicher erst in einer Stunde beginnen. Da konnte er sich genauso gut noch ein Frühstück genehmigen und sich ein bisschen »frisch machen«. Danach wollte er in die Molkerei zurückkehren und ein Angebot wahrnehmen, das ihm der alte Schönmanger bei seinem ersten Besuch gemacht hatte: Er wollte sich einmal die ganze Firma zeigen lassen.
    Kluftinger startete den Passat und fuhr nach Altusried zum Bäcker. Als er sich mit seinen frischen Semmeln wieder ins Auto setzte und an sich herunter sah, war ihm auch klar, was die Bemerkung des Meisters, der morgens immer noch selbst im Laden stand, zu bedeuten hatte: »Ganz schön warm wird das heute, gell. Da hilft es, wenn man luftige Kleidung anhat.« Mit einem breiten Grinsen hatte er das gesagt. Jetzt wusste Kluftinger, warum: Der Reißverschluss seiner Hose stand seit seinem abgebrochenen Austreten während der Beschattung noch immer weit offen.
     
    ***
    Um halb neun stand Kluftinger frisch geduscht und mit einem deftigen Frühstück im Magen in Karl Schönmangers Sekretariat und bat um einen Termin beim Chef. Seine Kollegen hatte er vorher noch kurz über die Ereignisse der Nacht informiert und eine Fortsetzung der Observierung veranlasst.
    »Der Herr Kommissar für Sie«, trällerte Schönmangers Sekretärin in die Sprechanlage. Es folgte eine Pause von etwa zwei, drei Sekunden, dann kam die knappe Antwort: »Soll reinkommen.«
    Karl Schönmanger kam hinter seinem Schreibtisch hervor, als Kluftinger eintrat. Er reichte ihm die Hand und begrüßte ihn mit den Worten: »Herr Kommissar. Was führt Sie schon wieder in unsere bescheidene Hütte?« Kluftinger hatte den Eindruck, dass der Molkereichef dabei die Worte »schon wieder« besonders betonte. Ich komme also ungelegen. Gut so, dachte Kluftinger. Seine Antennen waren auf Empfang gestellt, jede Kleinigkeit wollte er registrieren.
    »Sie haben mir doch vor einigen Tagen angeboten, mir einmal den ganzen Betrieb zu zeigen«, sagte Kluftinger.
    Schönmanger hatte sich inzwischen wieder gesetzt und blickte ihn über den Rand seiner dicken Hornbrille an. »Ja, sicher, aber heute …« Er schien kurz nachzudenken und fuhr dann fort: »Warum eigentlich nicht? Ich kann sie nur nicht selber führen, ich habe ein paar wichtige Termine. Aber ich veranlasse das.« Er

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