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Milchgeld: Kluftingers erster Fall

Milchgeld: Kluftingers erster Fall

Titel: Milchgeld: Kluftingers erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kobr , Volker Klüpfel
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als einfache Käserei angefangen hat, finden Sie nicht?«
    Kluftinger ging dieses selbstverliebte Getue auf die Nerven.
    »Und wie lange sind Sie schon bei dieser Traditionsfirma?«, fragte Kluftinger, obwohl er es genau wusste.
    Das selbstgefällige Grinsen verschwand augenblicklich aus Bartschs Gesicht. »So dreizehn, vierzehn Jahre«, sagte er leise.
    Als Kluftinger und Bartsch den Produktionsbereich betraten mussten sie sich beide weiße Plastikhauben und Schuh-Überzieher aus Plastik anziehen, weil »Hygiene bei uns groß geschrieben wird«, wie Bartsch sagte.
    »Hier geht jetzt die eigentliche Produktion los«, sagte Bartsch sehr laut, um den Geräuschpegel in der Halle zu übertönen.
    »Wussten Sie eigentlich, dass es etwa 4000 verschiedene Käsesorten gibt?«, fragte Bartsch.
    Kluftinger wusste es nicht. Er sagte deswegen: »Ja, davon habe ich gehört.«
    »Für ein Kilogramm Käse braucht man etwa 13 Liter Milch«, fuhr Bartsch mit seiner Schulstunde fort. »Die gefilterte Milch wird pasteurisiert, kommt dann hier in diese Becken und wird mit Bakterienkulturen versehen. Aber keine Angst, das sind völlig ungefährliche Bakterien.«
    Kluftingers Nase fing an zu glühen: Hielt dieser Bartsch ihn eigentlich für einen totalen Deppen? Nein, er dürfte sich nicht ärgern lassen, tadelte er sich für seine aufkeimende Wut. Die würde seine Sinne nur trüben. Wer weiß: Vielleicht war es genau das, was Bartsch wollte.
    »Dann kommt Laab dazu. Das ist ein Enzym aus der Magenschleimhaut von Kälbern.«
    Kluftinger wusste auch das, doch er verdrängte den Gedanken daran immer, so gut es ging. Er liebte Käse, er wollte sich den Appetit nicht durch den Gedanken an Kälberschleimhäute verderben.
    »Vielleicht kann Ihnen das der Herr dort drüben genauer erklären«, sagte Bartsch und deutete auf einen Mann im weißen Kittel, der ebenfalls eine weiße Haube trug und sich Zahlen, die auf einem Bildschirm leuchteten, auf einen Block notierte.
    Bartsch rief zu dem Mann hinüber: »Sie … Hallo, Sie da, Herr …«
    »Dorn«, sagte Kluftinger, ging auf den Mann zu und streckte ihm die Hand entgegen. »Griaß di, Franz.«
    »Ja, Klufti, servus. Und, gibt’s eine Privatführung?«
    »Ja, so ähnlich. Und du? Was treibst du denn hier gerade?«
    »Ach, ich les’ nur ein paar Kontrollzahlen ab. Ist ja alles computergesteuert hier. Da kann man nicht mehr viel falsch machen. Soll ich dir ein bisschen was zeigen?«
    Der Kommissar folgte ihm. Bartsch ließen sie einfach stehen.
    »Wir nennen das einlaaben«, erklärte Dorn gerade, als Bartsch sie wieder erreicht hatte. Die beiden würdigten ihn keines Blickes. »Naja, und dann haben wir, kurz gesagt, Molke und Quark«, fuhr Dorn fort. »Hier werden die beiden Bestandteile getrennt, und dann …«
    »So, alles Klärchen, ich glaube wir müssen weiter«, schaltete sich Bartsch in die Diskussion ein.
    Klärchen? Hatte er wirklich Klärchen gesagt? Kluftinger verspürte einen unbändigen Drang, laut loszulachen.
    »Vielen Dank Herr …«
    »Dorn«, vollendete der Käser Bartschs Satz.
    »Naja, ich glaube, der Rest ist ziemlich klar: Wir gießen Formen mit der Käsemasse aus und trocknen das Ganze. Je nach Käse eben länger oder kürzer.« Bartsch hatte einen mächtigen Zahn zugelegt. Er schien keinen Gefallen mehr an der Führung zu finden.
    Schließlich kamen sie auch am Labor vorbei. Bartsch zog eine Magnetkarte durch einen Schlitz und hielt dem Kommissar die Tür auf.
    »So, das ist jetzt mein Reich«, sagte er und lächelte dabei. Als er Kluftingers kritischen Blick sah, zuckte er ein wenig zusammen, das Lächeln verschwand und er beeilte sich, hinzuzufügen: »Also seit Philip auf so tragische Weise die Firma verlassen hat. Naja, Sie wissen schon …«
    Kluftinger ging an ihm vorbei. Nun konnte er ein Grinsen nicht mehr unterdrücken, er ließ es Bartsch allerdings nicht sehen. Innerlich schrieb er sich einen Punkt gut.
    »Hat sich hier irgendetwas geändert, seit Herr Wachter tot ist?«, fragte er.
    »Nein, nicht wirklich. Wir sind natürlich immer noch geschockt.«
    Bartsch schien durch seine deplazierte Äußerung von eben verunsichert. Kluftinger wollte das ausnutzen.
    »Kennen Sie eigentlich eine Familie Lutzenberg?«
    Jetzt merkte er Bartsch eine deutliche Reaktion an, die für Kluftinger Antwort genug war.
    »Lutzenberg … Lutzenberg sagen Sie?« Bartsch dachte angestrengt nach. Dabei blickte er dem Kommissar prüfend in die Augen. Für Kluftinger schien es, als

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