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Milchgeld: Kluftingers erster Fall

Milchgeld: Kluftingers erster Fall

Titel: Milchgeld: Kluftingers erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kobr , Volker Klüpfel
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Handy daneben. Sollte er umkehren? Erst Verstärkung rufen?
    Ein Klicken riss ihn aus seinen Gedanken. Er erkannte die Schemen eines hochgewachsenen Mannes. Er hatte etwas in der Hand. Irgendetwas, das leuchtete – ein Feuerzeug. Kluftinger war erleichtert. Wäre es eine Taschenlampe gewesen, es hätte schlecht für ihn ausgesehen. Ein roter Punkt flog vor der Eingangstür auf und ab. Der Mann hatte sich offenbar eine Zigarette angezündet.
    Der rote Punkt flog wie ein Glühwürmchen durch die Luft. Nach links, nach rechts … auf ihn zu. Verdammt. Der Mann kam genau auf ihn zu. Kluftinger wischte sich den Schweiß von der Oberlippe. Er ballte die Hände zu Fäusten. Noch fünf Meter, dann würde er einfach aufspringen und den Mann k.o. schlagen. Das Überraschungsmoment würde hoffentlich reichen.
    »He, wie wär’s, wenn du uns mal wieder ein bisschen hilfst?«
    Kluftinger hielt den Atem an. Eine zweite Gestalt war in der Eingangstür aufgetaucht. Durch das Licht aus dem Inneren konnte der Kommissar sie nur als schwarzen Fleck ausmachen.
    »Man wird ja wohl noch mal pinkeln dürfen?«
    Kluftinger bekam eine Gänsehaut, obwohl er schwitzte. Wenn er jetzt aus seiner Deckung heraus müsste, würde es schlecht um ihn stehen. Warum musste er sich auch ausgerechnet hinter diesem Baum verstecken? Und warum mussten Männer immer gegen irgendwelche Bäume pinkeln?
    Er ging im Geist den bevorstehenden Kampf durch: Den ersten würde er vielleicht mit einem gezielten Schlag schaffen, aber den zweiten? Kluftinger hatte in seinem ganzen Leben noch nie eine körperliche Auseinandersetzung gehabt, wenn man von der Wirtshausschlägerei vor gut 20 Jahren absah. Und auch da hatte er nicht gut ausgesehen, obwohl er noch wesentlich jünger und sportlicher gewesen war. Außerdem konnte er nicht gut Schmerzen ertragen. Sollte er einfach aufstehen und sich als Polizist zu erkennen geben? Vielleicht würde der Schock, entdeckt worden zu sein die beiden Männer lähmen. Andererseits wusste er nicht, wie viele sich noch im Haus befanden. Sollte er so tun, als hätte er eine Waffe? Aber was, wenn die Männer selbst bewaffnet waren?
    »Komm jetzt, ich brauch dich hier drin.«
    Kluftinger schickte ein Stoßgebet zum Himmel: Lass ihn wieder reingehen, lass ihn wieder reingehen. Dann sah er den roten Punkt auf sich zu fliegen und kurz darauf unzählige leuchtende Pünktchen vor seinen Füßen tanzen. Ihr Glimmen erhellte für einen Sekundenbruchteil auch sein Gesicht. Aber das konnte der Mann nicht mehr sehen. Er hatte sich bereits umgedreht und ging wieder zur Scheune.
    Kluftinger schaffte es nur unter Aufbringung aller Willenskraft, nicht lautstark auszuatmen, so erleichtert wie er war. Er ließ sich ein, zwei Minuten Zeit, bevor er sein weiteres Vorgehen durchdachte. Er würde diesmal vorsichtiger sein.
    Aus der Scheune drangen gedämpfte Stimmen, immer wieder hörte man Metall klappern und dann ein leises Zischen. Er hielt es nun nicht mehr aus. Er musste wissen, was sich in der Scheune abspielte. Kluftinger visierte den Brunnen an, der etwa zehn Meter entfernt ziemlich genau auf halber Strecke zwischen ihm und der Scheune lag. Er zählte innerlich bis drei und spurtete los. Er wunderte sich selbst darüber, dass er während des Laufens kaum ein Geräusch verursachte. Er duckte sich hinter den Brunnen, nahm die linke Seite der Scheune ins Visier, und rannte wieder. Als er hinter der Ecke verschwunden war, fühlte er sich besser. Hier war er nicht so leicht zu entdecken, selbst wenn jemand aus dem Gebäude herauskommen würde.
    Langsam tastete sich Kluftinger weiter an der Holzwand entlang vom Hof weg. Dann hatte er gefunden, wonach er gesucht hatte: Wie ein kleiner Diamant blitzte ein winziger Lichtschein aus der Wand. Das alte Holz war voll von kleinen Rissen und einer würde ihm als Guckloch dienen. Kluftinger presste seine linke Wange gegen die Wand und schob sein Auge über den Spalt. Mit dem Augenwinkel des anderen behielt er den Hof im Blick.
    Kluftinger musste mit den Beinen etwas zurück und sich dann nach vorn lehnen, denn sein Bauch verhinderte, dass er sich nah genug an den winzigen Spalt pressen konnte. Endlich sah er ins Innere. Zunächst fiel sein Blick auf etwas Großes, Metallisches.
    Es hatte eine wabenartige Struktur, sah aus wie gebürstetes Eisen. Er schob seinen Kopf nach oben, nach unten, nach links und rechts, doch ihm bot sich immer nur das gleiche Bild. Er trat ein paar Schritte zurück und suchte die Wand nach

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