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Milchgeld: Kluftingers erster Fall

Milchgeld: Kluftingers erster Fall

Titel: Milchgeld: Kluftingers erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kobr , Volker Klüpfel
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weiteren undichten Stellen ab. Schnell wurde er fündig. Nun erkannte er auch, wozu der metallene Gegenstand gehörte, den er feuerst gesehen hatte: Er hatte auf einen Lastwagen geblickt. Aber es handelte sich um keinen normalen Lastwagen. Es war ein Tankwagen.
    Der Kommissar veränderte seine Position etwas, um mehr von dem Raum zu sehen. Jetzt erkannte er auch zwei, nein drei Männer. Einer saß im Führerhaus des Lastwagens, die zwei anderen hievten gerade einen großen Sack in Richtung des Wagens. Dann legte der eine dem anderen den Sack über die Schulter, woraufhin dieser eine metallene Treppe hinaufstieg. Daher kamen die Klapper-Geräusche, die er vorher gehört hatte. Der Mann mit dem Sack verschwand aus seinem Blickfeld. Kluftinger beeilte sich, ein neues Guckloch auszumachen.
    Als er es gefunden hatte, sah er gerade noch, wie der Mann den Sack auf eine Rinne legte, die geradewegs ins Innere des Tanks führte. Ein weißliches Pulver ergoss sich mit einem Zischen ins Innere des Lastzugs. Jetzt war also auch die Herkunft dieses Geräusches geklärt.
    Kluftinger lugte in den Raum und entdeckte eine ganze Reihe von Säcken, die sich an der anderen Wand der Scheune Stapelten. Er bemerkte eine Schrift darauf, aber er konnte sie aus dieser Entfernung nicht entziffern. Atemlos huschte er um die Scheune herum. Ein weiterer, etwas größerer Spalt gestattete ihm einen komfortableren Blick ins Innere. Er musste jetzt direkt hinter den Säcken sein. Gerade wurde vor ihm der oberste von vier Händen gepackt und heruntergezogen. Dabei konnte er die Schrift nun ganz deutlich erkennen. Nur lesen konnte er sie nicht. Es waren Schriftzeichen, die ihm fremd waren. Am ehesten erinnerten sie ihn an kyrillische Buchstaben, aber sicher war er sich nicht. Nur eins war gewiss: Jetzt verstand er überhaupt nichts mehr.
    Was in aller Welt konnten diese Säcke mit den fremdländischen Schriftzeichen nur mit den beiden Morden an Wachter und Lutzenberg zu tun haben? Hatten sie überhaupt etwas damit zu tun? Kluftinger merkte, wie sich sein Magen zusammenkrampfte. Er wollte diesen Gedanken gar nicht weiterdenken. Insgeheim hatte er gehofft, heute, hier draußen in der Einöde, den Schlüssel zu seinen ungelösten Fällen zu finden. Doch nun hatten sich im Gegenteil sogar noch weitere Fragen aufgetan. Wie lange würde es dauern, dieses Teil ins Puzzle einzufügen? Wenn es überhaupt passte. Und was war das für ein Pulver, das da in den Tanklastzug verladen wurde? War er vielleicht einem riesigen Drogendelikt auf die Spur gekommen? Wie lange könnte er noch …
    Kluftinger konnte den gerade begonnen Gedanken nicht mehr zu Ende führen. Der Mann aus dem Führerhaus des Lastwagens war gerade ausgestiegen. Er kannte ihn. Es war Hermann Botzenhard. Derselbe, bei dem er tags zuvor noch die Traktoren angesehen hatte. Sein Gefühl hatte ihn also nicht getrogen: Botzenhard war ihm gleich so seltsam vorgekommen.
    Kluftinger beschloss, zurück zum Auto zu gehen. Er wollte die Kollegen rufen, hier würde er allein sowieso nichts ausrichten können. Und er musste sich beeilen: Es war kurz vor fünf und der Himmel verfärbte sich schon langsam in ein verwaschenes Grau. Es würde nicht mehr lang dauern, und der kommende Tag würde ihm jede Möglichkeit der Deckung nehmen. Er schlich weiter an der langgezogenen Wand des Wohntraktes. Er lauschte noch einmal und als er sicher war, dass sich niemand außerhalb der Scheune befand, rannte er los.
    Er kam nur ein paar Meter weit, dann stoppte er so abrupt, dass er beinahe der Länge nach hingefallen wäre. Zwei Scheinwerfer tasteten sich gerade am Ende der Straße über den Hügel. Kluftinger zischte einen Fluch, sah sich um, und lief wieder in den Schutz der Hauswand zurück. Dort wollte er warten, bis das Auto vorbeigefahren war. Doch es fuhr nicht vorbei. Nein, es bog von der Straße auf den Weg, der zum Hof führte.
    Kluftinger sah schnell nach links und nach rechts. Wenn er sich woanders verstecken wollte, musste er es gleich tun. Doch er wähnte sich in seiner jetzigen Position einigermaßen in Sicherheit. Durch die Fenster des Wohnhauses hindurch sah er, wie der Wagen im Hof parkte. Jemand stieg aus und stapfte in die Scheune. Kluftinger rannte zu seinem vorigen Standpunkt und spähte wieder durch die Bretterwand. Er sah den Mann, der gerade hereingekommen war. Es war ein grobschlächtiger Hüne, der den drei anderen mit seinen Riesenpranken kumpelhaft auf die Schultern schlug. Der Kommissar verstand

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