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Milchgeld: Kluftingers erster Fall

Milchgeld: Kluftingers erster Fall

Titel: Milchgeld: Kluftingers erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kobr , Volker Klüpfel
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billigem Rohstoff: Das ist für eine Molkerei wie die Lizenz zum Gelddrucken. Dachten wir jedenfalls.«
    Kluftinger unterbrach die Ausführungen des Chemikers: »Eugen, kümmerst du dich sofort darum? Die sollen auf der Stelle den Schönmanger junior hierher bringen.« Dann wandte er sich wieder seinem Gegenüber zu: »Und sein Vater? Wusste der auch Bescheid?«
    »Sein Vater?« Bartsch lachte verächtlich. »Wenn der das gewusst hätte, wären wir alle schon längst im Gefängnis, da können Sie aber sicher sein. Das war ein Grund für die Aktion mit dem Tankwagen.«
    »Sie haben also gepanschte Milch zur Käseherstellung verwendet. Wurden die Lebensmittel nicht kontrolliert?«
    »Das ist ja das Geniale. Die ganzen Zusatzstoffe zersetzen sich beim Reifeprozess fast vollständig. Und mit der EU waren die Grenzwerte auch nicht mehr so hoch. Wir haben aus Scheiße Gold gemacht!« Für einen kurzen Augenblick klang Bartsch geradezu stolz.
    »War das Zeug gesundheitsschädlich?«, fragte Kluftinger. Sein Gegenüber senkte den Kopf.
    »Ob es gesundheitsschädlich war, will ich wissen«, insistierte der Kommissar.
    »Ich weiß es nicht. Ich weiß es wirklich nicht«, erwiderte Bartsch leise. Und fügte nach einer kurzen Pause hinzu: »Ich hab jedenfalls die Finger von dem Käse gelassen.«
    Sofort beauftragte Kluftinger seine Sekretärin, eine Rückrufaktion für die Schönmanger-Produkte zu veranlassen. Er atmete tief durch. Er versuchte seinen aufkeimenden Zorn im Zaum zu halten. Diese Menschen hatten durch ihr skrupelloses Verhalten womöglich die Gesundheit vieler Kunden aufs Spiel gesetzt. Aus reiner Geldgier. Er hatte dafür nur Verachtung übrig Dann stellte er die entscheidende Frage: »Wollte Wachter aussteigen? Oder warum haben Sie ihn umgebracht? Und was hatte der junge Lutzenberg mit der ganzen Sache zu tun?«
    Bartsch sah in entsetzt an. Erst jetzt schien er zu begreifen, dass es hier um mehr ging als um gepanschte Milch. »Hören Sie«, sagte er eindringlich, »ich habe bei dieser Sache mitgemacht, das stimmt. Aber ich schwöre bei Gott: ich habe nie, niemals irgendjemanden angerührt. O.k., ich geb’s zu, ich habe ein paar Dateien von seinem Computer gelöscht, bevor die Polizei eingetroffen ist, aber das war’s dann auch schon.«
    »Und doch haben wir zwei Tote«, antwortete der Kommissar.
    Die Tür wurde aufgerissen. Strobl war etwas außer Atem als er die Worte »Er ist weg!« in den Raum rief.
    »Wer?«, fragte der Kommissar.
    »Der Schönmanger. Peter Schönmanger. Nicht aufzufinden.«
    »Kruzifix, des fehlt uns grad noch. Sofort Fahndung einleiten. Roland, klemm’ dich ans Telefon. Eugen, du bleibst mit den Kollegen in Krugzell in Kontakt. Und kann irgendjemand diesen Bartsch wegschaffen?« Der Kommissar würdigte den Mann vor sich keines Blickes.
    »Frau Henske, verbinden sie mich sofort mit dem alten Schönmanger.«
    Im eben noch ruhigen Büro waren nun alle in Hektik. Jeder hatte einen Auftrag, den er so schnell wie möglich erfüllen wollte. Kluftingers Telefon blinkte wieder. Es war Karl Schönmanger. Er schien entsetzt über das, was Kluftinger ihm erzählte. Doch auch er wusste nicht, wo sich sein Sohn befand.
    »Mein Gott, der Junge …«, war das letzte was er sagte, bevor Kluftinger einhängte.
    Kaum zehn Minuten später stürmte Strobl in sein Büro: »Jetzt kriegen wir ihn! Er hat ein Ticket von München nach Brasilien gebucht. Sein Flieger geht …«, Strobl blickte auf seine Armbanduhr, »… in dreieinhalb Stunden.«
    Kluftinger blickte ebenfalls auf die Uhr. »Das schaffen wir«, sagte er und rannte aus dem Büro.
     
    ***
     
    Eine Viertelstunde später saß er mit Strobl bereits im Fond eines Streifenwagens auf der B12 irgendwo zwischen Marktoberdorf und Kaufbeuren. Zwei uniformierte Kollegen begleiteten sie.
    Sie hatten sofort nach Verlassen des Präsidiums die Münchener Polizei verständigt; die Kollegen warteten bereits am Flughafen.
    Dann saßen sie einfach nur da und sahen aus dem Fenster. Lange sagte keiner ein Wort. Alle hingen ihren Gedanken nach, sahen am Fenster den wunderschönen Sommertag vorbei ziehen.
    Strobl brach das Schweigen. »Glaubst du, der Bartsch war’s?«, fragte er. »Oder doch eher der junge Schönmanger?«
    »Du wirst lachen, das habe ich mich auch gerade gefragt. Ich weiß es nicht. Ich habe wirklich keine Ahnung. Zutrauen würde ich es beiden. Andererseits: Der Bartsch wirkte wirklich so, als hätte er an die Morde gar nicht mehr gedacht.« Er

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