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Milchgeld: Kluftingers erster Fall

Milchgeld: Kluftingers erster Fall

Titel: Milchgeld: Kluftingers erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kobr , Volker Klüpfel
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er schien Kluftinger gar nicht zu registrieren, als der ganz nahe an ihn herantrat und leise sagte: »Hab ich dich!«
     
    ***
    Als Kluftinger etwa zwei Stunden später im Präsidium eintraf, war er so gut gelaunt, dass er seine Sekretärin sogar mit Handschlag begrüßte und ihr ein Kompliment über ihre Frisur machte, das diese erröten ließ. »Machen Sie uns doch bitte einen Kaffee«, sagte er zu ihr und winkte seine Kollegen in sein Büro.
    »Holt mir jemanden vom Labor«, sagte er in die Runde und als Strobl und Hefele wie auf Kommando zu Maier blickten, erhob der sich seufzend mit den Worten: »Geh’ ja schon.«
    »Und, hast du was rausgefunden, Roland?«, wandte er sich an Hefele und spielte dabei auf die Verhöre an, die dieser nachts noch geführt hatte.
    »Zumindest etwas: Die vier Vögel von heute Nacht haben dreimal die Woche in der Scheune Milchpulver in den Tankwagen gekippt. Das Pulver kam angeblich immer aus Russland. Dieser Große hat es dann irgendwo abgeholt. Sagt er jedenfalls. Wozu sie das Ganze getrieben haben, wussten sie angeblich auch nicht. Natürlich war ihnen klar, dass da was nicht in Ordnung war, immerhin wurden sie ziemlich gut bezahlt. Aber sie haben nie nachgefragt. Behaupten sie jedenfalls.«
    »Wer war ihr Auftraggeber?«, wollte Kluftinger wissen.
    »Da sind sie ziemlich verstockt gewesen. Erst haben sie gesagt, dass sie immer nur per Telefon Kontakt gehabt haben. Als wir ihnen dann klar gemacht haben, dass das ziemlich unglaubwürdig ist, nachdem sie die Fuhren ja selbst abgeliefert haben, sind sie immerhin mit dem Namen Bartsch rausgerückt.«
    Es klopfte. Maier trat mit einer etwa 30-jährigen, sehr attraktiven Frau ein: groß, schlank, langes, pechschwarzes Haar, das sie zu einem Zopf zusammengebunden hatte. Kluftinger fielen ihre rehbraunen Augen auf. Über ihrem beigefarbenen Kostüm trug sie einen weißen Kittel. Die Männer kannten sie. Sie wurde im ganzen Präsidium nur ehrfürchtig »die Lipp vom Labor« genannt. Von den Männern jedenfalls.
    Maier grinste übers ganze Gesicht und zeigte dabei sein Zähne. Er sah aus, als führe er stolz eine Eroberung vor. »Das ist Dr. Helga Lipp. Vom Labor«, sagte er, als ob das nicht eh schon alle wussten. Kluftinger deutete auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch: »Bitte. Hat Sie mein Kollege schon über alles informiert?«
    »Ja, ich weiß Bescheid«, sagte sie mit einer piepsigen Stimme die die Männer für kurze Zeit in einen Schockzustand versetzte. Jeder hatte erwartet, dass sie tief und hauchend sprechen würde, doch genau das Gegenteil war der Fall.
    »Gut«, ließ sich Kluftinger nicht irritieren. »Was kann es mit dem Milchpulver auf sich haben?«
    »Also, mir erscheint so auf die Schnelle nur eine Möglichkeit plausibel«, antwortete sie und nur Maier grinste immer noch. Ihn schien ihr Sopran nicht im Geringsten zu stören. »Sehen sie, Milch wird mit Bakterienkulturen verarbeitet. Dadurch verliert das Casein, das in der Milch enthalten ist, seine ursprüngliche chemische Struktur und seine Löslichkeit, die Milch wird fest. Es entstehen Molke und der so genannte Bruch oder Quark, aus dem man dann wiederum Käse herstellen kann.«
    Kluftinger hörte geduldig zu. Er wollte sie nicht drängen, aber so langsam hätte er schon gern etwas gehört, was er noch nicht wusste. Er nickte um ihr zu zeigen, dass er verstanden hatte.
    »Gut. Das alles ist möglich, wenn Milch ganz bestimmte Eigenschaften erfüllt. Die wichtigste: Sie muss frisch sein. Meines Wissens ist dies alles mit Milchpulver nicht nur nicht möglich, weil Milchpulver selbst schon chemisch verarbeitet ist und bestimmte Inhaltsstoffe gar nicht mehr aufweist. Es ist, aber da müsste ich mich noch genau erkundigen, glaube ich sogar verboten.« Sie machte eine Pause und sah sich um als wollte sie sich versichern, dass auch die Männer in ihrem Rücken verstanden hatten. Maier fühlte sich durch ihren Blick ermutigt und zwinkerte ihr zu. Verwirrt schaute sie wieder zu Kluftinger.
    »Ganz bestimmt verboten ist es aber, Milchpulver aus dem Ostblock an der, so vermute ich, Lebensmittelkontrolle vorbei nach Deutschland zu bringen und hier zu verarbeiten. Irgendwas kann damit nicht stimmen, sonst würde sich der Transport gar nicht lohnen.«
    Kluftinger bedankte sich bei ihr und wollte sie zur Tür begleiten, da sprang Maier aus seinem Sessel und sagte »Ich bringe Sie hinaus.« Kluftinger zog nur die Augenbrauen hoch und wandte sich dann an seine anderen Kollegen. »Jetzt

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