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Milchgeld: Kluftingers erster Fall

Milchgeld: Kluftingers erster Fall

Titel: Milchgeld: Kluftingers erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kobr , Volker Klüpfel
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Altusried war. Einen Teil des Weißlackers nahm er wieder mit ins Auto, das würde sein Mittagessen sein. Er wollte sich auf dem Weg ins Büro noch frische Semmeln kaufen. Er dachte gar nicht daran, den Rest in eine Tupperdose zu packen und fuhr zurück nach Kempten.
     
    ***
     
    Auf dem Weg klingelte sein Handy. Frau Henske informierte ihn, dass Wachters ältere Tochter bereits im Büro auf ihn wartete. Den Umweg zum Bäcker sparte er sich daher.
    Er ging in sein Büro, orderte bei Frau Henske vorher noch eine Tasse Kaffee und ein Nusshörnle, begrüßte seine Gesprächspartnerin und sprach ihr sein Beileid aus. Julia Wagner, geborene Wachter, war eine junge Frau um die Dreißig. Sie trug ein strenges, dunkles Kostüm, dem man ansah, dass es teuer gewesen war. Sogar Kluftinger sah das. Darunter trug sie ein roséfarbenes T-Shirt.
    Auf einmal klingelte Frau Wagners Handy und die junge Dame nahm den Anruf an, nachdem sie sich beim Kommissar dafür entschuldigt hatte. Kluftinger nutzte die Zeit, Julia Wagner genauer zu mustern.
    Sie war eine attraktive junge Frau, gute Figur und »Zahnpastalächeln«. Gleichzeitig aber merkte er, dass für ihn etwas an ihrem Erscheinungsbild nicht stimmte. Vielleicht lag es am Tod ihres Vaters, vielleicht trug sie Trauer, ihre Kleidung war jedenfalls übertrieben streng und passte nicht recht zu ihrem sonstigen Auftreten. Wenn es nicht an der Trauer über den verstorbenen Vater lag, versuchte sie offenbar, als ernstzunehmende, seriöse Karrierefrau zu erscheinen.
    Die Schatten um ihre Augen verrieten, dass sie die letzen Tage mitgenommen hatten. Sie versuchte aber, nach außen einen gefassten und ruhigen Eindruck zu machen.
    »Du solltest wirklich schauen, dass Du schleunigst kommst, was kann denn jetzt noch wichtiger sein? Ja klar, ich muss mich wieder um alles kümmern. War ja auch Dein Vater … Na gut, morgen … Bis dann, Theresa.« Julia Wagner klappte ihr Mobiltelefon zu, rang sich ein Lächeln ab und entschuldigte sich nochmals beim Kommissar: »Das war meine Schwester, wissen Sie? Sie ist so unorganisiert … Sie kommt doch erst morgen, weil sie noch niemanden gefunden hat, der auf ihre Kinder aufpasst. Soll sie sie eben mitbringen zur Beerdigung ihres Großvaters, das hielte ich eh für passender, als sie in Italien irgendwo abzugeben«, sagte sie ärgerlich. »Wir sollten nun mit unserem Gespräch beginnen, ich habe noch sehr viel zu erledigen, die Zeit drängt.«
    »Natürlich«, sagte Kluftinger und merkte, dass es fast unterwürfig klang. Sie hatte schließlich gerade in seinem Büro fünf Minuten lang telefoniert, während er warten musste.
    »Ich habe übrigens gleich noch eine Frage an Sie, Herr Kluftinger: Wann wird der Leichnam meines Vaters denn nun freigegeben? Wann kann ich also den Termin für die Beerdigung festsetzen?«
    Es klopfte an der Bürotür. Frau Henske betrat den Raum, brachte den gewünschten Kaffee und entschuldigte sich dafür, dass es nur noch Quarktaschen gegeben habe. Kluftinger nickte, brummte ein kaum identifizierbares »Isch scho recht« und wandte sich wieder der Tochter des Opfers zu. Als Sandy schon wieder bei der Tür war, bat er sie noch, bei der Gerichtsmedizin in München anzurufen und sich nach der Freigabe des Leichnams zu erkundigen.
    »Ich denke, die Beerdigung wird in zwei bis drei Tagen stattfinden können«, sagte der Kommissar und konnte nun endlich die Befragung beginnen.
    »Frau Wagner, erzählen Sie mir bitte ein bisschen von Ihnen und Ihrer Familie«, fing Kluftinger an, und an der ausbleibenden Reaktion seines Gegenübers merkte er, dass er noch hinzufügen musste: »Ich möchte mir zunächst ein Bild von Ihrer Familie und von den Verhältnissen machen, in denen Ihr Vater gelebt hat.«
    »Ich bin die Ältere von uns beiden. Theresa, meine Schwester, ist vier Jahre jünger als ich. Was die Verhältnisse angeht, in denen mein Vater lebte … nun … versprechen Sie sich da nicht zu viel von mir. Ich lebe seit langem in München und der Kontakt zu meinem Vater wurde im Lauf der Jahre immer spärlicher.«
    »Was machen Sie beruflich, Frau Wagner?«
    Julia machte nicht den Eindruck, als ob sie Hausfrau und Mutter wäre und vielleicht würde das Eis brechen, wenn die mutmaßliche Karrierefrau über ihren Beruf erzählen könnte.
    »Ich arbeite in der Werbebranche. Es ist ein harter Job, der fast meine ganze Zeit in Anspruch nimmt. Zum Glück ist mein Mann ebenso wie ich Creative Art Director in der Firma, sonst würden wir uns

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