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Milchgeld: Kluftingers erster Fall

Milchgeld: Kluftingers erster Fall

Titel: Milchgeld: Kluftingers erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kobr , Volker Klüpfel
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….«
    »Jetzt hör mir mal zu: In unserem Ort ist jemand ermordet worden und du wirst mir jetzt ganz genau erzählen, was da los war, sonst …«
    Sie ließ immer dieses »sonst …« im Raum stehen, wenn sie ihren Worten Nachdruck verleihen wollte. Er hatte noch nie gefragt, was denn sonst passieren würde und auch diesmal riet ihm sein Verstand, es sein zu lassen.
    »Er ist gestern, vermutlich am Vormittag, erdrosselt worden. So glauben wir jedenfalls. Aber der Bericht von der Obduktion ist noch nicht da. Sein Arbeitskollege hat ihn gefunden. Soweit wir das sehen können, fehlt nichts in der Wohnung«, berichtete Kluftinger in nüchternem Amtston.
    »Sag das aber ja niemandem weiter«, mahnte er.
    »In der Wohnung erdrosselt«, sagte sie halb zu sich selbst. »Habt ihr schon mal bei seinen Weibergeschichten nachgeforscht? Da soll es ja drunter und drüber gegangen sein.«
    Er zog die Augenbrauen hoch. Seine Frau wusste anscheinend eine ganze Menge.
    »Ja, ist uns bekannt.«
    »Und?«
    »Was und? Es hat sich noch keine enttäuschte Liebhaberin gestellt«, erwiderte er patzig. Es passte ihm nicht, dass er schon wieder soviel erzählt hatte. Aber unter den gegebenen Umständen war ihm schließlich nichts anderes übrig geblieben.
    »Was für eine Vorhangschnur?«, fragte sie.
    »Gibt’s da Unterschiede?«
    »Allerdings.« Sie stand auf und ging zum Fenster. »So eine?«
    Kluftinger betrachtete sich ihre Schnur.
    »Ja, so ähnlich. Aber sie hat so metallisch geglänzt.«
    Seine Frau ging zum Schrank und schloss ihn auf. Sie holte einen Stapel Kataloge heraus und legte sie auf den Tisch. Sie breitete sie aus und sah sie sich an. »Wahrscheinlich so was«, sagte sie halblaut und griff sich den Ikea-Katalog.
    Der Kommissar betrachtete das geschäftige Treiben aufmerksam. Sie ist schön, schoss es ihm plötzlich durch den Kopf, als sie sich eine Haarsträhne hinters Ohr klemmte.
    Manchmal traf ihn diese Erkenntnis völlig unvermittelt und mit einer emotionalen Wucht, die er sonst gar nicht bei sich kannte. Aber es stimmte: Sie war schön. Schon als er sie kennen gelernt hatte, damals, auf der Allgäuer Festwoche, hatte ihn ihre Erscheinung sofort in ihren Bann gezogen. Er hatte lange nicht verstanden, warum sie ausgerechnet ihn ausgesucht hatte, denn er hielt sich nicht für besonders attraktiv. Gefragt hatte er sie das allerdings nie. Das Erstaunlichste für ihn war, dass ihre Schönheit in all den Jahren geblieben war. Sicher, sie hatte etwas zugenommen. Aber er mochte das. Genau wie ihre gepflegte Erscheinung, auf die sie so Wert legte. Ungeschminkt ging sie nicht aus dem Haus. Allerdings trug sie nie zu viel auf, immer nur ein leichtes Make-Up. Am meisten faszinierte ihn, dass sie – ganz im Gegensatz zu ihm – so wenig Falten bekommen hatte. Nur ihre grauen Strähnen verrieten ihr wirkliches Alter. Aber die färbte sie sich immer weg, sodass ihre kinnlangen Haare einen gleich bleibenden, hellbraunen Farbton aufwiesen. Er wischte diese Gedanken schnell wieder weg, denn im Moment schienen sie ihm unpassend.
    »So?«, fragte sie und hielt ihm den Katalog hin. Kluftinger beugte sich vor und staunte. Genau so hatte die Schnur ausgesehen. Er dachte zwar nicht, dass ihnen das irgendwie weiterhelfen würde, aber er war ehrlich beeindruckt. Er nickte.
    »Frekvens«, flüsterte seine Frau.
    Er verstand nicht.
    »Frekvens. So heißt die Schnur. Bei Ikea haben alle Sachen Namen. Und die Schnur heißt eben Frekvens.«
    »Worauf willst du hinaus?«
    »Auf nichts. Ich sag nur, dass Euer Mörder mit einer Frekvens-Schnur von Ikea getötet hat.«
    Tatsächlich, da stand es. Jetzt hatte die Mordwaffe auch noch einen Namen.
    »Damit kann man schon jemand die Luft abschneiden«, sagte seine Frau im Expertenton und nickte dabei.
    »Wenn du’s sagst«, seufzte er.
    »Ach ich kann das wohl nicht beurteilen, dazu ist die Hausfrau wohl zu blöd oder was? Weißt du was? Dann mach deinen Schmarr’n doch alleine.« Mit diesen Worten knallte sie ihrem entgeisterten Gatten den Katalog auf den Schoß und verschwand im Hausgang. Ein paar Sekunden später steckte sie noch einmal ihren Kopf zur Tür herein. »Und glaub ja nicht, das mit dem Urlaub sei schon gegessen. Ich geh jetzt zur Annegret.«
    Bevor er noch etwas sagen konnte, war sie verschwunden.
    »Niemandem was verraten«, rief er ihr noch nach, als er die Tür ins Schloss fallen hörte.
    »Weiber«, sagte er schließlich laut und schüttelte den Kopf. Dann nahm er die Fernbedienung und

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